Lobenberg: Das ist der erneute Release der 2015er Reserve nach 10 Jahren, also die Turboversion mit noch längerem Flaschenlager im Weingut. Grundsätzlich heißt Reserve bei Hermannsberg: Gleicher überragender Wein wie das GG, aber etwas längeres Hefelager und danach einige Jahre Flaschenlager, Markteintritt am Beginn der Trinkreife. Karsten Peter möchte, wie einige wenige andere Winzer auch, seinen großen GG einfach mehr Zeit im Fass geben. Durchgegoren auf unter 3 Gramm/l Restzucker. Auch dieser Weinberg ist natürlich biologisch bewirtschaftet, jedoch nicht zertifiziert. Die von Hand gelesenen Trauben werden eingemaischt, abgepresst, spontan vergoren und im Holz ausgebaut. Die Kupfergrube wächst auf Melaphyr, das ist vulkanisches Eruptivgestein, was vom eingebrachten Karbonschiefer überdeckt wird. Natürlich hat das was mit Kupfer zu tun. Hier lag früher ein Kupferbergwerk, und vor 100 Jahren waren unendliche Arbeitsstunden nötig, um aus dem ehemaligen Kupferbergwerk und den umliegenden schroffen Felswänden einen Weinberg entstehen zu lassen. Heute erheben sich seine Terrassen rein südorientiert in die Höhe. Von Menschenhand und viel Fleiß akribisch erschaffen, brauchen sie auch heute noch extrem viel Arbeit. Ehrfürchtig steht man vor dieser unvorstellbaren Leistung der Altvorderen. Die Kupfergrube ist wahrscheinlich die herausragende Lage von Gut Hermannsberg und eine der großen Lagen der Nahe überhaupt. Nicht umsonst tummelten sich von Dönnhoff bis Schäfer Fröhlich viele andere Größen in diesem Bereich. Nach einem Tausch von Hermannshöhle gegen Kupfergrube ist Dönnhoff raus, aber dennoch gibt es natürlich Konkurrenz. Nur ist Hermannsberg mit den besten Lagen und dem Filetstück ganz klar Nummer 1 in genau diesem Weinberg. Der ganze Charme, den 2015 zeigen kann, ist in diesem Wein versammelt. Maracuja mit Mandarine und Orangenschale ist der Angang, hier ist nichts Karges, viel Exotik, und trotzdem ist es unglaublich steinig und mineralisch. Aber auch unglaublich viel Charme, saftig zum Reinspringen, dabei schön den Genießer umarmend. Der Mund kommt mit ganz viel Druck, aber auch mit dem gleichen Charme. Wir sind etwas schlanker im Mund, als die Nase vermuten ließ. Wir haben etwas mehr süße Orange dazu und viel mehr Wildkräuter-Charakter unter der pinken Grapefruit. Berauschende Säure, gewohnt straff und intensiv, zieht voll durch. Ein typisches Gut Hermannsberg-Gerüst mit viel Salz, Gestein und Gerbstoff. Wenn man diesen Wein, wie ich, damals jung probiert hat, dann war seine Größe immer klar, aber er war schon sehr extrem in der Jugend, fast brutal und überwältigend. Daher macht dieser Late Release des Late Releases schon sehr viel Sinn, vor allem bei diesem Wein. Jetzt ist er so langsam in seiner ruhigen Phase angekommen, wird cremiger und entspannter, ist aber noch immer so voller Energie und Leben, dass es wirklich unglaublich ist. Er ist nicht mit Restzucker geschönt, er kommt so wie er ist mit aller Ausdruckskraft, aller Strahlkraft, denn die hat er ohne Zweifel. Der beste Wein aus der Kupfergrube neben dem 2019er, die beiden teilen sich die Krone. Einer der ganz großen Rieslinge von der Nahe. 100/100