Cote Rotie Vieille Vignes 2024

Michel Tardieu - Nordrhone: Cote Rotie Vieille Vignes 2024

Zum Winzer

98–100
100
2
Serine 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2033–2070
Verpackt in: 12er
9
voluminös & kräftig
frische Säure
pikant & würzig
3
Lobenberg: 98–100/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cote Rotie Vieille Vignes 2024

98–100
/100

Lobenberg: Wie immer diese traumhafte Côte-Rôtie Nase mit ihren rauchigen Aromen. Sehr dunkle schwarze Beeren, Rauch und dunkle Lakritze. Ein erstaunlich schlanker Mund, spielerisch und fein. Dieser Wein ist wirklich verblüffend, jedes Jahr wieder. Aus drei der allerbesten Lagen von den allerbesten Erzeugern kommt hier jedes Jahr einer der besten Côte-Rôtie der gesamten Region zustande. Unendlicher Nachhall mit pfeffrigen, leicht scharfen Noten und immens konzentrierter dunkler Beerenfrucht. Aber man muss warten… Dieser Wein braucht sicherlich mehr als 10 Jahre, um sich in seiner ganzen Schönheit zu präsentieren. *** Anders als die Südrhône war der kühlere Norden mit der nicht so stark von Mehltau und anderen Krankheiten geplagten Rebsorte Syrah deutlich „normaler“. Es gab zwar auch hier niedrige Erträge und spätere Reife mit niedrigerem Alkoholwert, aber wer sehr alte Reben besitzt, konnte lange warten und zu einem Zeitpunkt ernten, wie er eigentlich eher in den 1990er-Jahren üblich war. Die Weine zeigen sich durch eine sehr hohe Farbigkeit aus mit viel Violett. Sehr pfeffrige Noten, samtig-dichte und reife Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett aber dennoch opulent, reif und fein mit sehr moderatem Alkohol und charmantem Gerbstoff. Reich, dicht, samtig und sehr klassisch – an die besten Weine der 90er-Jahre erinnernd. *** Der Côte Rôtie von Tardieu besteht natürlich zu 100 Prozent Petite Syrah. Oder Serine, wie die uralte, kleinbeerige Form der Syrah hier genannt wird. Die Reben sind über 60 Jahre alt und stehen in den Einzellagen Landonne, Lancement und Chavaroche. Lancement ist definitiv meine Lieblingslage bei Ogier, Chavaroche bei Levet und Landonne ist meist der beste Wein bei Guigal. Das zeigt, wie unendlich lange Michel Tardieu hier Beziehungspflege betrieben hat. Die Trauben gehen komplett unentrappt in die spontane Fermentation im Betontank. Ausgebaut wird der Wein für 12 Monate in Barriques, 25 Prozent neues Holz, teils Zweitbelegungen. Danach weitere 12 Monate in großen Doppelstückfass von Stockinger. Keine Schönung und Filtration vor der Füllung in die authentischen Burgunderflaschen mit Naturkork. Der Côte Rôtie von Tardieu kommt aus den berühmtesten Einzellagen der Appellation und auch von sehr namhaften Erzeugern, die ich persönlich kenne und zum Teil in meinem Portfolio habe. Aber was die Tardieus daraus machen, ist einfach eine sehr spezielle Liga. Nur 13 Volumenprozent Alkohol in 2024.

Jahrgangsbericht

Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Cote Rotie Vieille Vignes 2024