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Im Portrait

Elio Altare

Weinfeld und Häuser auf dem Weinberg

Die Wurzeln der Familie Altare liegen in Dogliani, einer Ortschaft, die – was Wein anbelangt – heute für Dolcetto bekannt ist und südwestlich von Monforte d’Alba gelegen ist. Silvia Altares Großvater Giuseppe kaufte 1948 das heutige Weingut in La Morra und zog mit seiner Familie in die Region Barolo um. Damals bestand der Hof aus einem Besitz von überschaubaren fünf Hektar, die mit den Rebsorten Nebbiolo, Barbera und Dolcetto bestockt waren, aber auch mit Obstbäumen wie Pfirsich, Apfel und den heutzutage dank der Firma Ferrero im Piemont weitläufig angebauten Haselnussbäumen. Damals warfen Obstbäume noch deutlich mehr Gewinn ab als Weinreben.

Weinfeld, Weinberg Elio Altare

Elio Altare war DER moderne Revolutionär schlechthin und wurde im traditionell ausgerichteten Piemont angefeindet und belächelt. Er war der Vorreiter der radikalen Ertragsbeschränkung im Weinberg und der erste Winzer, der mit den tanninreichen Baroli in neue Eichenholz-Barriques ging, um mit der dort erfolgenden Sauerstoffzufuhr früher zugängliche, fruchtigere und charmantere Weine auszubauen. Für seinen Vater Giovanni war dieses drastische Vorgehen nicht nachvollziehbar. Er hatte unter der Armut zweier Kriege gelitten und empfand Elios Vorgehen als respektlos und verrückt. Ihre Beziehung zerbrach. Als Giovanni 1985 starb, enterbte er seinen Sohn Elio Altare.

Aber Elio war trotzdem noch felsenfest von seiner Vision überzeugt und gab nicht auf. Er arbeitete umso härter und kaufte sowohl das Weingut als auch die dazugehörigen Weinberge von seinen Geschwistern zurück! Elio Altare setzte von Anfang an auf die Eleganz, Finesse und Ausgewogenheit im Wein, die ihn bei seinem Besuch im Burgund so begeistert hatten. Der weltoffene Mann war bereit, neue Methoden im Weinberg umzusetzen und mit modernen Vinifikations- und Ausbautechniken auch im Keller neue Wege zu gehen. 

Das Weingut füllt insgesamt durchschnittlich 70.000 Flaschen pro Jahr ab, die dann weltweit zugeteilt werden müssen. Bis die Weine bei uns im Lager ankommen, sind sie nicht selten bereits von den Elio-Altare-Fans reserviert. Daher heißt es bei Elio Altare immer lieber schnell zugreifen, solange das noch möglich ist! 

Eine moderne Familie

Elio führte den modernen Familienbetrieb gemeinsam mit seiner Frau Lucia. Und als sie alt genug waren, wurden sie zudem von ihren beiden Töchtern unterstützt. Die ältere davon, Silvia – ein wahres Energiebündel –, ist Anfang dieses Jahrhunderts in Elios Fußstapfen getreten und füllt diese mit Größe aus. Der langjährige japanische Kellermeister Tesu Cyo ist zudem ein Riesentalent und großer Könner an Silvias Seite. Die erstklassige Fortführung des Lebenswerks von Elio Altare ist also glücklicherweise gesichert! Bei Elio Altare kann übrigens jeder Mitarbeiter alle Arbeiten ausführen, vom Rebschnitt bis zur Ernte, von der Weinbereitung bis zum Vertrieb, den Bürotätigkeiten und dem Marketing. Das ist heutzutage schon ziemlich außergewöhnlich.

Die Altare-Philosophie

Die Familie Altare fühlt sich verpflichtet, ihr Land so gesund und vital wie möglich an die nächste Generation weiterzugeben. Das Weingut und Familienhaus sind zudem von Reben umgeben, daher werden die Weinberge so natürlich wie möglich und ohne den Einsatz von Herbiziden, Pestiziden oder anderen Substanzen bearbeitet, die den Lebenszyklus der Reben stören könnten. Lediglich die im biologischen Weinbau erlaubten Stoffe Kupfer und Kupfersulfat werden verwendet, gedüngt wird mit organisch erzeugtem Kuhmist. Dabei arbeitet das Weingut Elio Altare nicht biologisch oder biologisch-dynamisch, sondern nach traditionellen, jahrhundertealten Methoden.

Weinkeller von Elio Altare

Im Keller von Elio Altare

Die Weine werden in Rotationstanks aus Edelstahl komplett mit natürlichen wilden Hefen aus den Weinbergen vergoren. Silvia erlaubt den Weinen im kleinen Holzfass dann den malolaktischen Säureabbau, sie werden weder filtriert noch geschönt abgefüllt.

