Lobenberg: Der Barolo La Morra ist ganz neu bei Voerzio, ein preisliches Zugeständnis an den Markt. Er stammt zu zwei Dritteln aus den Grand Cru Lagen La Serra, Fossati und Case Nere. Der Rest kommt aus der Spitzenparzelle Boiolo in La Morras bester Lage zwischen Rocche dell’ Annunziata und Brunate gelegen. Da gibt es nur 2.500 Stöcke pro Hektar bei einem Kilo Trauben Ertrag pro Stock. Extrem reduziert also, aber mehr als die 300 Gramm pro Stock in den Top-Lagen. Hier ansonsten mit gleichem akribischem An- und Ausbau wie alle Barolo Top-Crus bei Voerzio. Der Wein soll sortimentstechnisch und preislich die Lücke schließen zwischen dem Langhe Nebbiolo und den Barolo Einzellagen, und Kunden einen Ausblick auf das Potenzial der Spitzenweine geben, bei gleichem kompromisslosen Qualitätsstreben für diesen Wein. Trotz extremen Arbeitsaufwands und minimalsten Erträgen versucht Roberto hier einen Wein zu erzeugen, der vielleicht für Endverbraucher unter 100 Euro liegen kann. Das ist – auch wegen der Zugabe von Grand Cru Material – ein wirklich ernsthafter Versuch, einen etwas bezahlbareren Wein auf annäherndem seinem Grand Cru Niveau zu erzeugen. Im Winter 2015/2016 hat er die 5 Hektar Boiolo dazu gepachtet, sehr strukturierter weißer Lehmboden, alles auch bisher in biologischer Bewirtschaftung natürlich. Das Jahr 2016 hatte in La Morra moderate Regenfälle mit einem warmen, aber nicht zu heißen Sommer. Im Herbst kühlten die Temperaturen nachts stark ab, sodass viel Frische und eine langsame Tannin-Ausreifung garantiert waren. Roberto vergleicht den Jahrgang mit 1990 im Sinne der Lagerfähigkeit und Intensität. 2016 ist das Jahr mit extrem seidigem, butterweichen Tannin. Dieser La Morra zeigt eher rote Frucht, aber wie sehr der Wein in die rote Frucht geht ist schon erstaunlich, denn das Jahr ist eigentlich vielerorts sehr schwarzfruchtig. Himbeere, darunter Waldhimbeere, ganz leicht Schlehe und süße Kirsche, auch Sauerkirsche, ganz feine Salzspuren und eine helle florale Note, sehr verspielt. Offensichtlich dominieren La Serra und Fossati den Blend. 2016 hatte ohnehin recht niedrige Erträge, aber bei Voerzio wird das natürlich durch die penible biodynamische Arbeit und die mehrfache grüne Lese nochmal zusätzlich stark verringert. Wir liegen auch bei diesem La Morra deutlich unter 20 hl/ha. Diese Pflanzen reifen einfach 3 bis 4 Wochen eher als die normaler Barolo Weinberge. Dennoch durchlaufen sie nach der Ernte eine regulär lange Mazeration und einer Fermentation inklusive malolaktischer Gärung im Tank, und erst dann geht es ins Holz. Der Mund dieses La Morra ist ungewöhnlich fein, für 2016 geradezu verblüffend wie finessenreich die Gerbstoffe sind. Alles ist schwebend und fein mit einer großen Länge und Salzigkeit. Die Integration von Frucht, Säure und Holz ist ziemlich perfekt. Ich glaube wenn Roberto mir gesagt hätte, dass das ein neuer Grand Crus ist, hätte ich das ohne Weiteres durchgehen lassen. Der Wein hat wirklich Klasse, Länge, Frucht und Spannung. Ein vibrierender Barolo im Voerzio Stil, den viele für überkonzentriert halten, aber in Wirklichkeit ist nur die Frische, die Säure, die Finesse konzentrierter. Der Wein hat 14% vol. Alkohol und zeigt überhaupt kein Fett, das ist alles im feinsten Rahmen. Tolles Erstlingswerk! 96-97/100