Lobenberg: Der Schlossberg ist die heißeste Lage von Fürst. Süd-, Südwestexposition, also sehr warmer Nachmittag. Extrem viel Trockenmauern. Terrassen mit teilweise nur zwei Reihen, manchmal sogar nur eine. Alles Handarbeit. Wie an der Terrassenmosel, nur hier keine Einzelpfahlerziehung, sondern Drahtrahmen. Diese heißeste Lage der Spätburgunder von Fürst ist gleichzeitig aber nicht die powervollste, sondern die femininste, die zarteste Pinot-Noir-Anlage, weil die Weine von der Säure eher etwas milder ausfallen. Die Weine sind auch weniger wild. Wie alles steht auch der Schlossberg auf reinem Buntsandstein. Reiner Fels mit etwas Verwitterungsauflage. Der Schlossberg stammt nicht aus Bürgstadt, sondern der Nachbarsgemeinde Klingenberg. Es gibt nur 1,3 Hektar, alles mit französischem Klon bestockt. Bei Fürst wird zu Beginn immer eine Kaltmazeration von zwei bis drei Tagen durchgeführt, denn die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Das Ganze verbleibt dann mehrere Tage und dann wird langsam die Temperatur im Raum erhöht. Es gibt also keine Trockeneiskühlung, sondern nur Kühlung mit Kühlplatten. Dann wird das entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativen Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Dieses spezielles Terroir Klingenberg gibt halt immer Weine, die deutlich mehr in die rote Frucht laufen als die anderen Großen Gewächse. Hier haben wir dann klassisches Burgund mit Sauerkirsche, süßer roter Kirsche, Schlehe, nur ganz wenig Schwarzkirsche. Hinzu kommt reife rote Johannisbeere. Auch ziemlich viel Zwetschge. Das ist eine schöne, klassische, eine so gewohnte Burgunder-Nase. Sebastian Fürst sagt, dass sei das schönste an Trauben gewesen was er je gesehen hat, und dieser Schlossberg 2016 hat traumhafte Reife, und so fühlt sich auch der Mund an. Eine Explosion an roter und schwarzer Frucht. Es geht aber im Gegensatz zu 2015 nicht ins Fette, Üppige, sondern unglaublich stylisch und lang. Aber immer auf rot laufend. Immer auf Zwetschge, auf roter Kirsche aber nie opulent, sondern fein, lang, geradeaus. Schöne Salzspur. Der Wein ist in seiner Mineralität nicht so extrem wie die beiden anderen Großen Gewächse aus Bürgstadt, sondern er hat viel mehr Charme, ist rund. Das macht richtig Freude. Der Probeschluck war nicht ausspuckbar. Das war der einzige Wein an diesem Tag, den ich richtig getrunken habe, weil es einfach so ungeheuer saftig, schön rotfruchtig und harmonisch war. Und trotzdem stylisch, lang und voller Finesse. Das ist auf keinen Fall ein Blockbuster, sondern ein super feiner, rotfruchtiger, typisch burgundischer Wein. Das einzige der drei GGs, das wirklich reinstes Burgund ist und keine deutsche Affinität besitzt. Ich liebe diesen Schlossberg 2016. 99-100/100