Lobenberg: Camino Real wird mit einem hohen Ganztraubenanteil in großen 10.000 Liter Holzbottichen vergoren und auch für einige Monate darin ausgebaut. Anschließend wird ein Teil für einige weitere Monate in Barriques umgezogen. Die Nase des Camino Real ist ein deutlicher Schritt zur Ernsthaftigkeit im Vergleich zum freudestrahlenden und fruchtstrotzenden Basis-Wein von Guimaro. Die Frucht ist dunkler, weniger vordergründig, aber dennoch sehr tief und reichlich. Die Steinigkeit tritt sehr viel stärker hervor hier. Neben der reifen Schwarzkirsche und sehr feiner Pflaume, Kirschblüte und Orangenschale dominiert vor allem Schiefer- und Granitwürze. Man hat diese unergründliche, dunkle Mineralität von Urgestein in der Nase. Der Mundeintritt ist von wunderbarer Balance gezeichnet, zunächst kommt diese samtig-dichte Schwarzkirsche, die alles einnimmt, seidig, mundfüllend, enorm fein. Dann wird die verführerische Frucht von rassiger Frische abgelöst, eine Granatapfelsäure, die pikant und rassig den Ausklang definiert. Im Nachhall kommen süße Gewürze und pflaumige Noten ohne jede Schwere hinzu, Zimt, sehr feine Vanille, Tropenhölzer und Veilchen, verspielt aber auch gewissermaßen druckvoll. Perfekte Balance aus der leicht herb-erdigen Würze der Mencia, makellos geschliffener Säure und wunderbar reicher Frucht, die total reif aber ebenso fein und präzise ist. Es passt einfach alles.
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.