Beaune Premier Cru Greves 2021

Tollot Beaut: Beaune Premier Cru Greves 2021

Zum Winzer

95–96
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2044
Verpackt in: 6er
9
strukturiert
seidig & aromatisch
pikant & würzig
3
Lobenberg: 95–96/100
Galloni: 91–93/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Beaune Premier Cru Greves 2021

95–96
/100

Lobenberg: Die Trauben werden komplett entrappt, Kaltmazeration im Beton, spontan vergoren. Malo und Ausbau für rund 18 Monate in überwiegend gebrauchten Barriques. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Nathalie Tollot ist kein Freund von Neuholz, im Betriebsschnitt sind es nur 20 bis 25 Prozent. Tollot Beauts Stil ist an der Cote de Beaune was Jean Grivot an der Cote de Nuits ist. Beaune ist der archetypischste Ausdruck der südlichen Côte d‘Or, auch wenn Pommard und Volnay hier und da die erste Geige spielen. Der Maßstab ist schon die Gemeinde Beaune, die Mitte zwischen den Extremen vom Corton bis Volnay. Und hier in der Mitte ist Tollot Beaut mit seinem 1er Cru Clos du Roi vs. 1er Cru Grèves immer ganz vorne dabei. Die beiden Lagen werden immer zuerst geerntet, in 2021 am 16. September, also über einen Monat später als im Vorjahr. Beaune Grèves liegt nord-westlich oberhalb der Stadt, relativ mittig am Hang mit perfekter Exposition. Schon die Römer erkannten das Potenzial dieser Lage und pflanzten hier Reben, legten Mauern und Wege an, deren Überreste noch heute zu sehen sind. Ein sehr spezielles Terroir mit einer uralten Geschichte, das bereits viele große Weine hervorgebracht hat. Das sehr spezielle Terroir des Greves, ein urzeitliches Flussbett, prägt den Wein in seiner hohen Mineralität, meist kalkig, salzig, eher karg, rau und kantig als süß. Der Name leitet sich von den „Gravieres“ ab, eben diese kiesige Steinschicht, die den Weinberg belegt. Beaune Grèves ist nicht nur bei Tollot Beaut, sondern bei allen Erzeugern, immer deutlich strukturierter als die meisten anderen Weine der Côte de Beaune. Hier trifft sich am ehesten die Struktur der Côte de Nuits mit der Wärme und Reichhaltigkeit der Côte de Beaune. Hier haben wir so satte Mineralität, Kalkstein, weißer Lehm, Salz. Eben Struktur über der reichlichen Kirsche. Gerade in einem Jahrgang der dazu neigt in Schönheit zu zerfließen, der dazu neigen kann vom Charme dominiert zu werden, ist dieses Plus an Struktur so unglaublich wichtig. Der Grèves ist auch 2021 ein Wein für den Keller, mit dichter, ultraseidiger Textur. Kühle rotblaue Beerenfrucht, Schattenmorelle, frischer Bleistiftabrieb, ein bisschen Orangenschale. Nur einen halben Hektar hat Tollot in dieser legendären Lage. Je länger man sich mit dem Wein beschäftigt, desto mehr gibt er frei aus seinem dunklen Mineralkern. Lavendel und Veilchen geben dem 2021er die typische verspielte Blumigkeit des Jahres, aber es ist dennoch einer der strukturiertesten und seriösesten Weine in der Range hier. Der Mund ist total geschliffen, die Tannine sind samtig, das Salz und der Stein berauschend, sehr geradeaus, von Säure und Stein getragen. Fest und druckvoll, die Tannine klingen lange am Gaumen aus. Eine irre Mischung aus saftiger, fast süßer Frucht und herbwürziger Mineralstruktur im Finale. Der Wein fließt am Ende auf der rasiermesserscharfen Frische davon. Ein herausragender Wein! 95-96/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

91–93
/100

Galloni über: Beaune Premier Cru Greves

-- Galloni: The 2021 Beaune Les Grèves 1er Cru, picked on the first day of picking, has slightly darker fruit than the Clos du Roi, but there is still a sense of delineation and transparency that makes it very alluring. The palate is medium-bodied with dark cherries, bergamot and bay leaf. It's nicely structured with a bit of sinew on the finish. This is very promising. 91-93/100

19
/20

Gerstl über: Beaune Premier Cru Greves

-- Gerstl: Das ist der Duft eines ganz grossen Weins, von sprichwörtlicher Mineralität getragen. Himmlische Süsse, sagenhafte Rasse, enorme Fülle, spielerische Aromatik, das alles schwingt in vollendeter Harmonie. Edle, superfeine Struktur, diese Genusserlebnis geht unter die Haut. 19/20

Mein Winzer

Tollot Beaut

Dieses Haus ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Familienbesitz und gehört sicherlich zu den zuverlässigsten des Burgund. Nathalie Tollot und ihre Geschwister kümmern sich mit größter Akribie um die Weinberge des kleinen, edlen Hauses. Die extrem niedrigen Erträge aus organischem Weinbau...

Beaune Premier Cru Greves 2021