Bourgogne Aligote Bouzeron 2021

Sylvain Pataille: Bourgogne Aligote Bouzeron 2021

Limitiert

Zum Winzer

95+
100
2
Aligote 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 95+/100
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Bourgogne Aligote Bouzeron 2021

95+
/100

Lobenberg: Seit 2018 macht Sylvain Pataille also auch einen Bouzeron. Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Großmeister der Aligoté einen Wein aus der Hauptstadt der Rebsorte macht. Bouzeron liegt im Süden des Burgunds an der Côte Chalonnaise bei Mercurey. Es ist die einzige kommunale Appellation, die Aligoté tragen darf und auch einzig diesem vorbehalten ist. Sylvain hat natürlich keine Weinberge dort unten im Süden, aber da er eine Koryphäe der Rebsorte ist, hat er in diesem Ort natürlich viele Bekannte und Freunde. Von einem davon bekam er dieses Jahr ein paar Trauben, um einen Bouzeron im Pataille-Stil zu vinifizieren. Der kühle Stil des Nordens trifft auf die Trauben des Südens, sehr spannend. Die Aromatik wirkt hier etwas horizontaler, gesetzter, erdiger, nicht ganz so extrem in der beflügelten Frische wie Sylvains Aligoté aus Marsannay. Auch die Frucht hat weniger zitrischen Einschlag, wird etwas reifer, etwas gelber, mehr auf gebackenem Apfel und Aprikose laufend. Im Mund kracht es dann aber wieder richtig rein, hier wird es unverkennbar ein Pataille, sehr griffig mit Zitrusfrucht, die über kreidige Phenolik läuft, ganz feine Tannine, unglaublich viel Grip im Mund. Die Augen ziehen sich zusammen, weil der Wein so ein strukturelles Ereignis ist am Gaumen. Viel Kraft, die aber völlig schwerelos wirkt, man spürt es kaum. Der ganze Mund wird kreidig belegt, zitrisch durchspült, alles läuft gerade aus, sehr dynamisch, nachhaltig und lang. Toller Wein im Spannungsfeld zwischen Patailles nordischem Weinstil und der südlichen Fruchtreife. Sylvain beherrscht auch die Côte Chalonnaise, wie es scheint. 95+/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

Mein Winzer

Sylvain Pataille

Sylvain Pataille gehört zu einer jungen Generation Winzer, die sich seit Beginn dieses Jahrtausends mit Träumen und Visionen und extrem hoher Einsatzbereitschaft auf den Weg zur Spitze machen. Er ist DER Newcomer aus Marsanny, mit einem Önologie- und Weinbaustudium in Beaune und Bordeaux.

Bourgogne Aligote Bouzeron 2021