Lobenberg: La Hoya ist eine der Lagen, die von den Journalisten und Kritikern häufig übersehen wird. La Hoya ist ein Weinberg mit 3,3 Hektar Fläche in den Gemeinden Elvillar und Álava. Also nicht in Laguardia gelegen, andere Bodenstruktur hier, mehr Sand und Lehm anstatt reinem Kalk, feinere, rotfruchtigere Weine. Die Reben wurden 1965 gepflanzt und stehen in Ostexposition, also ähnlich wie der Valdegines. Ostexposition und Cool Climate sind der Schlüssel für eine spannende Tempranillo. Seit Jahren ist das hier nun großes Kino und immer einer der besten, weil feinsten und finessereichsten Weine. Die Nase wird dominiert von feiner süßer roter Kirsche mit einer famosen Säure darunter. Mehr in Richtung Schlehe tendierend. Wow, was für ein Duft! Bitte ein großes Glas nehmen! So rotduftig. Hohe Intensität, aber mindestens so hoch in der Feinheit. Der Wein schwebt in die Nase! Dann kommen schwarze Kirsche und Süßholz – extrem schick bleibend, extrem burgundisch. Man ahnt die Tanninmassen, aber alles ist reinste Seide, alles tänzelt – eine Primaballerina! Die Umstellung im Ausbau bringt nun erst so richtig die ungetrübte Finesse nach vorne. Nichts wird überschminkt. So eine zarte Feinheit und trotzdem mit hoher Intensität. Der Wein hat sattes Tannin, es ist spürbar am Zahnfleisch, aber es bleibt total seidig. Viel Druck, viel Salz, sehr viel Graphit und auch weißer Pfeffer neben schwarzer Kirsche, Schlehe und Sauerkirsche, dazu etwas Nutella. Ein extrem schicker Wein! Trotz all seiner Finesse steht er für zwei Minuten. Es ist das Gegenteil eines Blockbusters, es ist unendlich fein, es ist irgendwo ein Spagat zwischen Chambolle-Musigny und einem Top-Sangiovese von einem der Finessemeister. Isole e Olenas Ceparello trifft hier auf Chambolle-Musigny. Das macht große Freude!   ***   Erstmals mit dem Jahr 2022 hat der seit 15 Jahren heiß herbeigesehnte Wechsel in Vergärung und Ausbau bei Artadi stattgefunden. Vollendet wird dieser Wechsel jedoch erstmalig zum kühlen Jahrgang 2024, der in Spanien so sehr dem grandiosen Jahrgang 2021 entspricht. Ab 2024 wird grundsätzlich früher gelesen um Frische und Finesse zu erhalten und um jegliche Marmeladigkeit in der Tempranillo zu vermeiden, Alkoholgrade deutlich unter den früheren 14 oder 15 Grad sind das Ziel. Nach der nun deutlich auf nur noch 8 bis 12 Tage verkürzten Vergärung (damit der entstandene Alkohol die bitteren Tannine nicht aus den Kernen und Schalen holen kann) im großen Holztank oder auch Inox wird sofort umgezogen, die Malo findet dann in den 600 Liter-Holzfässern statt. Alles wird in Demi-Muids (600 Liter) und ein kleinerer Teil in Tonneaux (500 Liter) ausgebaut. Alles in gebrauchtem ein- bis dreijährigem Holz. Barriques und neues Holz sind ganz raus. Schon nach acht Monaten gehen die Weine in 3000-Liter Holzfuder. Danach folgt der Umzug nach sechs bis acht Monaten in den Stahltank. Dieser radikale Wechsel in Ausbau und Vergärung führt bei Artadi dazu, dass der Holzeinfluss dramatisch reduziert wird. Die Frucht und das Terroir stehen jetzt deutlich im Vordergrund. Schade eigentlich, dass es 15 Jahre gedauert hat, bis der Besitzer Juan Carlos und sein französischer Winemaker Jean-Francois einsichtig wurden. Dazu brauchte es erst die zahlreichen Reisen des Sohns Carlos durch die Weinwelt. Artadi beschreitet nun den Weg hin zum eindeutigen Terroirabdruck und zur totalen Finesse mit kühler Frucht und seidigem Tannin, der nun in Bordeaux, aber auch in der Rioja gegangen wird. Fette Frucht, Marmelade, hoher Alkohol, Holz und sehr extrahierte Tannine sind out. Jetzt zählen nur noch Feinheit und Finesse.