Riesling Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Große Lage 2022

Thomas Haag / Schloss Lieser: Riesling Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Große Lage 2022

VDP

Zum Winzer

95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2042
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
mineralisch
leicht & frisch
3
Lobenberg: 95/100
Suckling: 94/100
Galloni: 93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Große Lage 2022

95
/100

Lobenberg: Der Piesporter Berg ist etwas tiefgründiger und hat mehr Wasser im Boden als etwa der Brauneberg. Entsprechend sind die Weine expressiver und etwas fruchtintensiver als etwa Wehlen oder Graach. Das Goldtröpfchen ist gelber, tiefer und intensiver in der Frucht als die schwebend feine Wehlener Sonnenuhr. Kommt mit schicker weißgelber Frucht und hoher reduktiver Spannung, mit zarter gelbe Birne, Netzmelone, Mirabelle, Quitte. Die Salzigkeit im Finale des Goldtröpfchens ins enorm, so viel mineralischer Zug und Power im Nachhall trotz dem eigentlich feingliedrigeren, schlanken Charakter des Jahrgangs. Das Finale ist wirklich toll, saftig und , vibrierend, tief und trotzdem so feinfruchtig und zart irgendwo. Das ist schwer zu beschreiben in diesem Spannungsfeld aus gegensätzlichen Polen. Feinheit und Intensität. Es kracht ordentlich. Was für ein genialer Wein. 95/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Riesling Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Große Lage

-- Suckling: Very structured and quite imposing for a Kabinett, but still barely off-dry and with a major mineral freshness this makes a serious statement for the category. Yes, there are some nice stone fruit and wild herb aromas in the nose, but it really needs time to open. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drinkable now, but best from 2024. 94/100

93
/100

Galloni über: Riesling Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Große Lage

-- Galloni: The 2022 Riesling Piesporer Goldtroepfchen Kabinett still displays subtle yeasty reduction. A hint of passion fruit plays alongside, teasing and tingling with tropical allure and tartness. The fruit is like an iced Reine Claude plum: exquisitely ripe, tart yet sweet, with pure and luminous expression. Citrus defines the lovely, sweet-tart, enticing finish that also somehow features lime peel. (Sweet) 93/100

Mein Winzer

Thomas Haag / Schloss Lieser

Ein klassischer Wein von der Mittelmosel stellt so ziemlich das luftigste und leichteste dar, was an Wein möglich ist. Dabei sind es keine Leichtweine, sondern äußerst vielschichtige Tropfen mit subtilem Gleichgewicht, wenn sie so gelungen sind wie die Weine von Thomas Haag.