
Domäne Serrig – Markus Molitor: Riesling Vogelsang Kabinett 2021
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- Riesling 100%
- weiß, süß
- 9,5% Vol.
- Trinkreife: 2025–2066
- frische Säure
- fruchtbetont
- mineralisch
- Lobenberg: 98–99+/100
- Parker: 97/100
- Colin Hay: 97/100
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Domäne Serrig c/o Ehemalige Domäne Serrig, Domäne 1, 54455 Serrig, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vogelsang Kabinett 2021
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Lobenberg: Domäne Serrig, das sind knapp 25 Hektar an einem Stück, reine Monopollage von Markus Molitor seit 2016. Überwiegend blauer und grauer Schiefer, ein spektakulärer Hang, sehr steil, stellenweise extrem karg, am Hangauslauf auch etwas tiefgründiger. Im Jahr 1904 durch Kaiser Wilhelm II als Privat-Domäne als Hommage an die großen Saar-Weine der Jahrhundertwende errichtet. Heute unter Molitor mit 100 Prozent Riesling bestockt und es gibt nur zwei Weine: Vogelsang Kabinett und Vogelsang Große Lage trocken. Rund 5 Hektar sind alter Rebbestand von 1993, die restlichen 20 Hektar sind von Molitor selbst angelegt. Top-Genetik aus Selection Massale von alten, wurzelechten Stöcken von Markus selbst und ein, zwei befreundeten Kollegen. Komplett im 3000 Liter Stockinger vergoren und ausgebaut. Schon von der Nase wird man an die Saar davon getragen, beim so filigranen 2021er noch mehr als beim 2020er. Bei den trockenen Weinen mögen die Meinungen an der Mosel etwas weiter auseinander gehen, aber in Süß ist relativ klar, dass 2021 eines der herausragendsten Jahre seit der Jahrtausendwende und darüber hinaus ist. Die Kombination aus einer kühlen, regenreichen Vegetationsperiode und einem perfekten Herbst, dennoch kaum Botrytis, war einfach grandios. Dazu die viel perfektere Arbeitsweise der Weingüter als noch in den 80er und 90er Jahren. Molitors Vogelsang Kabinett 2021 ist eine vinophile Zeitreise zur goldenen Ära Anfang des 20. Jahrhunderts als Saar-Weine die teuersten der Welt waren. Genau so stelle ich mir die großen Weine dieser Zeit jung vor. Steinig-reduktive, kühl-mineralische Eröffnung – und darunter? Die totale Finesse! Feiner Zitronenabrieb, Zitronengras, Ingwer, Anis und etwas Apfelblüte, auch ein Anflug von Blutorange. Sehr viel Schiefer, Feuerstein, Puristik, dadurch kommt einem der Mund fast trocken vor. Die Süße spielt nur eine Nebenrolle in diesem mineralischen Ensemble, dass sich da im Mund abspielt. Kein anderer Winzer an Mosel und Saar vermag es, so viel innere Kraft in einen so filigranen Wein zu verpacken. Die süß-salzigen Grapefruit-Orangenblüten-Aromatik steht für Minuten im Mund, dabei ist er mit seinen 9.5% vol. Alkohol quasi schwerelos. Der Wein hinterlässt einen Feuerstein-Abdruck auf der Zunge wie Egon Müllers Scharzhof, der ist aber noch kühler und zitrischer. Bei Molitor haben wir immer ein bisschen mehr die wärmenden Hände im Rücken, selbst im kühlen Jahr 2021. Für die Kategorie Kabinett schlicht atemberaubend, Weltklasse von der Saar in einem nahezu perfekten Jahrgang dafür.
Jahrgangsbericht
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

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Parker über: Riesling Vogelsang Kabinett
-- Parker: Molitor's Serrig 2021 Vogelsang Kabinett is still a little reductive but already delicate and charming in its ripe and lush yet savory, terroir-driven fruit aromas. The cool and rainy 2021 vintage was perfect for the Kabinett style, and this Serriger Vogelsang is a beautiful example. It is rich and generous on the nose yet also refined and savory, with all the Saar spiciness and Serrig finesse you may dream of. Round, generous yet savory, saline and refined, this is a highly stimulating, savory and persistently saline Kabinett of great complexity, length and tension. There are not many Kabinetts of this class in Germany or even the Saar. Egon Müller's and Molitor's own Scharzhofberger are references and maybe also the Euchariusberg Kabniett 'Giesela' from Hofghut Falkenstrein and maybe Van Volxem's Gaisberg one day, but that's it. The wine is a little sweet now but also savory and saline, and its predominantly mineral expression has already begun to bite the sugar away. That's definitely a wine to buy—and not only because it costs half of the Grosse Lage! In fact, I initially considered the Kabinett to be the real grand cru and the finest expression of the challenging vintage. It's irresistible and highly stimulating even at this young stage. But it's a Kabinett and not a grand cru. 9.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted in September 2024.
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Colin Hay über: Riesling Vogelsang Kabinett
-- Colin Hay: 100% Riesling; from a legendary estate established by Kaiser Wilhelm II in 1904 on the incredibly steep slate slopes of the Saar river valley; 9.5% alcohol). This is a whole degree of alcohol lower than the first release, the 2020. Spell-binding in its complexity, with a dusty earthiness to its minerality immediately evident alongside the almost tactile white pear skin and gooseberry aromatics. Brilliantly incisive on the attack, with rapier-like precision and finesse, this is wonderfully linear, almost needle-like in fact by the time we get to finish on a distant horizon. Concentrated citrus (think lemon-juice reduction perhaps for the tarte au citron), apricot stone and almost a hint of wild strawberry. Incredible, once again
Domäne Serrig – Markus Molitor
Domäne Serrig – das Erbe einer wiedererweckten Legende. 1904 als prunkvollestes Aushängeschild der goldenen Ära der Saarweine von Kaiser Wilhelm II. erbaut, erstrahlt die Kult-Domäne nun in den Händen des Universalgenies Markus Molitor in altem Glanz.