
Chateau Seguin 2024
100
- 2
- Cabernet Sauvignon 60%, Merlot 40%
- 5
- rot, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2055
- Verpackt in: 12er OHK
- 9
- voluminös & kräftig
- tanninreich
- 3
- Lobenberg: 95–96/100
- Gerstl: 19+/20
- 6
- Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
Abfüller / Importeur:
Seguin, Chemin de la House, 33610 Canejan, FRANKREICHZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 75 kcal / 313 kJ Kohlenhydrate 1,1 g Enthält geringfügige Mengen von Fett, Fettsäuren, Zucker, Eiweiß, Salz

Heiner Lobenberg über:
Chateau Seguin 2024
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Lobenberg: Der 2024er wurde bis zum 10. Oktober gelesen. Er besteht zu 60 Prozent aus Cabernet Sauvignon und zu 40 Prozent aus Merlot. Der Alkoholgehalt liegt bei 13,0 Volumenprozent. Schwarz-rubinrot. Wuchtige, dichte Fruchtnase, die mich in der Fruchtigkeit schon mehr an die Nachbarn erinnert. Das Terroir ist La Mission oder dem Nachbarn Carmes Haut-Brion doch recht ähnlich. Diese ganze Serie des Stadtgebiets von Bordeaux ist schon verdammt gut ausgefallen in 2024. Tolles lokales Kleinklima! Sehr reife, dichte Maulbeere, Cassis darunter und Brombeere. Dazu viel schwarze Kirsche, vor Mineralität und Salz singend. Tolle Vibration in der Nase! Schon hier ein leichter Piks von Chilischärfe. Es ist erstaunlich, wie groß die Unterschiede in 2024 ausfallen können. Wir hatten den ganzen Morgen 100 Weine aus dem Médoc. Speziell Margaux, Saint-Julien und Pauillac. Jetzt sind wir im Stadtgebiet von Bordeaux. Hier haben wir einfach eine ganz andere Tiefe, Schärfe und Vibration. Terroir, Kleinklima und überhaupt die Regenfälle brachten schon verdammt große Unterschiede. Der Mund ist so unglaublich dicht. Schwarze Kirsche, wieder die süße Maulbeere und Brombeere, dazu ganz viel dunkle Lakritze. Voller Opulenz, Schärfe, Mineralität und Salz. Und für 2024 völlig ungewöhnlich: eine immense Dichte! Samtiges, sattes, reiches Tannin mit großer Frische. Immer wieder Vibration und hohe Fruchtintensität mit Druck. Im Tannin zwar opulent, aber insgesamt in der Mineralschärfe doch sehr ungewöhnlich für den Jahrgang. Zurückerinnernd an die direkten Nachbarn wie Carmes Haut-Brion passt das schon sehr gut! Der Wein hat nicht ganz die erotische Opulenz des großartigen 2023er, geschweige denn diese Unendlichkeit vom 2022er. Aber es ist ohne Frage ein großer Wein. Schon sehr verblüffend! Ich bin sehr beeindruckt von diesem 2024er – tolles Ergebnis! *** Château Seguin liegt in Pessac-Léognan, also inmitten starker ozeanischer Klimaeinflüsse. Die typische Komposition der Böden ist hier ein Sand-Kies-Gemisch. Die Böden sind identisch mit denen der Nachbarn Haut-Brion, Carmes und La Mission Haut-Brion, das ist auch in historischen Büchern nachzulesen. Man findet hier minimale Einsprengsel von Lehm und Sand im Kies. Das Weingut umfasst 30 Hektar, die Reben stehen in Dichtpflanzung mit 7.000 Stöcken pro Hektar. Das ist sicherlich eines der Erfolgsgeheimnisse. Die Vergärung geschieht spontan, drei bis fünf Tage kalte Vormazeration, dann die Vergärung überwiegend im INOX-Stahl für 25 Tage. Die Malo dann im Holz. Der 12-monatige Ausbau erfolgt zu 75 Prozent in neuen Barriques, zu 25 Prozent in gebrauchten. Der Besitzer, Denis Darriet erzeugt den Erstwein nur aus den älteren Reben, die inzwischen über 30 Jahre sind. Trauben von sandigeren Böden gehen in den Zweitwein, jene von den Topböden, mit Kies und etwas Lehm, gehen in den Erstwein Seguin. Seit 2018 besitzt Château Seguin die höchste staatliche Zertifizierungsstufe im Bereich der Umweltkonformität. Der technische Direktor ist Xavier Moragues, der beratende Önologe Stéphane Derenoncourt.
Jahrgangsbericht
2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

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Gerstl über: Chateau Seguin
-- Gerstl: 60% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot; Ausbau 12 Monate in neuen Barriques (25%) und in einmal gebrauchten Barriques (75%). Die reife Merlotfrucht bringt wunderschöne rotbeerige Aromen von Sauerkirsche, Johannisbeere und Himbeere ins Bouquet, dahinter schwarze Kirsche und etwas Holunder. Der Duft strahlt viel Eleganz und Finesse aus, wirkt tiefgründig und komplex mit kühlem Hintergrund. Würzige und florale Aromen begleiten diesen eindrücklichen Duft. Die totale Feinheit am Gaumen, die perfekte Harmonie und Geschmeidigkeit. Was für eine sinnliche Trinkfreudigkeit mit dem ultrafeinen Tanningerüst und der delikaten Säure! Ganz klar einer der besten Pessac-Léognan in diesem Jahrgang. (pb)
Seguin
Der im letzten Jahrhundert bekanteste Weinführer »Cocks an Feret« lobte das damals im Besitz der Familie Pascal befindliche Château in den höchsten Tönen: »the highest part of the commune, with magnificent gravely rises producing full-bodied, elegant wines similar of those of Haut-Brion«. Besitzer...
