Salwey: Chardonnay Steingrubenberg Großes Gewächs 2021

Salwey: Chardonnay Steingrubenberg Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2046
mineralisch
frische Säure
Lobenberg: 96/100
Parker: 94+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Steingrubenberg Großes Gewächs 2021

96
/100

Lobenberg: Die Lage Steingrubenberg hat Konrad Salwey quasi wiederbelebt. Im Zuge des reformierten Weingesetztes wurde sie nämlich 1970 dem Henkenberg zugeordnet, obwohl die Lage eigentlich sehr eigenständig ist nichts mit dem Henkenberg zutun hat. Der Steingrubenberg liegt am Ortsausgang von Oberrotweil Richtung Bickensohl und hat eine Exposition nach Osten. Er ist sehr steinig, mit verwittertem, porösem Vulkangestein. Zuvor hat Salwey hier noch ein Weißburgunder GG erzeugt, aber mit dem Jahrgang 2020 feiert dieser Wein nun seine Premiere als Chardonnay. Die Chardonnay-Reben waren Konrad vorher einfach noch etwas zu jung um sie als Großes Gewächs zu füllen, weshalb der Ertrag bisher in den Ortswein ging. Wie alles bei Salwey natürlich selektiv per Hand gelesen. Pressung mit hoher Gerbstoffauslösung. Vergoren ohne Vorklärung oder Sedimentation, zügig bei moderaten Temperaturen mit natürlichen Hefen im großen Holzfass. Anschließender Ausbau auf Vollhefe über 30 Monate im Fass und noch einmal sechs Monate im Edelstahl. Unfiltriert abgefüllt. In der Nase haben wir hier eine wunderbare Tiefe und Komplexität. Sehr feine, gelbe Frucht von Aprikose und Amalfizitrone. Darüber liegt ein Rauchschleier, aber nur dezent, der Chardonnay ist nicht ganz so reduktiv wie manch andere Weine von Salwey. Dann kommt dunkle, steinige Würze dazu. Etwas schwarzer Pfeffer und geröstete Mandel. Am Gaumen geht es mit guter Tiefe und Struktur weiter. Viel salzige Mineralität trifft auf eine präzise, aber dabei nicht karge Säurestruktur. 2021 kommt insgesamt etwas zupackender und dramatischer her als der feine 2020er. Saftige Amalfizitrone gibt hier den Ton an, auch wieder Aprikose. Dazu kommt etwas Mandel und Salbeibutter. Sehr lang mit griffiger Tanninstruktur und auf einer kristallinen Salzspur ausklingend. Dass Konrad Salwey Chardonnay kann, beweist er schon lange mit seinem großartigen Ortswein. Das hier ist jetzt noch mal eine Spur komplexer und wird sich sicher toll entwickeln über die kommenden Jahre. 96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

94+
/100

Parker über: Chardonnay Steingrubenberg Großes Gewächs

-- Parker: 2021 Chardonnay Steingrubenberg GG shows a deep, fresh, very precise nose with pleasantly reductive, flinty and iodized citrus notes. Full-bodied, powerful and very firm in the mouth, it has pithy but ripe tannins as well as dense, long-lasting mineral substance and citrus notes and salt in the finish. Expressive Chardonnay with potential. Tasted at the Vorpremiere VDP.Grosses Gewächs in Wiesbaden in August 2024.

Mein Winzer

Salwey

Konrad Salwey hat auf seinem Familienweingut in Oberrotweil am Kaiserstuhl neben Friedrich Keller sicher die spannendste Entwicklung der letzten Jahre hinter sich. Salweys Weine bersten vor Spannung… und das ist am Kaiserstuhl eine Leistung.

Chardonnay Steingrubenberg Großes Gewächs 2021