Bourgogne Aligote La Charme Aux Pretres 2021

Sylvain Pataille: Bourgogne Aligote La Charme Aux Pretres 2021

Limitiert

Zum Winzer

95–96
100
2
Aligote 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–96/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Bourgogne Aligote La Charme Aux Pretres 2021

95–96
/100

Lobenberg: Eine leichte geneigte Ost-Lage auf knapp 300 Metern. Die Aligoté Doré-Stöcke sind 1949 gepflanzt, das ist der hochwertigere Aligoté. Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird spontanvergoren. Das Ausgangsmaterial wird angequetscht und dann als Ganztraube auf der kleinen Korbpresse über mehrere Stunden gekeltert. Sylvain Pataille mag keinen Schalenkontakt bei Weißweinen, weil er nicht mag wie es die Aromatik verändert. Der Most geht dann ungeklärt, ungeschwefelt und unbearbeitet direkt ins Holz in die Spontangärung. Charme aux Pretres hat einen sehr komplexen Boden mit rotbraunem Mergel über mehreren Kalksteinschichten verschiedener Zeitalter. Der Charme aux Pretres duftet so typisch für Sylvain Pataille, ist quasi wie sein Signature-Wein, diese warme Zitrusfrucht, Limettenschale, Orangenschale, reife süß-herbe Grapefruit, ein bisschen Melone, sehr expressiv. Wuchtige, aromatische Kraft in der Nase, ohne jedoch, dass der Wein auch nur in die Nähe von Fett käme. Das Ganze ist enorm frisch, spannungsgeladen, energiereich. Diese extrem komplexe Bodenstruktur gibt dem Wein so viel mit, er platzt fast vor mineralischer Spannung, Kreide, Feuerstein, Erde, feuchter Lehm, warmer Sandstein. Sehr steinig und zugleich sehr fruchtexpressiv, auch etwas Pfirsich taucht auf. Der Mund kracht Pataille-typisch massiv, die Augen ziehen sich zusammen, messerscharfe Säurespur, nur geradeaus, extrem definiert und geschliffen. Gleichzeitig total reif, nicht aggressiv. Die Säuren sind zwar prägnant und geben dem Wein seine Richtung, nämlich nur nach oben, aber trotzdem ist es fein und total reif. Die hohen Intensität dockt an allen Nervenenden im Mundraum an, alles zieht sich zusammen, man wird einfach nur geflasht von diesem Mundgefühl, der Struktur und Energie. Les Champs Forey war schon super, aber dieser Charme aux Pretres setzt an vielen Enden nochmal einen drauf. Enorme Länge, ungeheure Konzentration, Frische ohne Ende, der Wein hat einfach alles. Er ist jetzt schon ein Genuss, wenn man mutig genug ist sich heranzutrauen an diesen etwas extremistischen Hammer. Er wird sicher 10 Jahre und weit länger halten. Ein ganz grandioser Aligoté. 95-96/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

19
/20

Gerstl über: Bourgogne Aligote La Charme Aux Pretres

-- Gerstl: Herrliche Zitrusfrische, der Wein springt förmlich in die Nase, traumhaft mineralisch, tiefgründig, der Duft ist schlicht genial, sehr edel, reich, mit ganz viel Strahlkraft. Enorme Konzentration, dennoch ist das die pure Leichtigkeit, da ist gewaltig Spiel drin, da geht die Post ab, der Wein ist geradezu spektakulär aromatisch und eindrücklich präzis. Das ist einer der genialsten Aligoté, die ich kenne, die Stilistik des Jahrgangs 2021 verleiht dem Wein zusätzliche Spannung, ein zutiefst berührendes Weinerlebnis. 19/20

Mein Winzer

Sylvain Pataille

Sylvain Pataille gehört zu einer jungen Generation Winzer, die sich seit Beginn dieses Jahrtausends mit Träumen und Visionen und extrem hoher Einsatzbereitschaft auf den Weg zur Spitze machen. Er ist DER Newcomer aus Marsanny, mit einem Önologie- und Weinbaustudium in Beaune und Bordeaux.

Bourgogne Aligote La Charme Aux Pretres 2021