Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** Goldene Kapsel 2021

Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** Goldene Kapsel 2021

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
7,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2105
frische Säure
mineralisch
Lobenberg: 100/100
Parker: 98/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** Goldene Kapsel 2021

100
/100

Lobenberg: Die Nase ist satt und konzentriert, hochgradig intensiv aber von einer unfassbaren Klarheit. Die hohe Spannung aus der 2021 selten so üppig getroffenen Reife wie hier, ist einfach grandios. Einfach nahezu perfektes Lesegut mit wunderbarer, ganz klarer Botrytis. Aus dem Glas strömen Mango und Ananas, gelber Apfel, Marille, nebst etwas Zitronengras und Assamtee, Lavendelhonig, Thymian, viel süßes Brioche dazu. Ganz bezaubernd, üppig und samtig schon im Duft. Die Ankunft auf der Zunge ist zunächst von drückender Intensität und Kraft aus der hohen Reife der Trauben geprägt, schiebend, voluminös und ölig, satte Quitte, Netzmelone, kandierte Zitrusfrucht. Doch dann löst sich die Konzentration in Finesse und Feinheit auf. Der Grund hierfür ist vor allem die hervortretende Mineralanmutung, der Wein wird enorm salzig hintenraus, Salzkaramell, feines Toffee. Dabei schwerelos werdend, nicht die Intensität der Aromatik aufgebend, aber das Volumen im Mund verflüchtigt sich zusehends in ein finessenreiches Tänzeln von in Salz und Honig gewendetem gelbem Steinobst. Und hier tritt die Eleganz und der geschliffene Charakter der Sonnenuhr wieder hervor. Die kristallklare und extrem pikante und hohe Säure von 2021 Beamt den Wein dann final in ungeahnte Sphären. Tänzelnd und schwebend. Selbst die konzentrierteste edelsüße Auslese wirkt beschwingt und filigran durch diese grandiose balancierende Kraft der Mineralität und Säure. Das ist Süßwein-Weltklasse! 100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

98
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Parker über: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** Goldene Kapsel

-- Parker: The 2021 Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** (Golden Capsule) offers a very clear and intense, savory, pure and elegant nose of concentrated fruits, including lemon and grapefruit aromas, intertwined with finely flinty notes of crushed slate. Round, lush and generous but also highly delicate and irresistibly savory on the palate, this is a balanced Auslese that is not as lively, bright and saline on the finish as the Wehlener, but it is more textured, richer and possibly also deeper. 7.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in May 2023. 98/100

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.