Die größte Weinregion im Norden Griechenlands ist sowohl für ihre charakterstarke rote Rebsorte Xinomavro als auch die überraschende klimatische Vielfalt bekannt.
Makedonien ist die geografisch größte Wein produzierende Region Griechenlands und erstreckt sich beinahe über den gesamten Norden des griechischen Festlandes hinweg. Die enorme landschaftliche und klimatische Vielfalt dieser historisch wichtigen Region ist total einzigartig – von küstennahen Ebenen bis zu hochgelegenen Gebirgszügen, auf denen man sogar Ski fahren kann, gibt es hier alles! Aufgrund der Größe der Region kommt der Großteil allen griechischen Weins von hier, allerdings ist die genaue Hektar Zahl dieser extrem weitläufigen Region schwer zu erfassen, weil sie in so viele Unterregionen unterteilt ist.
Weinproduktion ist tief in der Kultur und Wirtschaft Makedoniens verwurzelt. Selbst die Art der Weingüter stellt sich in einer beeindruckenden Vielfalt dar und reicht von alteingesessenen Großbetrieben und Kooperativen bis hin zu zahlreichen kleinen, qualitätsorientierten Familien-Weingütern, die vermehrt in den letzten Jahrzehnten entstanden sind.
Wirtschaftlich ist Makedonien ebenfalls enorm vielfältig. Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenlands und ein wichtiges Industrie-, Handels- und Logistikzentrum mit bedeutendem Hafen.
Die Landschaft wird aber nicht ausschließlich von Weinreben dominiert, sondern ist ein Mosaik vieler verschiedener landwirtschaftlich genutzter Zonen. Neben dem Weinbau spielt insbesondere der Anbau von Früchten wie Pfirsichen (vor allem aus Naoussa und Veria), Kirschen, Äpfeln und Kiwis, aber auch Tabak eine Rolle.
Der Tourismus ist besonders auf der Halbinsel Chalkidiki ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Die Weingeschichte Makedoniens reicht Jahrtausende zurück bis in die Antike. Wein war schon ein zentraler Bestandteil der Kultur der alten Griechen und eng mit dem Kult des Dionysos verbunden. Über die Jahrhunderte hinweg, einschließlich der byzantinischen und osmanischen Perioden, wurde der Weinbau mal mehr, mal weniger intensiv betrieben.
Eine wirkliche Renaissance erfolgte aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ab den 1970er und verstärkt in den 1980er und 1990er Jahren begannen ein paar Pioniere die Weinbranche zu modernisieren und insbesondere kleinere Boutique-Weingüter investierten massiv in die Weinqualität. Der Fokus lag ganz besonders auf dem Potenzial der autochthonen Rebsorten, allen voran der Xinomavro. Aber auch der Anbau internationaler Sorten und die Einführung moderner Kellertechnik sind eng mit dieser Entwicklung verbunden.
Makedonien ist in zahlreiche anerkannte Weinbauzonen unterteilt, darunter mehrere wichtige PDO-Regionen (Protected Designation of Origin) und zahlreiche PGI-Regionen (Protected Geographical Indication). Die bekanntesten davon sind die PDO Naoussa an den östlichen Hängen des Vermio-Gebirges. Hier dominiert die Xinomavro reinsortig. Das eher kontinentale Klima mit kühlen Einflüssen durch die Höhenlage bringt strukturierte, tanninreiche Rotweine hervor, die den Vergleich mit der italienischen Nebbiolo, aus der Barolo und Barbaresco gemacht werden, nicht scheuen muss. Die besten Xinomavro Weine besitzen ein fabelhaftes Reifepotential für den Keller. Die PDO Amynteon ist Griechenlands höchstgelegene Weinbauregion auf einem Plateau umgeben von Bergen und Seen. Das kühlere Klima führt zu eleganten Xinomavro-Weinen, die auch als Rosé oder als Basis für hochwertige traditionelle Schaumweine genutzt werden. Hier oben werden auch andere Sorten wie Roditis und Assyrtiko erfolgreich angebaut.
Das Klima in Makedonien ist ebenso wie die Landschaft selbst extrem vielfältig. Im Landesinneren und in den Bergregionen wie beispielsweise Naoussa und Amyndeon herrscht ein kontinentales Klima mit warmen bis heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern, oft mit Schneefall. Die Höhenlage und die Nähe zu Bergen oder Seen (wie in Amynteon) sorgen für deutliche Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen, was der Aromenentwicklung und der Säure-Balance der Trauben zugutekommt. In den küstennahen Gebieten, wie auf der Chalkidiki-Halbinsel ist das Klima dafür mediterraner, mit kühlen Meeresbrisen, die die Sommerhitze mildern. Auch die Niederschlagsmengen variieren stark je nach Lage und Höhe.
Die unangefochtene Königin der roten Rebsorten in Makedonien ist die Xinomavro (übersetzt heißt das so viel wie »sauer-schwarz«). Sie dominiert in Naoussa, Amyndeon und Goumenissa und ist bekannt für ihren hohen Tanningehalt, die markante Säure und komplexen Aromen roter Kirschen mit getrockneten Tomaten, Oliven und Gewürzen, die mit zunehmender Flaschenreife immer erdiger werden.
Bei den Weißweinen haben sich in den letzten Jahrzehnten vor allem zwei autochthone griechische Sorten etabliert: die aromatische Malagousia erlebt hier eine Renaissance und die mineralische, säurebetonte Assyrtiko, die ursprünglich aus Santorini stammt, liefert hier in Makedonien beinahe ebenso hervorragende Weine. Zudem sind hier internationale Weißweinsorten wie Sauvignon Blanc und Chardonnay zu finden, die insbesondere in den kühleren Lagen oder Gebieten, wie Drama und Epanomi, hervorragende Weine hervorbringen.
Obwohl der Weinbau in Makedonien tief historisch verwurzelt ist, erlebt er hier besonders seit dem Beginn dieses Jahrhunderts eine beeindruckende dynamische Entwicklung. Weinliebhabern wird hier eine Fülle an einzigartigen und hochindividuellen Entdeckungen geboten, von Weltklasse-Xinomavros bis hin zu eleganten, spannungsgeladenen Weißweinen. Eine faszinierende und wirklich beeindruckende Entdeckungsreise durch den Wein aus Nordgriechenland.