Lobenberg: Der Riesling Prestige von Griesel ist eine durch und durch charakteristische Interpretation des Hauses – kompromisslos in seiner Ernsthaftigkeit, dabei aber nie anstrengend oder überfordernd. Nach selektiver Handlese und schonender Pressung wurde der Most nur leicht geschwefelt, der Ausbau der Grundweine erfolgte dann komplett ohne Schwefel, hälftig im Holz und im Edelstahl. Ganze 46 Monate Hefelager verleihen ordentlich Tiefe und Struktur. Diese Machart erwartet man eher bei großen Vintage-Champagnern. In der Nase zeigt er eine kühle, fast jodige Mineralität, dazu Feuerstein, nussige Noten und ein Hauch Brioche – sehr pur, sehr präzise, nichts Lautes. Gerade diese Zurückhaltung macht ihn so typisch Griesel: keine Spur von kitschiger Rieslingfrucht, wie man sie bei manch anderem deutschen Sekt findet, sondern stattdessen eine elegante, mineralisch geprägte Stilistik mit feinem Schmelz und klarer Komplexität. Am Gaumen wirkt der Prestige straff und druckvoll, mit messerscharfer, salziger Säure und einem tragenden, feinen Mousseux. Trotz der kompromisslosen Trockenheit bleibt er stets balanciert, nie kantig, sondern mit subtiler Cremigkeit, die den Wein zugänglich hält. Der Abgang lang, kühl und noch etwas verschlossen – ein Versprechen für die Zukunft. Es ist ein Sekt, der Zeit braucht, mindestens drei bis vier Jahre, um seine innere Größe vollständig zu zeigen. Doch schon jetzt beweist er, dass Griesel den Rieslingsekt neu denkt: seriös, fokussiert, ohne jede Beliebigkeit, mit Schmelz und Tiefe statt vordergründiger Frucht. Ein echtes Statement.