El Carretil Tempranillo 2017

Bodegas Artadi - Laguardia: El Carretil Tempranillo 2017

BIO

Zum Winzer

97–99
100
2
Tempranillo 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2056
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
strukturiert
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 97–99/100
Penin: 97/100
Parker: 96/100
Suckling: 96/100
6
Spanien, Rioja
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
El Carretil Tempranillo 2017

97–99
/100

Lobenberg: Der El Carretil ist wie der El Pisón eine Amphitheaterlage. Etwas leichtere, kalksteinigere Böden mit viel Sand. Also Böden für feinste Weine. Es ist jedes Jahr der Streit, welcher der beiden Weinberge der bessere ist. Beides sind extreme Lagen mit extremen Untergründen. Pisón hat mehr Lehm, mehr profunde Kraft. Carretil mehr Feinheit und Eleganz. Die Reben sind weit über 70 Jahre alt. Alles biodynamisch bearbeitet. Der Carretil wurde früher einmal als Grandes Añadas, also separat als teuerster Wein des Hauses verkauft. Aber nunmehr seit vielen Jahren als Einzellage abgefüllt. Was der Sache auch mehr gerecht wird. Normalerweise ist Carretil auf Grundlage der Böden immer der feinere, weniger wuchtige Wein. Er geht deutlich mehr in Richtung feiner roter Kirsche, tendiert mehr in Richtung Chambolle-Musigny, wenn man das bei diesen intensiven Weinen so sagen kann. Das Ganze bei extrem hoher Reife ergibt eine totale Ausreifung der Gerbstoffe, eine unerhörte Seidigkeit. Dann der Umbau im Ausbau, sprich weniger neues Holz, weniger Schminke über der Feinheit und der Frucht. Alles zusammen bringt Terroir und Frucht komplett zum Ausdruck. Die Rioja Alavesa hatte am 28. April 2017 große Frostverluste , teilweise bis zu 50% in Artadis Cru-Lagen. Dann eine sehr frühe Blüte. Das Überlebende hat dann um so mehr Intensität gebracht, winzge Erträge. Das Jahr war wie überall in Europa 2 Grad im Durchschnitt wärmer. Keinerlei Regen im August bis Oktober aber kühle Nächte. Das Ergebnis ist vollreif und unglaublich dicht mit grandioser Frische. Nicht so blumig und stylisch fein und elegant wie das vielleicht best ever Finesse-Traumjahr 2016, eher trotz Frische wuchtig und fast schwarz. Alles erinnert mich an die Größe der Nordrhone in 2017. Nicht besser als 2016, ganz anders, aber total imposant. Stylistisch erinnernd an den großen Jahrgang 2004, sensationell voll und reife und total geschliffen samtige, reiche Tannine, satte Frucht, alle Lagen zeigen dabei dramatisch unterschiedliche Terroirexpression. Ein fast einzigartiges Jahr! Was den Jahrgang 2017 eint bei Artadi, und das hatten wir auch schon an der Rhone und in Bordeaux, ist diese durchlaufende Lakritz- und Eukalyptus-Note. Eine Spezifität der großen Wärme und gleichzeitig die kühlen Nächten des Herbstes. Dazu kommt die geniale Frische, die wie schon 2016 sämtliches neues Holz schluckt. Artadi 2016 und 2017 sind reine Frucht und seidige Tannine ohne störenden Neuholzeinfluss. Die Amphitheaterlage El Carretil wurde leider, weil es meine absolute Lieblingslage ist, am massivsten vom Frost geschädigt. Es gibt maximal 40% der üblichen Menge hier. Der Wein zeigt sich schwarz, aber das ist ja nichts Besonderes, speziell in diesem Jahr 2017, wo alle Weine undurchdringlich schwarz sind. Aber Carretil zeigt dazu, im Gegensatz zum Ballesteros, eine unglaublich in sich ruhende Ausgewogenheit. Schon die Nase bringt einen komplett runter. Hier kracht nichts. Hier ist alles nur fein und getragen. Und läuft unendlich fein weiter. Auch die Lakritze ist feiner, weniger salzig, schwarz, intensiv. Dazu diese Minze und viel Eukalyptus. Beides sehr präsent. Alles läuft auf schwarzer Kirsche und einem kleinen Hauch schwarzer Brombeere, aber nicht süß. Fast ein bisschen an sehr dunkle, schwarze Himbeere erinnernd. So fein, so eine Dichte. Ein großer Loire Cabernet Franc. Irgendwo verbunden mit einem ultrafeinen Pomerol. Im Mund das zartest vorstellbare Tannin. Nichts tut weh, alles ist total seidig und samtig. Trotzdem kommt eine schöne Salzspur rein. Der Wein ist deutlich salziger als der Ballesteros. Er ist feiner. Auch hier wieder diese Cabernet Franc Affinität. Der Wein steht für Minuten. Bleibt lang, lang, lang. Rollt immer wieder hoch. Die Himbeere wird immer deutlicher. Dazu aber auch diese helle Lakritze und deutliche Eukalyptus/Minze-Noten mit ganz viel Salz. Das ist schon extrem verspieltes Kino. Im Gegensatz zum Ballesteros kann er allerdings an seinen eigenen Vorgänger aus 2016 nicht ganz heran. Dafür hat er ein paar, leicht, spröde Elemente daneben, die ihn zwar auf der einen Seite total beleben, auf der anderen Seite aber auch einen ganz kleinen Hauch von fehlender Vollreife geben. Auch hier ist ein Teil des zweiten Austriebes mit drin. Das gibt ihm einen wahnsinnig würzigen Beigeschmack. Die tolle Frucht resultiert aus der zur Hälfte nicht angequetschte Beere. Es wird komplett entrappt, es kann also nichts aus den Rappen kommen. Aber die Fruchtigkeit kommt aus der Marceration Carbonique in den Beeren. Carretil ist groß, Carretil ist eine kleine Sensation, aber er ist nicht die totale Perfektion wie 2016. Die Bewertung ist deshalb fast gleich wie der Ballesteros. Den kleinen Malus, den ich dem El Carretil in diesem Jahr verpasse liegt auch daran, dass es fast der einzige Wein, war der die malolaktische Gärung noch nicht durchlaufen hatte. Obwohl ich spät im Mai zur Verkostung da war. Das gibt ihm auch einen Touch mehr aggressive Säure, die es zu abstrahieren gilt. Das war mir am Anfang der Verkostung nicht klar, erst als ich den Winemaker Jean-Francois darauf hinwies, dass ich ein bisschen grün schmecke, sagte er: „Es ist nicht grün, es ist die aggressive Säure der nicht erfolgten malolaktischen Gärung.“ Gut, dass ich das noch rechtzeitig gemerkt habe. Dann darf ich ihn einen Punkt höher bewerten, denn das Potential in diesem Wein ist schon phänomenal. 97-99/100

