Weingut Tesch: Riesling St. Remigiusberg 2024

Weingut Tesch: Riesling St. Remigiusberg 2024

Zum Winzer

95–96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2039
9
frische Säure
exotisch & aromatisch
mineralisch
3
Lobenberg: 95–96+/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling St. Remigiusberg 2024

95–96+
/100

Lobenberg: Martin Tesch und sein Sohn Johannes – der unter anderem bei Loosen und Egon Müller gelernt hat und zunehmend Verantwortung in diesem Riesling-Boutique-Weingut übernimmt – haben sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe unter den Underdogs an der Nahe entwickelt. Teschs haben mit 2023 einen solch fantastischen Jahrgang auf die Flasche gebracht, dass wir nicht daran vorbeigehen konnten. Mit 2024 setzt sich die Erfolgsgeschichte fort. Teschs Stil ist stahlig und kristallklar, es ist kein schmusiger Rieslingstil, sondern stets klirrend klar, trocken und mineral. Steinweine für Purismusfreaks auf einem sagenhaften Level für diesen Preis. Auf den Schock der Spätfröste folgte eine recht späte Rebblüte, sowie ein regenreicher, eher kühler Sommer. Erst die August-Sonne brachte dann die Wende und die Reife entsprechend voran. Durchwachsenes Herbstwetter hielt die Winzer und ihre Lesemannschaften auf Trab, sodass viel sorgsames Sortieren notwendig war. Das Ergebnis ist ein faszinierender Jahrgang im Spannungsfeld der Kraft und Stoffigkeit, die das endlich mal wieder ausreichend verfügbare Wasser brachte, und der filigranen Feinnervigkeit des kühlen »slow-summers«. Der St. Remigiusberg wird oft als Spitze bei Tesch gesehen, die Winzer selbst sehen das nicht in jedem Jahr so, aber meistens ist es schon der aufregendste Wein. Es ist die Nachbarlage des Karthäuser, allerdings mit einem sehr anderen Boden. Bei Remigiusberg liegen wir auf verwittertem Vulkangestein und eisenerzdurchzogenem Lehm. Das heißt ein eher karger Boden, der für kleine Erträge aus konzentrierten Trauben sorgt. Auch in 2024 ist das die Lage, die mich am meisten packt. Der Wein hat eine elektrisierende innere Spannung. Wunderbar seidig-elegante Frucht von weißem Pfirsich, Melone, auch etwas Bitterorange darunter. Ich liebe diese mineralische Herbheit, die der Remigiusberg ausstrahlt, das gibt ihm eine gewisse Noblesse und Faszination. Das ist ein puristischer, fast wilder Riesling von der Nahe, der trotz seiner Substanz eine feine Kühle in sich trägt. Stoffig und animierend, gefällt mir ausgesprochen gut. Beeindruckend und ziemlich unique in seinem Preisbereich.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

96
/100

Suckling über: Riesling St. Remigiusberg

-- Suckling: This is a tangerine dream, but so subtle and very racy. Simultaneously succulent and stony, which sounds like a contradiction in terms, this is a very fascinating expression of this site’s unique personality. The more it aerates, the more it turns in the direction of orange blossoms. Then comes a haunting whiff of smokiness that seals the deal in the finish. Drink from release. Screw cap

Mein Winzer

Weingut Tesch

Weingut Tesch ist mit Gründung 1723 seit über 300 Jahren in Langenlonsheim ansässig – unter Dr. Martin Tesch und seinem Sohn Johannes hat es sich zu einer festen Größe für Terroirwein in diesem kühleren Teil des Nahetals entwickelt.

Riesling St. Remigiusberg 2024