Knipser: Petit Doux 2023

Knipser: Petit Doux 2023 0,375 l

VDP

Zum Winzer

Petit Manseng 100%
weiß, süß
10,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2043
sehr süss
exotisch & aromatisch
leicht & frisch
Lobenberg: 96/100
Falstaff: 94/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Petit Doux 2023

96
/100

Lobenberg: Ein weiteres, kurioses Unikat aus dem Hause Knipser: Ein Süßwein. Von Knipser?! Ja, und zwar so unglaublich gut, so eigenständig, das hat es so noch nicht gegeben! Definitiv nicht in Deutschland und wahrscheinlich auch weltweit noch nie. Die Sorte ist Petit Manseng, bekannt aus dem französischen Jurançon, gewachsen auf den kalkreichen Böden der Lagen Mandelpfad und Orlenberg. Ausbau komplett im Stahl. Das Ergebnis: Ein wunderbar aromatischer, feiner Wein, so glasklar, strukturiert, mit Fruchtsüße, aber ohne jede Schwere. Kein Botrytis, keine Überladung – stattdessen Reintönigkeit, Präzision und Frische. Komplett gesund gelesen bei 117 Grad Oechsle, knapp unter 100 Gramm Restzucker, aber über 9 Gramm Säure – das ist das technische Rückgrat des Petit Doux. Und genau das spürt man sensorisch: Die Süße wirkt nie isoliert, sondern ist fest eingebunden in eine lebendige, straffe Säurestruktur. Der Wein bleibt geradlinig, sehr fokussiert, ohne jede viskose Opulenz. Kein Honigkleid, keine marmeladige Dichte – stattdessen eine tänzelnde Frucht mit deutlich mineralischem Zug. Die Aromatik ist zum reinlegen schön, ein exotischer Fruchtkorb par excellence! Aprikose, Ananas, Mango, Maracuja – aber immer kühl, nie überreif. Mit etwas Luft kommen subtilere Töne hinzu: Zitruskonfit, Ingwer, florale Anklänge. Durch den Ausbau im Edelstahl bleibt alles klar konturiert, ohne sekundäre Aromen durch Holz oder oxidative Noten. Die Textur ist fein, saftig, eher schlank als cremig. Der niedrige Alkoholgehalt von 10 % unterstreicht diese stilistische Linie zusätzlich – der Wein bleibt leicht, fast animierend. Im Gesamteindruck präsentiert sich der Petit Doux als moderner Süßwein mit fast schon analytischer Präzision. Er ist kein klassischer Dessertwein, sondern stilistisch näher an einem hochfeinen Spätlese als an einem Sauternes. Die Süße dient der Fruchtdefinition, nicht der Opulenz. Ein Wein mit Zug und Spannung, der sich als Aperitif ebenso empfiehlt wie zu fruchtbetonter Pâtisserie oder asiatischer Küche mit leichter Schärfe. Fantastischer, frischer Stil mit perfekter Balance zwischen Reife und Säure. Ein Süßwein mit Zukunftsperspektive, eigenständig und stilistisch konsequent.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Falstaff über: Petit Doux

-- Falstaff: Duft nach Blütenhonig, kandierter Pfirsich, getrocknete Aprikose, Süßholz, feine Würze. Am Gaumen mit wohltemperierter Säure und konzentrierter Stoffigkeit, dicht gewoben, Pfirsichnektar, süße Minze, Quittengelee, sehr griffig und lang, im Stil halb Sauternes, halb Auslese.

Mein Winzer

Knipser

Deutsche Rotweine von internationaler Größe und ein perfektes Händchen für den Ausbau im Barrique – dafür steht das Weingut Knipser seit Jahrzehnten. Mittlerweile sind es aber auch die energetischen Rieslinge und Burgunder, mit denen die Knipsers Aufsehen erregen.