Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs 2022

Rebholz, Ökonomierat: Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 99/100
Lobenberg in Wiesbaden: 100/100
Suckling: 98/100
Weinwisser: 19/20
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs 2022

99
/100

Lobenberg: Der Kastanienbusch ist ganz unumstritten Birkweilers »Grand Cru«. Es ist eine außergewöhnliche Lage, geprägt vom Rotliegenden, also stark eisenhaltigen Böden mit Ursprung im Permafrost, dazu Vulkangestein und schiefrige Bruchstücke. Recht steil, warm exponiert, aber schützend vom Pfälzer Wald umgeben. Der Kastanienbusch zeichnet sich typischerweise durch konzentrierte Kräuternuancen aus, ist immer auch der würzigste Wein im Rebholz’schen Portfolio. Nasses Gestein in der Nase, rötliche Erde, Eisen, auch Feuerstein dahinter. Steinig-erdige Spannung, gespickt mit mediterraner Würze von Salbei, Zitronenthymian und etwas Oregano im Hintergrund. Im 22er Kastanienbusch kommt daneben nicht nur die reine Puristik und kühle Würze, sondern auch ein Hauch ultrafeine, klare Exotik zum tragen. Grünliche Mango, Limette, auch Blatt von der Limette. Dazu Pfirsich und Grapefruitschale. Am Gaumen kommt die mediterrane Kräuterwürze wieder deutlich durch. Dann unheimlich saftige Aprikose, reife Zitrone, helle Exotik. Große Spannung aus reifer Säurestruktur, die mit enormer Kraft über den Gaumen schiebt. Ultrafeine Phenolik, gepaart mit präziser, heller Mineralität. Feinblättrige Salzkristalle, Pomelo, wieder etwas Salbei. Sehr durchdringend mit immenser Tiefe und Kraft, das erzeugt unheimlich Druck am Gaumen. Die Säure zieht sich wie ein vibrierendes Band durch den Wein, ist dabei aber keinesfalls spitz, sondern perfekt ausgereift. Große Länge, durchaus mit Würze und Power, aber irgendwie dann doch filigran werdend im Nachhall. Ein archetypischer, unglaublich balancierter Kastanienbusch mit saftigem Kern, hoher Komplexität und immenser, mineralischer Strahlkraft. Sehr stark! 99/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Wie schon oft einer der Superstars außerhalb von Forst. Saumagen im Norden, Idig, Kastanienbusch, das sind die Mitstreiter um die Krone der Pfalz. Und 2022 ist da gaaaanz groß im Rennen! Wahnsinnige Nase, Chevalier Montrachet, reines Burgund. im Mund Saft, viiieeel Saft. Kernobst mit Orange und Maracuja. Intensiv und lecker und zum Reinspringen schön. Großer Stoff für die pure Freude! 100/100

98
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Suckling über: Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs

-- Suckling: Super-complex nose of wild herbs and licorice, plus notes of tropical flowers. Super concentrated and super-focused with an energy that knocks you back in your chair. Very long and pure finish that seems to vibrate on the palate. Made for the long term, but this is already accessible now. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drink or hold. 98/100

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Weinwisser über: Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs

-- Weinwisser: Generös, satt und üppig, zeigt sich sehr korpulent und konzentriert. Breit und mächtig, ein großer, fetter Riesling mit echter Muskulatur und großer Intensität. Druckvoll-dichter, rassiger Verlauf auf der Zunge, der trotz seines breiten, intensiven Ansatzes etwas kühler und schlanker in der Aromatik erscheint. Ein großartiger Riesling mit packendem Grip und grandioser, durchdringender Rasse. Ewig lang und beeindruckend füllig. 12.5 Vol.-%. 19/20

Mein Winzer

Rebholz, Ökonomierat

Der Wahlspruch von Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen lautet: Keine Kompromisse! Dass er damit nicht schlecht fährt, zeigen zahlreichen Auszeichnungen und nicht zuletzt seine Weine, die mit zu den besten gehören, die man in der Pfalz bekommen kann.

Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs 2022