Lobenberg: Bellefont Belcier liegt an den Hängen des Kalksteinplateaus. Er ist der übernächste Nachbar von Chateau Pavie, direkt nach Larcis Ducasse, stylischer als dieser, mehr klassische Ausrichtung als das Süßmaul Larcis. Bestes Terroir. Die Pflanzdichte liegt bei 7000 Stöcken pro Hektar und bewegt sich in Richtung 10000. Alles im Weinberg geschieht per Handarbeit. Die Exposition von Bellefont Belcier mit 13 Hektar ist komplett südlich, alles in einer leichten Amphitheater-Form. Der direkte Nachbar zur anderen Seite, neben Larcis Ducasse zu Linken, ist zur rechten Tertre Roteboeuf. Also, das Terroir ist schon aller erste Sahne. Purer Kalkstein, darauf etwas Lehm und Kies. Die Vergärung erfolgt bei etwa 28-30 Grad. Das Ganze spontan. Danach verbleibt der Saft etwa noch 6 Wochen auf der Schale. Eine Prozedur, um die Tannine in Summe reicher und weniger bitter zu haben. Bellefont Belcier 2016 besteht aus 65% Merlot, 20% Cabernet Franc, 15% Cabernet Sauvignon. In diesem Jahr etwas mehr Cabernet-lastig, da diese Traube in diesem Jahr auf dem rechten Ufer extrem gut ausgefallen ist. Diese Nase ist mal etwas besonderes, denn sie ist extrem traubig. Nicht so sehr in Richtung Kirsche und Brombeere wie viele andere, sondern in Richtung Weintraube. Erst langsam kommen die Kirschnoten, und darunter rote Kirsche, frische Zwetschge, sehr feine Milchschokolade, ganz feine, helle Lakritze, etwas Holunder, ein kleiner Hauch Veilchen. Und dann folgt dieser traubigen Nase ein fast explosiver Mund. Ein Kirschmund. Sauerkirsche, süße rote Kirsche, schwarze Kirsche, auch frische Zwetschge. Nichts von der üblichen Brombeer-Ausrichtung. Wir bleiben in den vielen Spielarten der Kirsche, aber mit ungeheurer Dichte und Konzentration. Mit seidigen, total polierten Tanninen. Aber immens präsent. Der ganze Mund wird eingenommen und zieht sich zusammen. Eine lange, seidig-salzige Spur läuft über die Zunge und verhallt erst nach Minuten. Was für eine schöne, was für eine grandiose Intensität in dieser frischen, fast wollüstigen, traubigen, kirschigen Dichte. Erst im zweiten und dritten Versuch kommen auch langsam die Aromatik von ein bisschen Cassis und einem Hauch Brombeere dazu. Aber alles bleibt doch final mehr in der Kirsche, in einer so hohen Konzentration und unglaublichen Dichte. Das macht Spaß und ist eindrucksvoll. Das ist eine köstliche Delikatesse mit einer schönen Dramatik. Ein super Spannungsbogen. Aber die entscheidende Kommentierung kann nur sein: Ein unglaublich köstlicher, intensiver, spannungsgeladener, aber höchst eindrucksvoller Saint Emilion. Delikat und voller Rasse. Und weit davon entfernt ein Standard-Saint-Emilion zu sein. Dafür ist er einfach zu fein und viel zu burgundisch, trotz dieser hohen Intensität. Eine richtige raffinierte Feinheit. 2015 war auch großes Kino, 2016 steht dem aber in keinem Fall nach. Ich glaube sogar, dass 2016 der deutlich langlebigere Wein wird, weil die Tanninmassen viel höher sind. Der Alkohol von ungefähr 14,5% ist nicht spürbar, wird von der Frische eingesogen. Das gleiche gilt für das Holz. Überwiegend neues Holz, aber auch das nicht spürbar. Schicker Wein. Wir haben den 2015er und 2014er rückverkostet und wenn man diese Entwicklung sieht, ist es einfach schön diesen 2016er zu prognostizieren, und auch irgendwie sehr einfach. 97-98/100