L’Ermita 2022

Alvaro Palacios: L’Ermita 2022

Zum Winzer

100+
100
2
Diverse, Garnacha, Samso
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2031–2073
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 100+/100
Decanter: 99/100
6
Spanien, Priorat
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
L’Ermita 2022

100+
/100

Lobenberg: Die Nase zeigt Bleistift und Rauch. Sie ähnelt der des Aubaguetes durchaus, aber sie ist feiner und nicht so rustikal. Ja, wir haben schwarzen Schiefer, aber es ist unendlich fein verwoben. Schwarze Kirsche, sehr schick und gleichzeitig sehr würzig. Erst dann kommt Lakritze mit Holunder und Minze, dazu diese Krautwürzigkeit aus den Rappen. Das Ganze ohne Ecken und Kanten, nur fein und hocharomatisch mit Veilchen. Sehr eigenständig! Die Offenbarung kommt allerdings dann im Mund: unendliche Feinheit… Die 60 Prozent Ganztrauben sind im Mund gar nicht mehr zu spüren. Sie schaffen lediglich die Frische und die krautwürzige Unterlage unter einer immensen Masse an schwarzen Kirschen und süßer schwarzer Waldfrucht. Ein bisschen Blaubeere und ein bisschen gelbe Frucht dazu. Auch Cranberry, Schlehe und Sauerkirsche. Unglaublich fein und das Ganze mit Schiefer und schwarzem Gestein gewürzt. Sehr, sehr schick und sehr eigenständig. Kaum zu verwechseln mit irgendetwas anderem auf der Welt. Priorat ist Priorat und L’Ermita ist sicherlich der König der Priorat-Weine, weil er so unendlich fein ist und trotzdem alle Eigenschaften der Schieferböden und der Grenache zum Vorschein bringt. Großer Stoff! 100+/100 *** Die Einzellage L’Ermita ist rund vier Hektar groß, davon sind 1,44 Hektar mit Reben bestockt. Sie liegt in der Gemeinde Gratallops auf 450 Metern. Es wird organisch gearbeitet. Der Weinberg heißt L’Ermita, weil im oberen Teil eine kleine Kapelle steht. Es ist ein Steilhang mit grünem Schiefer mit einem hohen Anteil Quarz, der wie Glaskristalle wirkt, dazu kommt etwas Eisen. Die grüne Farbe des Schiefers kommt von Chloreinlagerungen. Auf diesem besonderen Terroir stehen uralte Buschreben in Nord- und Nordostexposition. Die Ostseite ist zum Meer ausgerichtet, dadurch haben wir im Weinberg immer eine kühle Brise. Terrassen sind im Priorat verboten, jedenfalls wenn sie nicht historische Bedeutung haben. Er hat nur 13,9 Volumenprozent Alkohol. Im Weingut werden 60 Prozent der Trauben nicht entrappt und mit den Füßen angequetscht. Vergoren wird die Maische in offenen Holzgärständern. Danach erfolgt der Ausbau im Holzfuder und später im Beton. Nach rund zwei Jahren wird der Wein abgefüllt.

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

99
/100

Decanter über: L’Ermita

-- Decanter: L’Ermita is the second of Alvaro Palacios’ top wines to gain the Gran Vinya Classificada category. The vineyard now measures 4.7ha; it increased when Palacios and René Barbier swapped land. Work has been done to graft red varieties onto white vines. The result of the labours – including the permissions required from the Archbishop of Zaragoza for this holy hermitage – is a delight. Gloriously aromatic nose, introducing a wonderfully complex palate of cherries integrated with savoury notes, a shaft of minerality, wild herbs, and dark fruit conserve. Well-deserving of its reputation as one of Spain's great wines. Gran Vinya Classificada. 4,930 bottles produced. 99/100

Mein Winzer

Alvaro Palacios

Mittelpunkt des in den unwegsamen katalonischen Bergen gelegenen Weinanbaugebietes Priorato ist der kleine Ort Gratallops. Von hier aus haben in den vergangenen Jahren außergewöhnliche Rotweine für Furore gesorgt.

L’Ermita 2022