Knipser: Chardonnay *** 2022

Knipser: Chardonnay *** 2022

VDP

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
voll & rund
mineralisch
Lobenberg: 95+/100
Galloni: 92/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay *** 2022

95+
/100

Lobenberg: Die Trauben wachsen in der Großen Lage Burgweg »Im Großen Garten« auf massivem Kalksteinfels. Komplett im Barrique ausgebaut mit einem Neuholzanteil von etwa 60%. Knipser sind einfach Profis und Vorreiter im Barriqueausbau und das merkt man hier sofort. Dennoch ist das hier schon eher alte Burgunder-Schule, kein auf Schlankheit und Finesse getrimmter Leisetreter-Chardonnay, sondern eher intensiver Stoff. Wunderbar feine, warme Fruchtaromatik. Zeigt schon gute Opulenz aus der gelben Frucht mit reifem Steinobst und ganz zarten, warmen zitrischen Akzenten. Zitronen- und Orangenschalen, dazu diese ganz subtile Holzuntermalung, heller Tabak, geröstete und gesalzene Nüsse, Bienenwachs, Brioche und sogar etwas Buttercreme. Am Gaumen sehr geschliffen, wunderbar balanciert und klar. Großartige Länge, feine Eleganz, durchaus breitschultrig aber alles passt hier, denn wir haben trotzdem eine so salzig-griffige Vibration darunter. Der Wein einen wunderbar seidigen Schliff, diese feine gelbfruchtige Cremigkeit, die sich an den Gaumen anschmiegt und feine, kalkige Akzente im Nachhall. Ein Chardonnay für Hedonisten, durchaus mit gewisser Größe und vor allem großartiger Tiefe in diesem Preisbereich, denn das wäre im Burgund schon auf Village-Niveau angesiedelt.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

92
/100

Galloni über: Chardonnay ***

-- Galloni: The 2022 Chardonnay*** is from various limestone sites, including Kirschgarten, Steinbuckel and Burgweg. This fermented in mostly new barriques. Supple smokiness and hazelnut are aromatic and frame the merest touch of honey. The palate, likewise, is rounded and smooth, with a vein of brightness, while the oak lends texture and gentle lift. This is a German Chardonnay from a warm year, made in an international style with lots of concentration. (Bone-dry)

Mein Winzer

Knipser

Deutsche Rotweine von internationaler Größe und ein perfektes Händchen für den Ausbau im Barrique – dafür steht das Weingut Knipser seit Jahrzehnten. Mittlerweile sind es aber auch die energetischen Rieslinge und Burgunder, mit denen die Knipsers Aufsehen erregen.

Chardonnay *** 2022