Lobenberg: Die Weinberge von Deux Clés liegen im winzigen Dorf Fontjoncouse in der wilden Landschaft des Corbières, nur 1,5 Stunden von der spanischen Grenze. Eine kleine Serpentinenstraße führt durch die von Garrigues übersäte, raue und felsige Hügellandschaft zu diesem völlig abgeschiedenen Ort. Ein kleines Paradies! Aber was bringt ein junges, weinverrücktes Winzerpaar in diese weltferne Region? Großes Terroir! Einige wenige Hektar mit über 100 Jahre alten Reben, die die beiden mit hingebungsvoller Handarbeit biologisch und biodynamisch erhalten. Sie haben sich bei einem Praktikum im Burgund kennengelernt und so ist auch ihr Winemaking: kompromisslose Arbeit im Weinberg und Laissez-faire im Keller, alles Spontanvergoren in Beton und burgundischen Barriques, dito der Ausbau. Für das was man von hier ins Glas bekommt und die Arbeit, die dahinter steht, die uralten Reben, sind die Weine eigentlich viiiel zu günstig. Aber wir sind eben in Corbières und nicht im Burgund – die Welt übersieht diese Schätze viel zu oft. Umso besser für uns Weintrüffelschweine. Die große Reserve aus dem Valée du Paradis. Kalk-Lehm Böden aus dem Trias, die eine große mineralische Vielfalt aufweisen: Quartz-Kristalle, Dolomit, Travertin und Spilit. Alte Weinberge die zwischen 70 und 112 Jahren alt sind, angelegt an Ost und Süd-Ost ausgerichteten Hängen, es ist die beste Traubenselektion der Domaine. Zwei Drittel Carignan und Grenache. Die Trauben werden vollständig entrappt und dann per Fuss gestampft und einer kurzen Kaltmazeration unterzogen Spontangärung im Beton, sehr ausgedehnte Extraktion durch Runterdrücken der Schalen und Überschwallen. 12 Monate auf der Feinhefe im Barrique der Küfereien Chassin, Claude Gillet und Damy, rund ein Viertel Neuholz. Die Reserve ist der einzige Weine von Deux Cles, der etwas wahrnehmbares Holz hat, das gibt ihm wärmende Hände im Rücken. Er hat auch die höchste Konzentration, sehr verdichtete, samtig duftende Beerenfrucht von Blaubeere, Cassis, Schwarzkirsche und Tonkabohne. Druckvoll und reich, aber immer auch diese Kühle des Kalksteins ausstrahlend. Der Mundeintritt hat einen animierenden Kick mit feinem Süße-Säurespiel, natürlich Null Restzucker, aber so viel samtigsüße Schwarzkirsche, Holunderbeere und etwas Marzipan. Dagegen steht die sauerkirschige Säurespannung mit verbranntem Rosmarin und sattem Garriguesschub. Lang, cremig und samtig. Das ist zwar der intensivste und beeindruckendste Wein der Domaine, aber auch der stylischste, er wirkt etwas geformter vom Ausbau als die rassigeren »kleinen« Corbières. Schöne Pimentschärfe im Nachhall. Ein faszinierend kristalliner, sehr purer Wein ist aber auch der Réserve. Verblüffend gut und erstaunlich viel süßen Druck für 2021. Seine Hochform wird er erst in ein paar Jahren erreichen. 94-95+/100