Die Geschichte der Domaine ist pures Kino: Ende der 1920er Jahre kam Pierre Ramonet (1906–1994), eine prägende Figur, sowohl für die Qualität seiner Weine als auch für seinen exzentrischen Charakter bekannt, mit nichts weiter als einem Rucksack nach Chassagne-Montrachet, mit der Vision seinen Wein zu machen.
Zu Beginn noch kaufte er Trauben ein, doch der Ehrgeiz trieb ihn an. Bereits 1934 legte er den Grundstein für das Imperium, als er sein erstes Stück Land erwarb: eine Parzelle im Premier Cru »Les Ruchottes« in Chassagne-Montrachet. Über die Jahre erweiterte Pierre sein Anwesen Stück für Stück. Die Sternstunde kam dann im Jahr 1978, als er das Kronjuwel der Domaine erwarb: eine 0,26 Hektar kleine Parzelle im legendären »Le Montrachet« Grand Cru – welche er der Legende nach Bar bezahlte.
Das Erbe und die Weinberge
Heute wird das Weingut von Jean-Claude Ramonet geleitet, der das Zepter von seinem Großvater Pierre und nach einer Übergangsphase mit seinem Bruder Noël (seit 2014 im Ruhestand) nun fest in der Hand hält. Die nächste Generation, darunter Jean-Claudes Töchter Anne-France und Clarisse sowie Noëls Söhne Michaël und Pierre-François, sind bereits voll in den Betrieb integriert. Übrigens: Alle Weine werden heute unter dem Etikett »Jean-Claude Ramonet« geführt.
Die Domaine umfasst heute beeindruckende 19,75 Hektar erstklassige Weinberge, hauptsächlich in Chassagne-Montrachet und Puligny-Montrachet. Insgesamt befinden sich mit »Le Montrachet«, »Bâtard-Montrachet«, »Bienvenue-Bâtard-Montrachet«, und »Chevalier-Montrachet« vier Grand Cru Lagen im Besitz der Domaine. Weitere Premier Cru Lagen in Chassagne-Montrachet, interessant vor allem für Pinot, darunter zB »Morgeot« oder »Clos de la Boudriotte« runden neben Premier Crus in Saint-Aubin das Lagen-Portfolio der Domaine Ramonet ab.
Wie man bei Ramonet Wein macht
Die Philosophie im Weinberg klassisch »Old-School«-Burgund: alte Reben und geringe Erträge für maximale Konzentration und Tiefe im Glas. Die Chardonnays von Ramonet sind höchst individuell. Gelesen wird natürlich von Hand. Die Trauben werden sanft gepresst, und es erfolgt fast keine Vorklärung. Die Gärung startet oft im Edelstahl, bevor sie mit der Malolactique im Fass endet. Dies verleiht den Weinen ihre charakteristische, wahnsinnig konzentrierte Textur. Beim Holzeinsatz ist man präzise: Village-Weine sehen etwa 5 Prozent neues Holz, Premier und Grand Crus 25–35 Prozent. Die einzige und prominenteste Ausnahme ist »Le Montrachet«, der immer in 100 Prozent neuen französischen Fässern reift. Die Weine lagern 18 Monate auf der Hefe, jedoch ohne Bâtonnage und ohne Abstich bis zur Abfüllung. Die Rotweine werden komplett entrappt. Die Mazeration erfolgt sehr sanft, gefolgt von einer 18-monatigen Reifung in französischer Eiche.
Unverkennbarer Stil
Was die Domaine Ramonet auszeichnet, ist ihr absolut individueller und wiedererkennbarer Stil, der sich konsequent durch das gesamte Portfolio zieht. Diese Weißweine sind keine stillen Mäuschen! Statt auf primäre Finesse oder filigrane, tänzelnde Eleganz zu setzen, definiert sich Ramonet über eine außergewöhnliche Dichte, eine fast ölige Textur und eine brachiale Substanz. Diese charakteristische Mundfülle ist ein direktes Ergebnis der Vinifikation mit sehr wenigen Vorklärungen und der langen Reifung ohne Bâtonnage. Liebhaber identifizieren oft einen stark minzigen Charakter, besonders in der Jugend, der sich mit Belüftung wunderbar öffnet und komplexeren Aromen Platz macht. Ähnlich aufregend und stilprägend sind die Rotweine, die eine für Chassagne-Montrachet seltene Qualität aufweisen: Sie besitzen eine Fruchtklarheit und strukturelle Finesse, die man sonst eher an der Côte de Nuits vermutet. Ramonet ist die Definition eines »Domaine-Weins« – eigenständig, charakterstark und tief verwurzelt in den historischen Parzellen, die Pierre Ramonet einst als Fundament legte.

