du Retout: Chateau du Retout 2024

Chateau du Retout 2024

Holzkiste

Zum Winzer

93+
100
2
Cabernet Sauvignon 55%, Merlot 27%, Petit Verdot 18%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2046
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 93+/100
Weinwisser: 90–92/100
Gerstl: 18/20
6
Frankreich, Bordeaux, Haut Medoc
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau du Retout 2024

93+
/100

Lobenberg: 2024 ist auf Du Retout mengenmäßig ein Desaster, denn die durchschnittliche Erntemenge in normalen Jahren sind etwa 120.000 Flaschen – in 2024 gerade einmal 36.000. Die Lese begann am 20. September mit Petit Verdot, am 23. September Merlot und anschließend, bis zum 4. Oktober, Cabernet Sauvignon. Mehltau beim Merlot, durch Verrieselung gab es zudem beim Cabernet extreme Ausfälle. Nur die Trauben der ältesten Rebstöcke kamen in den finalen Blend, was sicher für ein Mehr an Qualität und Tiefe sorgt. Nach der Lese wurden die Trauben im Keller nochmals zwei mal selektiert. Kaltmazeration unter Schutzatmosphäre für zehn Tage. Ganz behutsame Extraktion der Gerbstoffe nur durch Überschwallen. Anschließender Ausbau im Barrique mit etwa einem Viertel Neuholz. Das Chateau wird vom berühmten Önologen Eric Boissenot beraten. Tolle, aromatische, schwarz-blaue Cabernet in der Nase. Cassis mit Heidelbeere und feinen Brombeereinschüben. Die reife Cabernet überwiegt deutlich. Blaue Traube, Graphit, ein bisschen Eisen, Heilerde, nur ein Hauch Minze und reife Rappen. Im Mund ganz klar und geschliffen, dabei geradlinig, voll auf Finesse laufend. Die saftige, ja wirklich enorm charmant-leckere Frucht wird von einer polierten Tanninstruktur begleitet. Sehr schöner, eleganter Schliff. Sauerkirsche, etwas helle, salzige Lakritze dazu. Das ist ein schöner Du Retout mit toller Frische und einem sehr eleganten Finish. Schwerelos, dabei aber doch überhaupt nicht dünn, sondern mit einem ausgeprägten Lecker-Gen und ordentlicher Klasse. Das ist sicherlich kein Überflieger wie 2022 und hat auch nicht ganz die Struktur des 23ers, zeigt aber final etwas mehr Süße und Charme als 2021. Am Ende ist und bleibt Du Retout ein toller, gelungener Wein zu einem wirklich unschlagbaren Preis.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

90–92
/100

Weinwisser über: Chateau du Retout

-- Weinwisser: Duftiges Bouquet, Anklänge an Heidelbeere, zarter Irisduft und rote Pflaume. Am saftigen Gaumen mit stützender Rasse, mittlerer Körper. Im aromatischen Finale zarte Grafitnoten mit roter Kirsche. Best Value for Money aus dem Haut-Médoc.

18
/20

Gerstl über: Chateau du Retout

-- Gerstl: Es gibt nur einen Drittel einer Normalernte. Qualität geht hier über alles, sie haben nur die allerbesten Trauben für den Erstwein verwendet. Alles, was auch nur teilweise vom Hagel betroffen war, kam nicht in den Grand Vin. Schon der Duft zeigt den hohen Reifegrad der Trauben an, auch wenn die kühle Stilistik im Vordergrund steht. Das duftet, süss, komplex, tiefgründig, da ist absolut nichts von grünen Noten. Das ist effektiv genau du Retout, wie wir ihn kennen und lieben. Vielleicht ein wenig schlanker, leichtfüssiger, beschwingter als in den letzten grossen Jahrgängen, aber der liebenswerten du Retout-Aromatik tut das keinen Abbruch. Die einzige Konsequenz davon: Die Flasche ist einfach noch etwas schneller leer. Aber bei diesem Preis nimmt man das gerne in Kauf. (mg)

Mein Winzer

Du Retout

Chateau du Retout ist in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch den Zusammenschluss von zwei Weingütern im Haut Medoc entstanden. Die ursprünglichen Weingüter Chateau Retout Pineguy Mercadier und Chateau Salva de Camino waren in Folge der Reblausplage verlassen worden und die Weinberge...

Chateau du Retout 2024