Petit Figeac - (2.Wein) 2022

Petit Figeac - (2.Wein) 2022

Holzkiste

Zum Winzer

96+
100
2
Merlot 58%, Cabernet Franc 21%, Cabernet Sauvignon 21%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2049
Verpackt in: 6er OHK
9
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 96+/100
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Petit Figeac - (2.Wein) 2022

96+
/100

Lobenberg: Der 2022 er Zweitwein des nun erstmals 1er Grand Cru Classe A klassifizierten Chateau Figeac aus dem besten Jahr, das Figeac je hatte. Figeac 2022 ist so sensationell, dass es den Petit Figeac erst gar nicht geben sollte, letztlich reduzierte man seine Menge um 65%! Aus den jüngeren Reben, deutlich ultrararer und knapper noch als der Erstwein. In 2022 besteht die Cuvée aus 58% Merlot und je 21% Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Cabernet ist gut adaptiert auf diesem Untergrund, denn es ist ein 40-Hektar-Kiesplateau vis-à-vis von Cheval Blanc. Von Saint-Émilion gesehen etwas davor, auf der linken Seite. Der Alkoholgehalt liegt auch 22 bei fast 14 Volumenprozent, der pH-Wert bei 3,7. Es gibt knapp 100.000 Flaschen Gesamtproduktion auf Figeac, 2022 nur 80 Tsd, der Zweitwein Petit Figeac macht davon weniger als 20%, im Jahr 22 nur 5 Tsd Flaschen. 100 Prozent der Fläche wird organisch bewirtschaftet und ist zertifiziert als umweltschonend. Diese Zertifizierung – ohne in die strenge Demeter-Knechtschaft zu gehen – nimmt in Frankreich stark zu. Es freut mich besonders, dass der Trend zu mehr Cabernet in Saint-Émilion und Pomerol, wie er von Figeac und auch Clinet und VCC gegangen wird, jetzt immer weiter rollt. Die klimatischen Veränderungen begünstigen beide Cabernets extrem. Das Kiesterroir sowieso. 2022 ist erstaunlicher Weise ein Jahrgang mit sensationeller Balance und Harmonie. Wie der Erstwein total burgundisch, satte Kirschtöne, dazu Schlehe und Kalksteinmineralik. Perfekt stimmig und eine unglaubliche Delikatesse. 96+/100

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

Mein Winzer

Figeac

Chateau Figeac ist ein wunderschöner Landsitz auf dem Kiesplateau des Saint Emilion mit 40 Hektar Rebfläche schräg gegenüber von Cheval Blanc. Die Nähe zu Cheval Blanc findet sich – vor allem in großen Jahren – durchaus auch im Wein wieder. Der leider 2010 verstorbene ehemalige Besitzer Thierry...

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