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Im Portrait

Valdicava

Valdicava Weinberge

Die Qualitäts-Besessenheit im Blut

Das Valdicava-Anwesen, gelegen in den zum Großteil relativ flachen Tallagen nördlich von Montalcino, wurde von Martini Bramante 1953 erstanden. Damals gehörte das Land vier verschiedenen Familien, die es in Pacht bewirtschafteten. In der Zeit nach dem Krieg war es nicht sehr im Trend, in landwirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten. Dadurch verlor das Land an Wert und wurde relativ günstig veräußert. Zu dieser Zeit war die Zucht der Chianina-Kühe das Hauptgeschäft und die Familie Bramante verdiente ihr Zubrot mit Oliven, Obst und dem Verkauf von Trauben. Martini verkaufte die Trauben seiner Reben über viele Jahre an benachbarte Weingüter, bevor er 1967 endlich seinen ersten eigenen Brunello Valdicava abfüllte. Allerdings trug der Wein noch weitere zehn Jahre das Etikett des Consorzio – zu dieser Zeit wurde Martini nämlich auch eines der Gründungsmitglieder des »Consorzio del Vino Brunello di Montalcino«. Bis in die 1960er-Jahre hinein gab es nur wenige Weingüter, die ihren eigenen Wein abfüllten. Die besten Trauben der Region wurden beinahe vollständig an Biondi-Santi, das führende Weingut aus Montalcino, verkauft. 1987 stieg Bramantes Enkel Vincenzo Abbruzzese neben seiner Leidenschaft für Pferdezucht auch in Weinberg und Keller des Weinguts Valdicava ein. Mittlerweile ist Pier-Filippo Abbruzzese in vierter Generation verantwortlich für die Leitung des Weinguts.

There is something almost mystical about the Brunello di Montalcino from the wonderful estate of Valdicava. The mystique must emanate from the sublime vineyards on the north side of Montalcino, which produce arguably the most exquisite grapes. And, of course, the guru-like dedication of the owner Vincenzo Abbruzzese has also contributed to the craft of these lovely Tuscan sangiovese. 

Eine Ikone aus Sangiovese

Von den 140 Hektar Land in der Valdicava-Zone sind die für den Weinbau am besten geeigneten 29 Hektar mit Sangiovese-Reben bestockt. Trotz der hauptsächlich flachen Lage gibt es hier zum Teil große Unterschiede von ungefähr 20 °C zwischen den Tages- und Nachttemperaturen. Diese entstehen durch das 30 bis 40 Kilometer entfernte Mittelmeer und werden von ihm reguliert. Der Boden besteht aus Ton und Gallestro (kiesigem Ton) und viel Sand, der vom Urmeer zurückgeblieben ist. Pier-Filippo erzählt, dass das Team des Weinguts Banfi sogar einmal ein Walskelett im Weinberg fand!

Winzer im Weinkeller

Zu den wichtigsten Lagen des Weinguts Valdicava gehören die ikonischen Hanglagen Madonna del Piano und Montosoli, die auf bis zu 300 Höhenmeter ansteigen, sowie Poggio, Pievecchina, Pratea und Sferracavallo.

In den Rebgärten sieht alles makellos aus, penibel getrimmt wie mit der Nagelschere. Für neue Rebflächen bevorzugen Vincenzo und Pier-Filippo übrigens Buschreben (Alberello) in einer Dichte von 6.000 Rebstöcken pro Hektar im Gegensatz zur Drahtrahmen-Erziehung. Mittlerweile sind insgesamt 5 Hektar Rebfläche so bepflanzt. 2021 wurden 2,5 Hektar neu bestockt und 2024 ein weiterer Hektar. Der Anbau wird zu 100 Prozent ohne jegliche Chemikalien betrieben, der aus der eigenen Pferdezucht anfallende Mist sorgt für viele Nährstoffe im Boden der Weinberge. Die Böden werden laut Pier-Filippo hier bis maximal in eine Tiefe von 40 cm bearbeitet, denn hier oben »lebt sie«. Würde man tiefer pflügen, würde man das Gleichgewicht stören. Der Ertrag wird auf 1 kg Trauben pro Pflanze beschränkt und auf maximal 100 Gramm pro Traube der locker-beerigen Sangiovese Grosso. Auf der restlichen Fläche lebt die Familie Abruzzese ihre mindestens genauso verrückte Leidenschaft für die Zucht von edlen Pferden aus.

Valdicava Weinberge

Investitionen im Keller machen sich bezahlt

Im temperaturkontrollierten Keller werden alle Lagen separat in Zementtanks vergoren. Der Wein bleibt mit vier bis fünf Wochen relativ lange auf der Maische. Anschließend wird der Brunello zwei Jahre lang in großen 52 Hl fassenden Mittelberger Fässern aus Bozen ausgebaut, die alle 10 bis 15 Jahre ausgewechselt werden – häufiger, als es die meisten anderen Betriebe tun. Es folgen vor dem Release der Weine weitere drei Jahre Flaschenlager, um die Tannine und Aromen harmonisch zu integrieren.

Dieses Boutique-Weingut in Montalcino ist (inklusive der Besitzer!) total abgefahren. Bei Valdicava gibt es extreme, hoch individuelle Weine in winzigen Mengen von circa 6.000–7.000 12er-Kisten pro Jahr, die nach acht bis zehn Jahren im Keller zur Höchstform auflaufen. Stilistisch sind sie muskulös und elegant. Keine Bodybuilder, sondern eher Geräteturner.

Wein Scout Anja zu Besuch bei Valdicava
Wein Scout Anja zu Besuch bei Valdicava

Das Erfolgsgeheimnis sind die ultra kleinen Erträge im Weinberg, bewirkt durch eine mehrfache grüne und pinke Lese. Die Familie Abbruzzese wird seit Jahren durch Winzer Attilio Pagli und den Agronom Andrea Paoletti unterstützt.

Mit seinem Purismus und seinem fast irrwitzigen Qualitätsanspruch ist Valdicava der »Roberto Voerzio« der Toskana und in allen Belangen schon beinahe ebenso kultig wie dieser!

Aktuelles

Neueste Jahrgangsberichte

Weinkeller Valdicava

Die ohnehin schon streng zugeteilten Weine von Valdicava wurden durch verschiedene Naturereignisse leider in den letzten Jahren noch rarer. Angefangen mit dem Frühfrost, der die Ernte 2017 dramatisch auf ein Achtel der durchschnittlichen Erntemenge reduzierte und selbst die Triebe des Folgejahrgangs 2018 derart beeinträchtigt hat, dass sich die Familie Abbruzzese entschied 2018 keinen Brunello zu machen, und stattdessen lediglich eine kleine Menge Rosso di Montalcino abzufüllen. 2019 bis 2022 hat Valdicava einen herausragenden Jahrgang nach dem nächsten hingelegt, die Weine präsentieren sich mit großer Persönlichkeit und druckvoller Finesse bei der Fassprobe. Im herausfordernden Jahrgang 2023 wurde die Erntemenge des Weinguts mit den extrem hohen Qualitätsansprüchen durch strenge Selektion um 90 Prozent (!) reduziert. Daher wird es dieses Jahr wieder »nur« einen Rosso di Montalcino und keinen Brunello geben.