Peter Jakob Kühn: Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage 2023

Peter Jakob Kühn: Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage 2023

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Riesling
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2040
mineralisch
voll & rund
frische Säure
Lobenberg: 95–96+/100
Galloni: 94–96/100
Deutschland, Rheingau
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage 2023

95–96+
/100

Lobenberg: Der Rauenthaler Baiken ist so ein bisschen das Tor zum mittleren Rheingau. Es ist die erste Top-Lage aus Walluf kommend und eine der historischen Spitzenlagen der Region. Schon auf den ältesten Weinkarte immer höchstbewertet. Die Parzelle im Baiken hat Familie Kühn von den Staatsweingütern übernehmen können, weil sie zu aufwändig in der Bewirtschaftung war. Durch die Lage der Parzelle ist alles extreme Handarbeit, nicht befahrbar. 2023 war ein superbes Jahr für Riesling im Rheingau, wenn sauber gearbeitet wurde. Im Oestricher-Bereich musste sehr viel ausgelesen werden, weil die Böden etwas tiefgründiger sind und viel Wasser da war, dennoch waren die Erträge dann sehr gering. In den Berglagen in Rüdesheim und auch Hallgarten, die schieferigere, gut drainagierte Böden haben, war es deutlich entspannter. Der Baiken ist ein Steilhang auf sehr kargem Phyllitschiefer-Boden, dennoch ist er gut Wasser versorgt, besser als etwa der Rüdesheimer Berg. Es ist eine kühlere Lage in einem waldigen, gut durchwindeten Seitental in Süd-Südwest-Exposition. Die kühle Waldluft fließt morgens durch dieses Tälchen in Richtung Rhein. Der Baiken wird in einem Halbstückfass spontan vergoren und ein Jahr ausgebaut, anschließend reift er weitere sechs Monate in Edelstahl auf der Feinhefe vor der Füllung. Es gab 2023 von den 7000 Quadratmetern des Weingutes nur diese 600 Liter, also rund 10 hl/ha Ertrag, weil so extrem selektiert werden musste. Die Parzelle liegt direkt neben dem Baiken »Kopf«, das Kloster Erbach als GG-Parzelle angemeldet hat, aber eben außerhalb davon, daher ist es als 1G also Erste Lage gelabelt. Im Grunde ist der Baiken aber eine Große Lage, nur Kloster Eberbach war bis Kühn der einzige VDP-Betrieb dort. Der Baiken hat eine expressive, für Kühn’sche Verhältnisse fast explosive Frucht in 2023, der kühle Druck dieses Weinbergs ist in jeder Nuance spürbar. Er duftet nach Quittenschalen, knackige Blaubeere, Cassis, Bergwiesenheu und blondem Tabak, auch grünen Pfefferkörnern. Im Mund eine irre Vibration, das Salz spielt wie ein Bass im Untergrund, ein bisschen wild ist der Baiken schon in seiner mineralischen Strahlkraft und kühlen Power. Ein fantastisches Erstlingswerk aus dem großen Jahrgang 2023, superb!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94–96
/100

Galloni über: Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage

-- Galloni: The 2023 Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage is from a steep site with great water availability, reaching into the forest. This represents Kühn's first time making a wine from this new-to-the-portfolio site. Wet stone, lemon and flint come together on the enticing nose. More air brings ripe Amalfi lemon zest. The palate comes in with radiant clarity, luminosity and brilliance. This is totally strait-laced, yet it's backed by that exquisite, gentle, Kühn creaminess. Zesty and elegant, this is slender but with wonderful substance. (Bone-dry)

Mein Winzer

Peter Jakob Kühn

Dass man nicht immer Mainstream sein muss, um großen Erfolg zu haben, beweist Familie Kühn mit Ihrer herausragenden Arbeit als Demeter-Aushängeschild des Rheingaus. 1978 übernahmen Angela und Peter Jakob Kühn das Gut in Oestrich-Winkel von Peters Vater, der kurz darauf nach langer Krankheit...

Riesling Rauenthaler Baiken Erste Lage 2023