Pichon Lalande: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru 2024

Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru 2024

Zum Winzer

98–99
100
2
Cabernet Sauvignon 83%, Merlot 14%, Cabernet Franc 3%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2055
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 98–99/100
Weinwisser: 98–99/100
Markus Del Monego: 97+/100
Vinum: 96/100
Decanter: 96/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pauillac
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru 2024

98–99
/100

Lobenberg: Die Assemblage von Pichon Comtesse in 2024: 83 Prozent Cabernet Sauvignon, drei Prozent Cabernet Franc und 14 Prozent Merlot. Der Alkoholgehalt liegt bei 12,7 Volumenprozent, der pH-Wert bei 3,7. 2024 war geprägt von einem hohen Mehltau-Befall durch das nasse Frühjahr. Gleichzeitig gab es hohe Verrieselung durch die Feuchtigkeit und Kühle während der Blüte. Die Cabernet wurde bis zum 9. Oktober gelesen. Das Ergebnis war ein Ertrag von knapp unter 20 Hektolitern pro Hektar – das ist atemberaubend gering. In Summe gibt es nur 50 Prozent der üblichen Menge. Der Wein ist dunkel Rubinrot mit schwarz-violetten Reflexen, aber nicht sehr tieffarbig. Die Nase ist Cabernet total. Rote Johannisbeere, Waldhimbeere, Sauerkirsche und ein bisschen Cassis. Nicht die opulente fette Wucht von großen Jahren wie 23 und 22, sondern eher eine ultrafeine, singende, mineralische, salzige Frische. Aber eine wunderbare Fruchtaromatik! Dazu helle Lakritze, tolle florale Noten, aber auch viel helle Blüten. Nichts ist opulent oder exotisch, sondern eher schwingend und vibrierend. Der Mund entspricht der Nase, er ist vielleicht sogar noch schicker. Sehr mineralisch, sehr salzig, tolle Chilischärfe in der roten Johannisbeere, auch konzentrierte Waldhimbeere. Große Länge und grandiose Frische! Der Wein braucht sicherlich sechs bis sieben Jahre, auch wenn er schon jung recht eingängig scheint. Was für ein schicker Wein, was für ein eleganter Wein! Trotzdem hat er eine aromatische Dichte und Intensität, die für Minuten steht. Die Frische rotfruchtige Säure rollt immer wieder hoch mit Sauerkirsche und Johannisbeere. Schön ist an diesem Jahrgang, dass er wenig Paprika zeigt und überhaupt keine Unreife. Der Wein ist reif und trotzdem vibrierend, singend und schlank, die Tannine sind seidig und fein poliert. Eine Art Chateau Lafite Rothschild in 2024! Ein Wein mit grandioser, aber total geschliffener Intensität aus Mineralität, Salz und Säure. Trotzdem reif, trinkig und umarmend. Verglichen mit den großen Vorgängerjahren fehlt ihm die Opulenz, die Dichte, der Körper, dafür aber efreulich wenig maskulin und animalisch wie in den sog. großen Jahren. Aber in diesem feinen Schliff und der finessereichen Feinheit ist er ein Gedicht und ein Allzeit-Highlight. 2024 als feminin drahtige Leistungs-Turnerin mit Charme. 2023 und 2024 sind ob ihrer Feinheit und Eleganz und des burgundischen Charmes und Trinkflusses meine persönlichen Lieblingsjahre in Pauillac. 2024 ist eine verträumte Schönheit aus Burgundergläsern! *** Aktueller Besitzer von Pichon Comtesse ist die Familie Rouzaud, ebenfalls Besitzer des Champagnerhauses Roederer. Die Familie erwarb das Weingut 2007, seit 2010 ist Sylvie Cazes Verwalterin von Pichon Comtesse. Pichon Lalande liegt auf einer zwei bis fünf Meter dicken Schicht aus Kies, teils mit Sand durchmischt. Darunter befindet sich komplett Lehm. Die Böden sind also ideal geeignet für die mediterranen Jahre ab 2015, weil es immer ausreichend Wasserversorgung gibt.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

