Lobenberg: Die Hangneigung der Hermannshöhle ist 60%. Der Bodentyp: Tonschiefer mit Kalksteinelementen, Rebalter von 60 bis 80 Jahren. Nur Reben aus der Südost- und Südwest-Ausrichtung werden genommen, nicht die voll südlich ausgerichtete Mitte, um einfach hier das Säurespiel gut zu erhalten. Jedes Jahr der Streitpunkt welches die größere Spätlese ist: Oberhäuser Brücke Monopol oder Hermannshöhle? Ich finde, im Bereich der Spätlese fast immer die Oberhäuser Brücke spannender, weil sie ein bisschen pikanter ist. Wunderbar klar in der Nase, feine helle Frucht, weißer Pfirsich, Aprikose, ganz feiner Blütenhonig, etwas süßes Brioche, Feuerstein und Kreide, hellmineralisch in der Nase. Reintönig und präzise, aber durchaus konzentriert und voluminös, nicht so straight wie die Brücke. Die Hermannshöhle ist großrahmiger, ist opulenter. Der Wein ist einerseits profunder, auch mineralischer als die Spätlese Brücke, hat aber dafür etwas weniger Spiel, etwas weniger Komplexität. Im ewigen Nachhall wird die profunde weiße Steinobstfrucht von Salzigkeit durchzogen, was ihr bei aller Dichte in 2019 auch eine geniale Spannung verleiht. Hallt immer wieder nach, Birne, Vanilleschote, Feuerstein, präzise und doch üppig, geniale Mischung. Ich weiß, dass sie immer höher bewertet wird, sie ist auch teurer, aber ich persönlich finde die Brücke aufregender. Natürlich attestiere ich der Hermannshöhle dennoch zu den absolut besten Spätlesen des Jahres zu gehören. 97-98+/100