Lobenberg: Die Nase ist gar nicht vom Holz geprägt, sondern nur von extrem transparenter schwarzroter Frucht – hochintensiv. Lakritze, Eukalyptus und Minze stehen vorne, dann kommen Menthol und eine süße und gleichzeitig saure Frucht. Extrem transparent und klar. Der Wein erinnert ein wenig an extreme Hochlagen aus Ribera del Duero in dieser unglaublichen Frische und gleichzeitig schwarzen Frucht. Cassis kommt dazu, etwas Blaubeere, eine leichte Tanninschärfe, schwarzer Pfeffer und Chili. Wow, was für ein Mund, 2021 bekommt dem San Lázaro extrem gut! So schlank – da ziehen sich die Augenbrauen zusammen, die Augen werden klein, die Zunge rollt sich. Was für eine Intensität! Rote Johannisbeere, eine knackige Säure, die aber nicht spitz ist, nicht unangenehm, sondern die diese Massen an seidiger Frucht nur hervorragend balanciert. Was für ein tänzelndes Wunderwerk, ein Meisterwerk der Tempranillo! So genial habe ich San Lazaro hier noch nie probiert. Dieses Jahr ist das ein Muss! Er schlägt sogar den La Hoya – das will etwas heißen. Ich bin immer noch geflasht nach dem Spucken und das war schwer genug. Was für eine geniale Länge, ein mehrminütiger Nachhall. Wieder kommt Menthol hoch, dazu After Eight und eine süße und gleichzeitig saure Frucht. Der Wein kracht richtig rein, aber die Tannine sind total seidig. Hier ist nichts Raues, nichts Unreifes drin, es ist nur so unglaublich intensiv in dieser schlanken, konzentrierten Finesse. Ein super Teil für jene, die Finesseweine in dieser Art lieben. Das Gegenteil eines Blockbusters. Nichts, um einem unerfahrenen Freundeskreis zu imponieren, sondern nur etwas, um in einer Blindprobe Burgunderliebhaber ein wenig zu verarschen. Großer Stoff! 99-100/100. *** San Lázaro ist ein Single Vineyard mit 1,62 Hektar Reben in Laguardia, 1956 gepflanzt. Sie stehen in Südostexposition. Der Wein wird in Tonneaux ausgebaut, die Trauben werden vor der Gärung entrappt. Artadi möchte über alle Weine hinweg den Anteil an Neuholz Stück für Stück auf zehn Prozent reduzieren. Gleichzeitig steigt sukzessive der Anteil an größeren Fässern.
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.
