Chateau La Fleur Grand Cru 2024

Chateau La Fleur Grand Cru 2024

Holzkiste

Zum Winzer

95–96
100
2
Merlot 53%, Cabernet Franc 31%, Cabernet Sauvignon 15%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2047
Verpackt in: 6er OHK
9
fruchtbetont
pikant & würzig
voluminös & kräftig
3
Lobenberg: 95–96/100
Suckling: 92–93/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau La Fleur Grand Cru 2024

95–96
/100

Lobenberg: 53 Prozent Merlot, 31 Prozent Cabernet Franc und 15 Prozent Cabernet Sauvignon. Die Merlot wurde bis Ende September gelesen, die Cabernet bis zum 14. Oktober. Die Besonderheit in 2024 ist der hohe Mehltau-Befall der Merlot. Ein erheblicher Anteil der Merlot von den Lehmböden war betroffen. Somit wurde der Cabernet-Anteil vom reinen Kalkstein im finalen Blend drastisch gesteigert. Die sonst 90% Merlot schrumpften von 90% auf 50%, das war im Nachhinein ein Segen in der Qualität den 24 ist ein grandioses Cabernet Jahr am rechten Ufer! Es gibt nur 20.000 statt 60.000 Flaschen, ein dramatischer Verlust. Schon die Farbe ist ungewöhnlich dunkel für den Jahrgang 2024. Reiches, dichtes Rubinrot mit schwarzen Reflexen. Die Nase ist untypisch La Fleur, weil es eben ein Cabernet Jahr ist. Zwar hat die Merlot noch knapp die Majorität im Blend, aber die Cabernet ist klar die Dominante in der Nase. Mit Cassis, sehr reifer roter Johannisbeere und reifer Waldhimbeere. Viel Druck! Dann kommt Schwarzkirsche und langsam auch die Merlot mit ihrer süßen Herzkirsche und Knubbelkirsche. Dann kommt wieder die Cabernet mit Sauerkirsche. In Summe eine aromatische, duftige, erotische Wolke! Eine der aromatischsten, duftigsten und opulentesten Weine, die ich Saint-Émilion bis heute probiert habe. Die Nase ist ein einziger dichter, aromatischer Fruchttraum mit feiner Mineralität dahinter. Der Mund ist deutlich feiner, geschliffener als die doch sehr ausufernde Nase. Hier im Mund sind wir deutlich auf Herzkirsche, Sauerkirsche, sehr reifer Johannisbeere und Waldhimbeere laufend, das Ganze mit feiner Lakritze unterlegt. Feine Salzspur, blumig mit Akazienhonig. Tolle rotfruchtige Aromatik zeigend! Und das Ganze mit hoher Intensität. Wenig Fett, eher poliert – mit mittlerem Körper und großer mineralischer Länge. Das ist kein fettes Teil, sondern nur ein sehr dichtes, konzentriertes Aromenwunder mit erstaunlicher Länge und total seidigem Tannin. Ein grandioses Leckerli wie es schon 2023 war, nur anders im Charakter. Jetzt mit mehr roter Frucht, mit mehr Cabernet. Und insgesamt feiner im Tannin. Zwei für mich große Jahrgänge hintereinander mit unterschiedlicher Charakteristik. Der 2024er ist sicherlich einer der bestgelungenen Saint-Émilion des Jahrgangs. Ich bewerte ihn demnach auch gleich zu dem 2023er, der einfach so eine wahnsinnig aromatische Dichte mit dem eingebauten Lecker-Gen hatte. Der 2024 ist letztlich auf dem gleichen Level, er geht aber mehr in die rotfruchtige Vibration und erotische Feinheit und Verspieltheit. 2024 ist hier eine kleine Offenbarung und ein leckeres Wunderwerk! *** La Fleur ist ein kleines Weingut in Saint-Émilion, zum gleichen Besitzer wie Château Dassault gehörend, eher unbekannt und schwer zu finden. 22 Hektar Rebfläche mit 25 Jahre alten Reben. Lehm auf Kalkstein. Seit Jahren ein Geheimtipp, weil er immer auf verschlungenen Pfaden in die Distribution geraten ist. Insider wissen mindestens seit 2008, was für ein großer Saint-Émilion das ist. Weil er immer so archetypisch ist und so viel Schliff und Feinheit hat. Das Weingut wird biologisch bewirtschaftet, aber es ist nicht zertifiziert. Die Trauben werden komplett entrappt, der 16-monatige Ausbau geschieht zu 45 Prozent im Beton, zu fünf Prozent in Amphoren und zu 50 Prozent in Barriques, davon 55 Prozent Neuholz.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

92–93
/100

Suckling über: Chateau La Fleur Grand Cru

-- Suckling: Good depth of aromas and flavors, showing roasted herbs and cherries. Juicy and medium-bodied but structured and firm with a fruit-expressive finish. Good length and balance.

19
/20

Gerstl über: Chateau La Fleur Grand Cru

-- Gerstl: Ein Grossteil des Merlot ist dem Mehltau zum Opfer gefallen, somit hat dieser 2024er den höchsten Cabernet Anteil in der Geschichte des Weingutes. Die auf Kalkstein gewachsenen Cabernet verleihen dem Wein seinen besonders verführerischen Auftritt. Der Duft ist sehr auf der blumig, steinigen Seite, eher dezent in der Frucht, schwarze Beeren, überwiegend Kirsche, ein faszinierendes Parfüm. Wow, diese wunderbare Süsse am Gaumen, hier kommt die Frucht so vollendet zum Tragen unterstützt von sagenhafter mineralischer Länge, da sind Saft und Schmelz ohne Ende, hei ist der Wein lecker, die spielerische Leichtigkeit des Seins, mehr Charme kann ein Wein gar haben. (mg)

Mein Winzer

Chateau La Fleur

Dieses kleine Weingut mit wunderschönem Anwesen gehört seit 2002 der Familie Dassault vom gleichnamigen Château. La Fleur liegt auf dem nördlichen Plateau von Saint-Émilion.

Chateau La Fleur Grand Cru 2024