Jülg: Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2023

Jülg: Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2023

Sauvignon Blanc 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2045
mineralisch
exotisch & aromatisch
frische Säure
Lobenberg: 97/100
Falstaff: 94/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2023

97
/100

Lobenberg: Hier sind wir jetzt auf absolutem Weltklasse-Niveau in Sachen Sauvignon Blanc angekommen! Der Opus Oskar hat mittlerweile schon Kultstatus erlangt und ist die Jülg’sche Antwort auf ganz große Sauvignons wie Silex oder Zieregg. Opus Oskar ist quasi die Prestige Linie bei Jülg, eine Hommage an den Großvater Oskar. Das wäre eigentlich ein Großes Gewächs, aber Sauvignon Blanc ist nicht als GG-Rebsorte zugelassen. Er wächst in einer Einzellage in Wissembourg, also ganz knapp hinter der französischen Grenze. Purer, gelber Kalkstein. Ausgebaut überwiegend im neuen Barrique und Tonneau. Kühl und rauchig strömt es aus dem Glas. Ein in der Ferne entfachtes Streichholz, Feuerstein, jodige Meeresnoten wie Austernschale und Alge dominieren zu Beginn. Sandelholz und frisches Sauerteigbrot. Mit etwas Luft zeigt sich dann auch etwas Frucht. Klassische Stachelbeeraromen, weiße Johannisbeere, weißer Pfirsich, Limette, zarte Minzanklänge. Alles sehr dezent, sehr elegant. Man merkt sofort: Das ist ein schlummernder Riese, der wirklich Zeit braucht. Wirklich tief und komplex. Auf die Zunge trifft der Oskar dann mit einer erstaunlichen Dramatik – wow, hier geht richtig die Post ab! Alles vibriert nur so vor Mineralität und zupackender Säure! In Salz gewendete Limette und Bergamotte, helle Grapefruit, ganz dezent auch etwas Passionsfrucht und Zitronengras treffen auf eine enorme Salzigkeit. Dazu kommt auch ein leichter Gerbstoffbiss. Hier wird wirklich jede einzelne Papille beansprucht. Unheimlich viel Druck aufbauend am Gaumen geht der Wein in eine unfassbare Länge über, bis er schließlich mit zartem Hefeschmelz endet. Wirklich großes Kino und zurecht einer der Jülg-Weine mit der größten Fangemeinde. Stark!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Falstaff über: Opus-Oskar Sauvignon Blanc

-- Falstaff: Zunächst zeigen sich nobles Holz und würzige Bâtonnage-Noten, dann treten tropisch-fruchtige Noten hinzu, Papaya, Mango, hochreife Nektarine und goldene Kiwi. Der Gaumen macht mächtig Druck, Holz, Säure und Phenole geben dem kraftvollen Körper Halt. Der Wein verbindet Fülle und Struktur, endet extraktsüß und mit fruchtgetragener Länge.

Mein Winzer

Jülg

Das Weingut Jülg im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Winzer Johannes Jülg zählt mit seiner absolut eigenständigen und sehr burgundischen Stilistik bereits seit einigen Jahren zur qualitativen Spitze der Pfalz.

Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2023