Weingut Tesch: Riesling Karthäuser 2023

Weingut Tesch: Riesling Karthäuser 2023

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2033
mineralisch
frische Säure
Lobenberg: 95–96/100
Suckling: 97/100
Parker: 95/100
Deutschland, Nahe
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Karthäuser 2023

95–96
/100

Lobenberg: Martin Tesch und sein Sohn Johannes – der unter anderem bei Loosen und Egon Müller gelernt hat und zunehmend das Ruder des kleinen Riesling-Boutique-Weingutes übernimmt – haben mit 2023 einen solch fantastischen Jahrgang auf die Flasche gebracht, dass wir nicht daran vorbeigehen konnten. Die beiden Flagship-Einzellagen in Laubenheim, Karthäuser und St. Remigiusberg, waren wohl nie besser, auch laut Parkers Stephan Reinhardt. Teschs Stil ist stahlig und kristallklar, es ist kein schmusiger Rieslingstil, sondern stets klirrend klar, trocken und mineral. Steinweine für Purismusfreaks auf einem sagenhaften Level für diesen Preis. Der Karthäuser wächst auf rotem Sandstein und erinnert daher ein klein wenig an die Weine vom Roten Hang in dieser pikanten Würze unter der satten, hellgelben Frucht. Wenn man im selben Gebiet bleiben mag, dann fällt mir der Höllenpfad von Dönnhoff ein, der in eine ähnliche Richtung geht. Wunderbar verspielte Rieslingfrucht, die auf der Zunge vibriert, Kumquat und Mandarine, etwas weißer Pfeffer lauert darunter. Neben dem etwas profunderen St. Remigiusberg ein sehr eleganter und glockenklarer Riesling mit tollem Terroirabdruck und rasantem mineralischem Zug. Zudem einfach köstlich!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

97
/100

Suckling über: Riesling Karthäuser

-- Suckling: What a radical riesling and what radical freshness. The soul of the samurai sword and the brilliant shine of its blade. Very sleek and focused on the medium-bodied palate, but this is the simplistic side of the wine’s description. Extremely long finish that ends in an excitingly sharp point. Drink or hold. Screw cap.

95
/100

Parker über: Riesling Karthäuser

-- Parker: The 2023 Riesling Trocken Laubenheimer Karthäuser is deep, pure and refined but impressively intense and aromatic on the beautifully balanced and distinctive nose that intermingles concentrated, ripe fruit aromas with finely weathered terroir notes from red sandstone. Accordingly generous and juicy yet always fine and crystalline on the palate, this is a mouth-filling, as if not fully dry, yet very elegant and generous Riesling that is reminiscent of certain Saar Rieslings or those from Nackenheim (Rheinhessen). In fact, the Karthäuser was bottled with 'just three or four grams per liter of residual sugar,' as Martin Tesch reports on the phone. It is a complete, sensual and silky-textured Riesling with generous fruit and an exceptionally long and intense finish. This wine is made to surprise, and perhaps with 2021(?), it is on the highest level Martin (or better: his son Johannes) Tesch has reached so far. 13% stated alcohol. Stelvin screw cap. Tasted in September 2024.

Mein Winzer

Weingut Tesch

Weingut Tesch ist mit Gründung 1723 seit über 300 Jahren in Langenlonsheim ansässig – unter Dr. Martin Tesch und seinem Sohn Johannes hat es sich zu einer festen Größe für Terroirwein in diesem kühleren Teil des Nahetals entwickelt.

Riesling Karthäuser 2023