98–99
/100

Weinwisser über: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru

-- Weinwisser: Dicht verwobenes Bouquet, edle Cassiswürze, frischgepflückte Brombeere und Heidelbeerdrops. Im zweiten Ansatz ein Strauß mit Flieder, Blutorangenzeste und Grafit. Am sublimen Gaumen mit unglaublich seidiger Textur, engmaschigem, kakaoartigem Tanningerüst, perfekt definiertem Körper. Im konzentrierten, nicht enden wollenden Finale Wildkirsche und tiefschürfende Terroirwürze. Ganz großes Pichon-Kino, kann in der perfekten Trinkreife die Höchstnote erreichen.

Verkostungsnotiz
97+
/100

Markus Del Monego über: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru

-- Markus Del Monego: Intense purple colour with violet hue and almost black core. Fine aroma reminiscent of blackcurrants, blackberries, black cherries and blackcurrant jam, iris and mild spices. On the palate well structured with ripe tannins, elegant fruit and fine mild spices, an excellent wine for a challenging vintage, elegance and finesse reining. Tastingbook.com

96
/100

Vinum über: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru

-- Vinum: Dichtes Rubinrot, super floral im Duft, Veilchen über Johannisbeeren, kühlem Kamin; am Gaumen gradlinig, anfangs scheu, baut aus, Massen an Tannin, feinkörnig, präzis, diese sind präsent, dominieren nie die Frucht, hochelegant, langanhaltend, frisch, endet auf Brombeeren und eine leicht pfeffrige Note. Eine federleichte und doch konzentrierte Comtesse. vvWine & Vinum

96
/100

Decanter über: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru

-- Decanter: This wine offers pure, sophisticated aromatics of blueberries, blackcurrants, peony, and iris, with crayon and inky notes. Smooth and silky, it delivers great energy and intensity, balancing delicate chew, fleshiness, and fine, muscular tannins. Structured yet tight, it reveals iodine, salty graphite, cool blue fruit, mint, and cola. The texture grows on the second taste, gaining mass and flesh, with juicy sweetness on the mid-palate, evolving into a chewy finish. Tobacco, clove, liquorice, dark chocolate, and cedar add complexity. Mouthwatering acidity and precise balance showcase Nicolas Glumineau's skill, creating a svelte, energetic wine with a lot going on. 16% press. 50% production. 65% new oak. 3.7pH.

19+
/20

Gerstl über: Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru

-- Gerstl: Nur die Hälfte eines normalen Jahrgangs konnte geerntet werden (rund 20hl/ha). Sehr sinnliche Aromatik, die gerade in einem eher eleganten Jahrgang die Pauillac-Aromatik wunderschön zur Geltung bringt. Reife, klare Frucht mit würzigem Hintergrund und herrlichen Graphitaromen. Zarter und harmonischer Auftakt, geprägt von ultrafeinen Tanninen. Die Intensität der Aromen hält nicht ganz mit den vergangenen Jahrgängen mit, aber Feinheit und Eleganz in diesem Wein sind wunderschön. Saftigkeit und Terroir zeigen sich vom Auftakt bis ins würzige Finale. Hier wurde sehr präzis und sauber gearbeitet, trotz der herausfordernden Bedingungen ist ein überaus edler Pichon Lalande entstanden, der an die klassischen Bordeaux-Weine erinnert. (pb)

Mein Winzer

Pichon Lalande

1850 wurden das Weingut Pichon Longeville wegen eines Erbschaftsfalls geteilt. Eine Hälfte erbte Virginie de Lalande, die noch vor Antritt ihres Erbes den Grafen Henri de Lalande geheiratet hatte. So kam der etwas umständlich lange Name Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande zustande.

Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2eme Cru 2024