Lobenberg: 2014 gab es wegen Hagel keinen Brunate. Brunate ist die oft beste Lage der Gemeinde La Morra. Es gibt hier nur ein winziges Stück Weinberg bei Vietti. 2015 ist der Wein wieder da, allerdings in winziger Zuteilung, wie immer ein trauriger Mangelzustand bei Brunate. Brunate ist als Wein in der Frucht immer wärmer als die extremsten Weine der höchsten La Morra Lage La Serra. Brunate liegt in der Reichhaltigkeit zwischen La Serra und dem noch wärmeren Cerequio an der gleichen Hangseite. Unglaublich expressive Weine, und irgendwie jeder Winzer möchte für Ruhm und Ehre Brunate in La Morra und Cannubi in Barolo haben. Altare hatte ihn mal, verlor dann die Pacht aber gewann Cannubi. Voerzio hat immer Brunate, Eigenbesitz eben. Und es ist immer großes Kino, weil der Brunate immer so unglaublich komplex ist. Er ist manchmal nicht der Eleganteste wie der La Serra, nicht der Kräftigste wie der Cerequio, aber er ist immer der Komplexeste. Der 2015er zeigt eine unendliche Fülle verschiedener roter Frucht mit heller Lakritze unterlegt. Auch mit Eukalyptus und Minze unterlegt. Minze sogar ziemlich kraftvoll. Dann kommt Salz. Das Ganze ist sehr aromatisch. 2015 ist einfach ein so aromenstarkes Jahr, was irgendwo an eine Mischung aus 2008, 2012 und 2005 erinnert in dieser irren Komplexität und in diesem irren schiebendem, süßen Fruchtmix. Schon die Nase macht unglaubliche Freude. Der Mund greift diese Intensität wieder auf. Steigert sie sogar noch einmal, weil er unter dieser reiche, süße, komplexe Fruchtfülle nochmal viel Salz und Kalkstein schiebt. Das Ganze mit einer ungeheuren Fülle, seidigstem Tannin unterlegt. So lang, so komplex, verspielt und aromatisch bleibend wie er sich schon in der Nase präsentiert hat. 2015 braucht nicht so lange wie 2010, auch nicht so lange wie 2013, der als Jahrgang deutlich maskuliner war. 2015 ist als Jahrgang eine Ode an die Freude, an die Trinkfreude, an den Genuss, und 2015 kann schon in zehn Jahren ganz viel Freude machen. Es ist eine Turboversion des extrem leckeren 2005ers, nur das 2015 kein Regen in die Ernte fiel. Wir sind also deutlich fokussierter und konzentrierter. Und dazu noch die Frische aus den kühlen Nächten des Spätsommers erhielten. Nein, 2015 ist keiner der drei besten Jahrgänge der Geschichte. Das wird in jüngster Zeit sicherlich 2010, 2001 und im kommenden Jahr 2016 werden. Aber es ist eines der köstlichsten Jahre und es tummelt sich knapp vor 2008, ganz sicher noch vor 2012 und 2005, im Reigen der Delikatessen und der absoluten Köstlichkeiten. Und was ist die Maxime im Wein? Anbetung und Hoffnung auf eine grandiose Zukunft nach langer langer Lagerung oder offensichtlicher komplexer Hochgenuss und Trinkigkeit? Letzteres für mich! 99-100/100