Kastilien und León - Weine mit Hochland-Charakter, ob aromatische Weißweine aus Rueda oder kraftvoller spanischer Rotwein-Power aus Toro.
Spanischer Weinbau - brüllende Hitze, knallende Sonne und 365 Tage Dürre. Genau so denken viele über ganz Spanien. Doch Fehlanzeige, Spanien ist riesig und hier im Nordwesten der iberischen Halbinsel schlägt das Herz des Hochlands - die Meseta. Bei den Weinen aus Kastilien und León trifft kontinentale Härte auf Höhenlage. Im Sommer brennt tagsüber die Sonne gnadenlos - gerne mal bis 40 Grad Plus. In der Nacht stürzen die Temperaturen oft unter 12 Grad. Dazu kommen schroffe Winde auf 600 - 800 Metern Höhe, gern auch mal uralte Reben bis 1200 Meter. Für Mimosen bedeutet dies Unwohlsein und Stress, für uns Qualitäts-Fanatiker formt Stress den Wein-Charakter. Das Ergebnis sind Weine mit brachialer Säure, satter Frucht, viel Tannin-Struktur und feinster Aromenausprägung.
Kastilien und León ist auch das kulturelle Herz Spaniens - das Land Don Quijotes - das Fundament der gesamten Nation, sowohl sprachlich, geschichtlich als auch weinbaulich. Hier wurde die katalanische Sprache geprägt. Die Römer setzten wie immer den Grundstein für den Weinbau, welcher dann, wie fast immer und überall, von Klöstern weitergeführt wurde. Schon damals im 16. Jahrhundert waren die Weine aus Kastilien und León auf dem qualitativen Zenit. Hoch angesehen am Königshof, aber auch weit über die Grenzen hinaus, wurde auch in den erschlossenen Übersee-Kolonien der neuen Welt die katalanische Identität weitergetragen und getrunken.
Heute umfasst das riesige Kastilien und León insgesamt 72.000 Hektar Rebfläche. So groß und divers, dass wir von Lobenbergs die sehr »andere« westliche Subregion D.O. Bierzo (die weintechnisch, vom Klima und auch vom Rebsortenspiegel - Mencia und Godello - im Grunde zu Galicien gehört) als eigenständige Region sehen oder gedanklich eben eher dem naheliegenden Galicien zuordnen, politisch ist das natürlich Kastilien und León. Und auch das Filetstück von Kastilien, die berühmte, bis ins Inland reichende D.O. Ribera del Duero, präsentieren wir trotz der politischen Zugehörigkeit separat, weil sie durch ihre Top Produzenten wie »Vega Sicilia« und viele neue Superstars einen verdienten und legendären Ruf als Singularität genießt. Die D.O. Toro und die D.O. Rueda, welche beide vom Fluss Duero durchquert werden, sind für uns der wichtigste, verbleibende Teil für die Weine aus Kastilien und León.
Rueda ist ein wahrhafter Sonderling in Nordkastilien. Im eigentlichen Hot-Spot der Rotwein-Szene Kastilien legt die Region auf 800 Höhenmetern den Fokus auf aromatische Weißweine und ist mit der Rebsorte Verdejo und Viura die spanische Antwort auf Sauvignon Blanc aus Marlborough. Das karge Terroir, ohne viel organisches Material, besteht aus viel Kies über etwas Lehm und einer Kalksteinunterlage. Das Weingut »Marques de Riscal«, Urgestein aus der Rioja, etablierte in den 70er-Jahren eine fruchtig frische Weißwein-Linie als das Fundament der Region für einen weltweiten rasanten Aufstieg. Damit Verdejo seine spritzige Spaßigkeit behält, war ein Holzausbau damals meist ein Griff ins Leere. Das wurde durch den neuen Superstar, Belondrade Y Lurton, dann in den 90ern im Schnellverfahren mit viel gutem Holz zum Teil brachial wiederlegt. Auch Bio und Spontanvergärung kam dankenswerter Weise durch Belondrade ins Spiel. DER Spanische-Superstar Telmo Rodriguez mit seinem »Basa«, und mehr noch mit dem »El Transistor«, zeigte dann in den letzten 10 Jahren neben der »Bodega Pita«, wie man mit Holz und Verdejo perfekt umzugehen hat. Die besten Verdejos sind heute Unikate und weit entfernt von der Langweile und Uniformität mancher Marlborough Sauvignon Blancs. Aber fairer Weise muss man sagen, mit der absoluten Weltklasse der Godellos aus dem benachbarten Bierzo, der gleichen politischen Region Kastilien, die aber inhaltlich eher Galicien ist, kann Verdejo in der Aufregung und Weltklasse nicht mithalten.
Organic viticulture is the future, and it’s going to be a prerequisite for quality wine. Those not doing it yet are going to be left behind …
Rotwein gibt es westlich von Rueda und weiter aufwärts des Duero in der Region Toro. Maskuline, reiche, wuchtig expressive Rotweine aus extrem alten Busch- und Wurzelechten Tempranillo-Reben bringen Weine mit viel Wucht, dunkler Beeren-Frucht und viel Schmelz hervor. Ähnlich hoch gelegen wie das Rueda, jedoch dazu noch mehr Kalk und manchmal reiner Sand mit Kies. Die biologisch arbeitende »Teso La Monja« der Eguren-Familie ist Experte im Anbau von ultra alten wurzelechten Tempranillo Reben und bilden mit Telmo Rodriguez und der früher ebenfalls den Egurens gehörenden Bodegas Numanthia die qualitative Speerspitze des Toros. In Toro gibts noch mehr Wucht und Druck als in Ribera del Duero, aber mangels extremer Höhenlagen manchmal weniger Finesse und Eleganz.