Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2021

van Volxem: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2051
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 94/100
Falstaff: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2021

97–100
/100

Lobenberg: Die Lese zog sich in diesem Jahr wie bei den Vorvätern an der Saar bis in den November, viel später als in den Vorjahren. Nach dem nassen, eher kühlen Sommer hat ein goldener Herbst die Trauben zur vollen Reife gebracht, aber eben sehr spät. Die kühlen Nächte haben eine wahnsinnig intensive Säure erhalten. Die Nase ist kühl, ultrafein und geschliffen. So zart war der Scharzhofberger lange nicht mehr. Ganz zart duftet es aus dem Glas, Salzzitrone, grüne Aprikose, Geröllhalde, weißer Pfeffer und Anis. Ein hochmineralischer Duft, aber ohne jegliche Wucht. Filigran und duftig, aber fast schüchtern dabei, eben typisch Scharzhofberg. Das ist wirklich Saar pur in dieser unendlichen Finesse. Auch der Mund ist ein zartes Wunderwerk, keine Gewalt, nur Feinheit, der Wein tanzt über die Zunge. Das Salz kriecht langsam an den Zungenrändern hoch. Die Struktur dehnt sich dann im Nachhall aber gewaltig aus, hört gar nicht mehr auf hintenraus, fächert auf wie ein Kaleidoskop. Wird lang und länger, steht auf seinem feinen Mineralgerüst wie ein Felsen. Eine filigrane Schönheit und so sehr Scharzhofberg wie es nur geht. Da es keinen Pergentsknopp gibt dieses Jahr, ist auch das Material der Top-Parzelle hier drin. Also ein sehr kompletter Ausdruck des Scharzhofberges und diese tiefe Dimension ohne jegliche Schwere merkt man ihm auch an. Superb! 97-100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

94
/100

Suckling über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs

-- Suckling: I love the ripe apricot aroma, generosity and immediately appealing harmony of this riesling GG. It’s a really good introduction to the category, being not a jot too ripe nor tart. Silky smooth texture in spite of the ample fine tannins beneath the waterline. Everything fits together beautifully. Drink or hold. 94/100

94
/100

Falstaff über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Im Duft Melisse, Kräuterwürze, reife Zitrusfrucht und sogar etwas Karamell. Am Gaumen mit feiner süßer Frucht, feingliedrige, lebendige Säure, dicht gewobene Struktur, extraktreich, mineralisch gewoben, immer fein und charmant bleibend, gute Länge. Ein großer Genuss. 94/100

Mein Winzer

van Volxem

Wenn Van Volxem eine Disney-Produktion ist, dann ist Daniel Vollenweider eine Arthausproduktion oder Kandidat für Cannes. Genau so muss man die Weine nämlich betrachten. Als großes Independent-Kino. Leider ist Daniel Vollenweider im Jahr 2022 an einer Krebserkrankung verstorben. Die Mosel hat damit...

Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2021