Lobenberg: Die Herzlei grenzt direkt an den legendären Erdener Prälat. Diese wird bereits in der ersten offiziellen Weinbergsklassifikation von 1868 als Spitzenlage verzeichnet. Es handelt sich hierbei um den Kernbereich des Erdener Treppchens und um die Monopollage vom Weingut Dr. Hermann. Hier stehen bis zu 100-jährige, wurzelechte Reben in Einzelerziehung. Seit dem Jahrgang 2016 ziert der Schriftzug Alte Reben auch das Etikett. Die Nase der Herzlei 2019 ist unglaublich fein, geradezu schwerelos, kristallin und klar, absolut reintönig. Diese Nase strahlt die makellose Güte dieses großen Jahrgangs an der Mosel aus, bezaubernd! Darunter eingekochte Aprikose, etwas gelber und weißer Pfirsich, vollreife Williamsbirne, Netzmelone, ein ganz kleiner Hauch tropische Frucht hintenraus, etwas Maracuja. Insgesamt aber sehr clean, sehr klar bleibend. Zarte Schieferwürze unterlegt die glockenklare Frucht wie eine frische Meeresbrise. Am Gaumen dann eine gelbwürzige Explosion, druckvoll, dicht verwoben und trotz aller Intensität und Konzentration so leichtfüßig und schwebend fein. Rassig, geradeaus laufend in kandierter Zitrusfrucht und warmer Grapefruit, dann erst kommt langsam die cremige Süße mit gelber Melone, etwas gelbem Pfirsich und Aprikose, zieht sich lange cremig und hochfein hintenraus. Dann gesellen sich rotbeerige Einflüsse dazu, Johannisbeere, Schlehe, leicht salzig werdend im Ausklang. Diese rötlichen Einflüsse sind ein typischer Terroir-Ausdruck des rotschieferigen Hanges bei Ürzig und Erden. Auch das cremige Finish erhält diese schöne Dichte, aber 2019 ist gleichzeitig so fein, so klar und fast Kabinett-artig leicht wirkend, dass es für eine GK-Spätlese schon höchst verblüffend ist. Diese Feinheit ist wirklich außergewöhnlich und hebt den Wein dieses Jahr auf ein neues Level. Die Spätlese aus der Herzlei hallt noch lange in feinem Salz und zart tropischer Frucht nach, Maracuja und etwas reife Melone. Vorne eben durchaus druckvoll, sehr rassig und pikant mit Schieferwürze und viel Steinigkeit. Hintenraus dann auf der Zunge schmelzend und cremig in schwereloser Feinheit aufgehend. Das ist Mosel pur, so gelingt das nur hier, wunderschön. Ein herausragender Jahrgang für diesen Wein. 96/100