Lobenberg: Das Lesegut war perfekt reif dieses Jahr, die Trauben stramm und knackig, gefühlt sehr kühl. Die Erntemenge war etwas geringer als in 2018 und 2019. Tim Fröhlich hat die Weine schon im April von der Vollhefe auf die Feinhefe abgezogen dieses Jahr, um diese kompakte Feinheit zu erhalten. Zudem braucht der Jahrgang weniger Restzucker. Die Weine hatten ihre Balance seiner Meinung nach in sehr niedrigen Restzuckerbereichen gefunden in 2020. Das Felseneck ist Tim Fröhlichs größte Lage. Fast 8 Hektar, worauf nicht nur das Große Gewächs, sondern auch der Zweitwein „Schiefergestein“ und einige Süßweine wachsen. Ein einziger, großer, sehr steiler Hang. Die Hanglage des Felsenecks beträgt bis zu 70 Prozent. Komplett blauer Schiefer, ein sehr kühler Untergrund. Trotzdem eine sehr warme, Süd-exponierte Lage. Der älteste Weinberg des Gutes. Nicht terrassiert. Die langen Reihen werden manchmal durch Steinmauern unterbrochen. Die ganzen Reihen liegen in Hangrichtung, also längs gezeilt, dadurch werden die Trauben, wegen der totalen Südexposition kaum bis gar nicht entblättert in 2020. Hier sind wir in der Spitze der Weine von Tim Fröhlich angekommen. Felseneck ist zwar mit der größte Weinberg, den Tim Fröhlich hat, aber gleichzeitig auch mit sein spektakulärster. Diese Gesteinskombination im Untergrund gibt eine unglaubliche Würze. Sein Vorteil gegenüber dem Stromberg ist, dass er ein bisschen komplexer ist und ein paar mehr Facetten zeigt. Der Stromberg ist sicherlich der monolithischste von Tims Weinen, der nur geradeausläuft. Hier im Felsenecken haben wir eben nicht nur feuchten, blauen Schiefer und feine reduktive Spannung, sondern hier haben wir eben auch ein bisschen schwarze Frucht. Räucherspeck, Vergissmeinnicht, weißer Pfirsich, Feuerstein ohne Ende. Extrem intensiv und hochfein zugleich. Irgendwo schon viel Kraft und Dichte andeutend, aber wie alle anderen GGs bei Tim Fröhlich hat es eben nicht nur eine dritte Dimension der Mineralität, sondern noch eine vierte Dimension durch diese perfekt reife Phenolik. Dieses Samtige, am Gaumen Schmelzende, was der dramatisch intensiven, laserpräzisen Blauschieferwürze und der rasiermesserscharfen Feuersteinklinge eine verblüffende Trinkbarkeit verleiht. Das ist die perfekte Balance aus Straffheit, aus Wildheit, aus mineralsalzigem Zug und kristalliner Qualität, die kaum jemand so treffen kann wie Tim Fröhlich. Hier passt einfach alles. Das ist rasiermesserscharf auf dem Feuerstein entlanglaufend. Es gibt hier nur wenig Frucht und nur wenig Kräuterigkeit, es läuft alles auf dem puristischen Bodenausdruck. Aber es ist eben nicht karg, sondern hochfein. Ein bisschen Cassis und gerade so reife Blaubeere, die im Mund platzt. Die Intensität ist wirklich fast dramatisch. Tim Fröhlich hat mit 2020 sehr wahrscheinlich 2019 nochmal übertroffen. Wie er das gemacht hat ist mir ein Rätsel, aber er hat kristalline, hochfeine, glockenklare Wunderwerke erschaffen in diesem Jahrgang. 100/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Was fasziniert mehr? Die soooo typische Felseneck-Typizität oder die typische Schäfer Fröhlich Sponti-Reduktionsnase? Und das Gute: Diese Nase ist auch nach 10 Jahren noch so! Stein mit Reduktion, Mineralität mit karger Frucht. Was Dönnhoff in Perfektion ist, was Hermannsberg in Erhabenheit darstellt, ist reinste Aufregung und eigenwillige Spannung bei Schäfer Fröhlich. Der größte 2020er Wein der Nahe für mich! 100+/100