Lobenberg: Der Schlossberg ist eine atemberaubende Steillage, die sich direkt über der Stadt Klingenberg erhebt, es gibt einen ummauerten Teil wie einen Clos im Burgund, der der Familie Fürst gehört, und einen weiteres Stück, dass sich aus der Stadt hinaus den Hang entlang zieht, immer noch sehr steil und steinig. Es ist die heißeste Lage von Fürst. Süd-, Südwestexposition, also sehr warmer Nachmittag. Viele Trockenmauern und Terrassen mit teilweise nur zwei Reihen, manchmal sogar nur einer. Hier ist alles Handarbeit, wie an der Terrassenmosel, nur gibt es hier keine Einzelpfahlerziehung, sondern Drahtrahmen und zwar in extremer Dichtpflanzung von teilweise weit über 10.000 Reben auf dem Hektar. Bei Fürst wird zu Beginn immer eine Kaltmazeration von zwei bis drei Tagen durchgeführt. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Das Ganze verbleibt dann mehrere Tage, und dann wird langsam die Temperatur im Raum erhöht. Es gibt also keine Trockeneiskühlung, sondern nur Kühlung mit Kühlplatten. Dann werden diese entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Macération Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativen alkoholischen Vergärungs-Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Der Schlossberg hat noch eine große, eher typmäßige Besonderheit: Er ist der einzige Weinberg aus dem Fürst in Franken rotfruchtige Pinot Noirs keltert. Burgundische Pinot Noirs. Und obwohl ich dem Hundsrück manchmal eine höhere Punktzahl gebe und ihm mehr Größe attestiere, ist mein Lieblingswein eindeutig der Schlossberg. Nur ein mittleres Rot. In der Nase rote, süße Kirsche mit ein wenig Schlehe und roter Johannisbeere. Sehr fein, trotz des hohen Rappenanteils wenig Krautwürze. Eine kühle Nase, aber nicht so schwarz, nicht so dunkel wie die anderen Weine bei Fürst. Der Mund ist sahnig, rotfruchtig, ja nahezu grandios in seiner immensen Frische. Sauerkische, rote Johannisbeere, dann ein bisschen Schlehe. Kaum schwarze Elemente, sehr verspielt, lang, tänzelnd. So etwas unendlich Feines. Und wie ich schon sagte, der einzige zur roten Frucht laufende der großen Burgunder von Fürst. Ich liebe diesen Schlossberg in seiner unendlichen Feinheit. Er erinnert mich ein wenig an den Himmelreich von Molitor und er hat auch ein ganz klein bisschen was von einem Chambolle Musigny. Am Ende kommt doch ein bisschen Rappenwürze durch, ein bisschen Dujac. Grandioser Stoff.100/100