Eine Familie mit beinahe übermenschlichem Drive

Der 1950 geborene Elio Altare steht seiner Tochter Silvia immer mit Rat und Tat zur Seite. Heute ist er ein lebender Mythos und einer der angesehensten Winzer der ganzen Region Piemont. Allerdings wird es ihm nie langweilig! Im Alter von über 60 Jahren nahm sich die verrückte Ausnahme-Persönlichkeit noch einiger neuer Projekte an, wie beispielsweise des Weinbaus in Cinque Terre (Ligurien). Zudem restaurierte er ein kleines, verlassenes Dorf in Castelmagno, um dort Käse herzustellen, baut Heilkräuter an und produziert in der Region Alta Langa einen Sekt aus einer alten, fast vergessenen Rebsorte namens »Liseiret«. Er kultiviert auch noch Bio-Gemüse und mittlerweile sogar wieder Obst.

Heute bewirtschaftet das Weingut etwa 12 Hektar Rebfläche. Zusätzlich zu den eigenen Rebflächen ist Silvia nämlich immer an diversen Pachtverträgen dran, die im Piemont heute unter der Hand vergeben werden. Heute gibt es in der immer teurer werdenden Region Barolo eigentlich keine Langzeit-Pacht von 20 bis 30 Jahren mehr, sondern eher kürzere Verträge. Und sobald das gepachtete Land einmal vom Weingut Elio Altare bewirtschaftet wurde, steigen die Preise erfahrungsgemäß mit dem nächsten Vertrag deutlich, sodass Silvia schon das eine oder andere Mal aussteigen musste. Leider erzeugt Elio Altare überall nur sehr geringe Mengen und es ist nicht so leicht, an die Weine zu kommen. Das Weingut füllt insgesamt durchschnittlich 70.000 Flaschen pro Jahr ab, die dann weltweit zugeteilt werden müssen. Bis die Weine bei uns im Lager ankommen, sind sie nicht selten bereits von den Elio-Altare-Fans reserviert. Daher heißt es bei Elio Altare immer lieber schnell zugreifen, solange das noch möglich ist! 

Aktuelles

Neueste Jahrgangsberichte

Wir haben 2024 »überlebt« und viel aus einem Jahrgang gelernt, den wir seit den 70er/80er Jahren nicht mehr erlebt haben, als es fast jedes Jahr regnete. 2024 ist definitiv der Jahrgang, in dem ich mehr Zeit in den Weinbergen verbracht habe als je zuvor, und ich bin stolz auf mein Team. Dass wir hervorragende Trauben ernten konnten, verdanken wir unserer präzisen und harten Arbeit. Wir begannen am 16. September bei extremen Wetterbedingungen mit der Ernte. Zwischen den Regentagen hatten wir nur kurze Zeitfenster mit trockenen Tagen, um die reifen Trauben zu ernten. Wir ernteten ständig im Schlamm, und in vielen Weinbergen mussten wir die Eimer von Hand transportieren, weil es zu rutschig und gefährlich war, mit den Traktoren hineinzukommen.

Am Ende ernteten wir gesunde Trauben und konnten trotzdem mehrere Ernten derselben Weinberge durchführen. Mehrere Ernten derselben Parzelle ermöglichen einen vollständigen Überblick über das Reifefenster. Manche Früchte sind knapp unterreif, manche reif, manche etwas überreif. Der Unterschied kann nur eine Woche oder ein paar Tage betragen, aber es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Ausdrücke zwischen den Picks sind.

Die größte Neuigkeit bei Elio Altare ist die Verlängerung des Pachtvertrags der kleinen Parzelle in der begehrten Cru Lage Cannubi. Dafür habe ich seit Jahren beide Daumen gedrückt gehalten, denn die Pacht lief 2024 aus. Eine Woche vor meinem Besuch konnte zum Glück ein Deal für 10 weitere Jahre abgeschlossen werden. Das Weingut arbeitet mit einigen geleasten Weinbergen. Silvia Altare erzählt, dass die früher wesentlich längeren Pachtverträge von 15 bis 20 Jahren – ganz besonders bei exklusiven Lagen – heute oft nur noch zwei bis fünf Jahre lang laufen. Und wenn Altare einmal in einer Lage gearbeitet hat, steigt der Preis des nächsten Pachtvertrags garantiert. Bisher verlor das Weingut deshalb die ein oder andere Lage wieder an Weingüter, die tiefer in die Tasche greifen konnten und wollten. Deshalb hält Silvia stets die Augen offen für neue Parzellen, die zum Leasing frei werden. Aber wie gesagt ist diesmal alles gut gegangen mit Cannubi. 

Aber leider ging der Preis natürlich weiter in die Höhe und das Weingut wird daher den Preis des Altare Barolo Cannubi bedeutend anheben müssen. Ausgerechnet der große Jahrgang 2021 wird somit für unsere besonders schnellen Kunden, die sich ein paar Flaschen von dem streng zugeteilten Stoff sichern können, eine Chance sein, sich »einzudecken«. In Anbetracht der genialen Qualität des Jahrgangs ist der Jahrgang eh für alle Altare Fans ein absolutes Muss! Die Baroli präsentieren sich bei Elio Altare durch die Bank reichhaltig und konzentriert. Die brillant rot-fruchtigen Weine (bei vielen Barolo-Weingütern haben die 2021er ein eher dunkles Fruchtprofil, aber bei Altare ist die Frucht eher klirrend rot!) zeichnen sich durch eine herausragende Harmonie und verführerische, vielschichtige betörende Würze im saftigen Nachhall aus. 

