Lobenberg: Frédéric Garrabou hat uns direkt bei der ersten Verkostung geflasht. Eine unserer spannendsten Entdeckungen aus Südfrankreich, weil die Weine irgendwie viel burgundischer, jedenfalls nördlicher schmecken als gewohnt. Aus den Hochlagen des Roussillon kommt das ja häufiger mal vor, aber wenn man Garrabous Wein-Background erfährt, ergibt alles sehr viel Sinn. Er hat sein Handwerk nämlich nicht zu Hause in Limoux, sondern im Burgund und im Bordelais studiert. Anschließend hat er bei einigen Top-Erzeugern der Bourgogne gearbeitet, darunter etwa A&F Gros in Pommard. Die großen Crus des Burgunds und deren parzellengenaue Terroir-Philosophie prägten seine Sozialisierung. Entsprechend war klar: Wenn er zurück in den Süden kommt, gilt burgundisches Recht – eine Rebsorte, eine Lage, ein Wein. Hier in Limoux ist das natürlich ziemlich ungewöhnlich. Er hat sich kühlere Terroirs gesucht, oft in leicht nördlicher Exposition, um seinem nördlicheren Touch gerecht zu werden. Biologischer Weinbau und alles Handlese. Auch im Keller arbeitet er eins zu eins wie bei Anne Gros: Direktpressung bei den Weißen, kurze Maischegärung im Holz bei den Roten, alles spontan, dann direkt in die gebrauchten 500-Liter-Burgunderfässer – für rund ein Jahr, bis zur nächsten Ernte darin ausgebaut. Der Lieu-dit L’Estrade ist ein 0,85-Hektar-Plot in voller Südlage, sehr purer Kalksteinfels. Die Nase spiegelt diesen puren Stein wider: sehr klar, geradlinig, enorm frisch und clean. Voller Spannung – wow, schon der Duft hat richtig Zug! Weiße Blüten, Akazie, weißer Pfirsich, grüne Birne, Zitronengras. Der Mund ist so kristallin und glockenhell, leichte Exotik kommt auf, gibt dem Ganzen eine frische Pikanz: Papaya, Grapefruit – aber nur in Nuancen –, Limettenzeste. Die Säurefrische ist genial. Dieser Limoux Blanc hat eine solch grandiose Spannung und Lebendigkeit auf der Zunge, diesen kompromisslosen Geradeauslauf und so feine Saftigkeit, dass er geradezu von der Loire kommen könnte. Ein famoser Durstlöscher!