97
/100

Penin über: El Carretil Tempranillo

-- Penin: Farbe: kirschrot mit violettem Saum. Aroma: ausdrucksstark fruchtig, rote Früchte, blumig, würzig, Röstaromen, mineralisch. Mund: geschmacksvoll, fruchtig, schöne Säure, lang. 97/100

96
/100

Parker über: El Carretil Tempranillo

-- Parker: The bottled 2017 El Carretil has 14.65% alcohol, which reflects its ripeness, but it's clearly the second wine in the quality hierarchy, second to El Pisón. These two wines have a perfume and seem to transcend the vintage with the finesse and length provided by the limestone-rich soils, which also give it a chalky texture in the palate. This is a great wine, with a fragrant nose of violets, blood oranges and red cherries that give it superb freshness. 4,025 bottles were filled in June 2019. 96/100

96
/100

Suckling über: El Carretil Tempranillo

-- Suckling: Blackberries and ripe fruit with hints of chocolate and walnuts. Medium to full body with very fine, focused tannins and a fresh, vibrant finish. All about finesse and beauty. Drinkable now, but give it time to open. Better after 2022. 96/100

Mein Winzer

Bodegas Artadi – Laguardia

Juan Carlos de Lacalle brachte 1985 den vielleicht besten Weinberg der Rioja, die seit Generationen seiner Familie gehörende Amphitheaterlage "El Pison", in den Bio-Zusammenschluss "Cosecheros Alaveses" von 13 qualitätsbewussten Winzern in Laguardia ein. Nach der Auflösung der Cooperative halten...

El Carretil Tempranillo 2017