Lobenberg: Die Grabenwerkstatt ist ein winziges Boutique-Weingut am Ende des Spitzer Grabens, des kühlsten, waldigsten Terroirs der Wachau. 2014 von Michael Linke (Stationen bei Von Winning, Pyramid Valley Australien und Bürklin Wolf) und Franz Hofbauer (Stationen bei Felton Road und Pyramid Valley in Neuseeland, sowie Hirtzberger) gegründet. Die beiden Jungwinzer wissen also wie der Hase läuft, entsprechend ist das Weingut direkt durch die Decke gegangen in Österreich. Jeder Winzer hat während unserer Reise gestaunt: Bekommt ihr da überhaupt Wein?! Die sind doch immer sofort ausverkauft. Wenn man ein paar Jahre nach Gründung schon Weingut des Jahres beim Gault Millau Austria wird kein Wunder! Diesen Weinberg haben die Grabenwerkstatt-Jungs Martin Muthentaler zu verdanken, der hier ihr direkter Nachbar ist. Also alles im Umfeld biologisch bewirtschaftet, perfekt. Hier stehen 72 Jahre alte Veltliner-Stöcke, die so wertvoll sind, dass Michael und Franz jedes Jahr von hier Selektionen schneiden und alle Veltliner-Stöcke, die sie neu setzen von hier stammen. Extrem geringe Erträge, lockerbeerige, ganz kleine Trauben. Tiefgründiger, verdichteter Lehm über Urgestein, sehr passend für Veltliner, eher weniger geeignet für Riesling. Die Ried Brandstatt liegt angrenzend an die Riede Bruck, wo auch Peter Veyder-Malberg unterwegs ist. Die Nase ist steinig und kühl, zeigt nur wenig Frucht, hell und kristallin, Kreidestaub und Zitruszesten. Kompromisslos zupackend, aufregend mineralischer Stoff. Karg und schlank, aber nicht bissig. Was für ein grandioser Veltliner, salzig, geradlinig, unglaublich fokussiert. Lang und griffig, mit schönem Gerbstoffbiss im Nachhall. Intensiv, eigenständig und ein glasklarer Terroir-Wein aus dem Spitzer Graben. Nachdem 2021 in der Wachau so ein super aufregendes, virbirerendes Jahr war, geht 2022 etwas mehr in Richtung Balance. Die Stilistik des Jahrgangs ist vielleicht vergleichbar mit 2020, weil eben elegant und präzise, aber bei etwas geringeren Alkoholgehalten und mit sehr guter Säurestruktur. Das Terroir soll hier komplett im Vordergrund stehen, daher stehen bei den Lagenweinen auch keine Rebsortennamen auf dem Frontetikett. Dieser Stil ist genial, elektrisierend und voller Spannung. 95-97/100