Im Weinberg war das Jahr ziemlich »easy«, sagt Silvia Altare. Kein Hagel und keine außergewöhnlichen Herausforderungen während der Wachstumsperiode, auch vom Frost blieb das Weingut in La Morra verschont. Die Temperaturen waren mit 30°C tagsüber und 15°C bei Nacht ausgeglichen und lieferten perfekte Bedingungen für das gleichmäßige Ausreifen der Trauben. Allerdings war 2021 auch der Beginn einer langen Durststrecke für die Reben. Nach dem Frühling verlief der Jahrgang trockener als gewöhnlich. Die Lese der Nebbiolo-Trauben war am 16. Oktober beendet. 

Ansonsten gibt es bei Altare keine Änderung. Seit 10 Jahren verwendet Silvia für einen Teil der Weine die Burgunder Fässer von François Frères, die auch in den besten Kellern des Burgunds in Reih und Glied stehen. Ansonsten bleibt sie den Taransaud-Fässern, die schon ihr Vater zu schätzen wusste, treu.

Elio Altare Jahrgang 2020

Das Weingut Elio Altare arbeitet hauptsächlich mit geleasten Weinbergen, das heißt also, diese werden vom Weingut für einen bestimmten Zeitraum genauso bewirtschaftet wie ihre eigenen Lagen. Pachtverträge laufen heute oft nur noch zwei Jahre lang (früher waren es eher 15 bis 20 Jahre!), dann werden die Karten neu gemischt. Erfahrungsgemäß steigen die Traubenpreise, sobald eine Lage mal Trauben für die ultra-gefragten Altare Weine hervorgebracht hat. Das bedeutet, dass eine Lage ab dem nächsten Pachtvertrag nicht selten gleich fünf Mal so teuer sein kann! Obwohl Altare Weine bereits im gehobenen Preisbereich liegen, ist eine derartige Erhöhung wirtschaftlich nicht tragbar. Silvia Altare ist daher immer auf der Suche nach Top-Lagen, aber welche zu finden, die noch halbwegs bezahlbar sind, wird zunehmend schwieriger. Vom Jahrgang 2020 füllte das Weingut Elio Altare eine durchschnittliche Menge von 80.000 Flaschen ab. Dieses Jahr konnte Silvia erstmals Trauben aus der neuen Lage »Bricco Ambrogio« in Roddi ernten, sie gehen ebenso wie die Trauben aus Pernanno (Castiglione Falletto) und Sarmassa (La Morra) in den Barolo Classico. Im 2020er Barolo Classico Blend is zudem ein Teil der Trauben der exklusiven Cru Lage Cerretta aus Serralunga. Silvia Altares Tochter Nora wurde im Mai 2020 geboren, daher war sie selbst im Herbst 2020 zwar bei allen wichtigen Entscheidungen dabei, aber das Lob für den schönen, erfolgreichen Jahrgang geht hauptsächlich an ihren langjährigen Kellermeister Tesu Cyo, der seit 2009 mit Silvia arbeitet und der bei der Lese dafür sorgte, dass auch 2020 alles seinen gewohnten Gang ging. Auch Elio Altare war im Jahrgang 2020 »Hands-on«. In La Morra war der Jahrgang im Weinberg recht unspektakulär und mit einer gleichmäßigen Wachstumsperiode gesegnet. Elio Altare Baroli 2020 zeichnen sich durch ihre phänomenale Balance aus. Sie sind mit saftiger Frucht und spannender Frische ausgestattet, daher ist der Ausbau im Barrique dieses Jahr weniger präsent, denn das Holz wurde komplett aufgenommen. Wenn ich die Weine mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Harmonie«.

Elio Altare Weinkeller

Bei Silvia Altare stehen in den nächsten Jahren ein paar Änderungen an, die zum Teil darin begründet liegen, dass die Verträge geleaster Lagen, wie zum Beispiel die Barolo Cannubi, in Kürze auslaufen. Heute sind leider sowohl die Traubenverträge als auch die Traubenpreise für zugekaufte Trauben in La Morra ins schier unermessliche gestiegen. Daher heißt heute auch Silvias ehemaliger Barolo La Morra nur noch Barolo, weil inzwischen circa 40 Prozent Serralunga-Trauben in den Wein kommen. Ansonsten, was die Weinbereitung angeht, ist beim Weingut Elio Altare alles so solide wie eh und je, und Silvia steuert das Schiff mit ihrer sicheren Hand. Der beste Wein des grandiosen klassischen Jahrgangs 2019 ist sicher der Barolo Cannubi, der viel reife, saftige Frucht mit seiner grandiosen Struktur verbindet. Er ist der ultimative Finessewein bei Altare. Die Pacht konnte hier bis 2024 verlängert werden, dann sieht man weiter. Der Vigneto Arborina ist sicher der Wein, in dem der Ausbau im Barrique am präsentesten ist, dabei lebt er von seiner Balance und Trinkigkeit.