La Grande Chatelaine 2021

Emmanuel Giboulot: La Grande Chatelaine 2021

BIO

Zum Winzer

94–95+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 12er
9
frische Säure
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 94–95+/100
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
La Grande Chatelaine 2021

94–95+
/100

Lobenberg: Eine Parzelle, die in einer Linie über Beaune Grèves sitzt, aber ein gutes Stück höher. Es ist mit die höchstgelegene Parzelle, direkt am Waldrand, etwas über 300 Meter hoch. Ein sehr interessantes Terroir. Sehr steinig, viele helle Kalksteine übersäen den Boden. Biodynamische Bewirtschaftung nach Biodyvin, wo Giboulot auch im Vorstand ist. Spontangärung und Ausbau in gebrauchten burgundischen Barriques. Minimale Filtration vor der Abfüllung nach rund einem Jahr. Dieser Wein zeigt die ganze Faszination von Giboulots Weinen und auch ganz klar diese speziellen Hochlagen über Beaune. Eine sehr eigenwillige Nase mit einem ganzen Strauß von Kräutern und Frühlingsblumen, Akazie, Pinienkerne. Man kann nur wenig Frucht ausmachen, sehr erdig-terroirgetrieben in seiner Auslegung. Das ist typisch für Giboulot, diesen kompromisslosen Biodynamiker, der einen ganz eigenen Burgunder-Stil hat, kaum vergleichbar mit irgendwem. Vielleicht ein bisschen Pierre Morey, aber der hat deutlich wärmere Terroirs in Meursault. Bei Giboulot geht es immer um hohe Spannung. Austernschalen, weiße Blüten. Grande Chatelaine geht ein bisschen in Richtung Chablis mit dieser hellen Steinigkeit. Sehr direkt und straight im Mund, salzig, auch hier maritime Aromen von Muschelschalen und Kräutern, sehr erdverbunden in der Aromatik, aber mit viel Frische und floraler Leichtigkeit. Ein faszinierender Wein, total eigenständig in seinem Höhenlagencharakter über Beaune, Burgund meets Jura oder Savoyen. Giboulot verlegt Beaune kurzerhand an die Alpen, total unique. 94-95+/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

Mein Winzer

Emmanuel Giboulot

Emmanuel Giboulot ist ein felsenfest überzeugter Biowinzer – dafür zieht er sogar bis vor Gericht. Giboulot ist der spannendste Winzer dieser winzigen Appellation »Côte de Beaune«, den höheren Berglagen der Weinhauptstadt Beaune, die nur etwas über 33 Hektar umfasst. Giboulot bringt damit Beaune ins...

La Grande Chatelaine 2021