Der Nusserhof in Bozen ist eine Institution Weinbauhistorie seit 1788. Zertifiziertes Bio-Weingut seit 1994, nur 2,4 Hektar Rebfläche. Ein echter Familienbetrieb, der sich voll auf den Wein fokussiert. Dafür spricht auch die Tatsache, dass man weiterhin keine Mailadresse oder Website besitzt. Alles geschieht hier noch mit persönlichem Kontakt und mit größtmöglicher Sorgfalt. Elda und Heinrich Mayr widmen sich mit aller Kraft den Rebsorten Lagrein, Teroldego und Blatterle. Alle Weine sind spontan vergoren. Dabei wird höchster Wert auf die Typizität der Rebsorte gelegt. Kein Holz soll das überschminken. Daher geschieht der Ausbau überwiegend im Stahltank oder großen Holz. Von jedem Wein gibt es nur wenige hunderte bis einige tausende Flaschen pro Jahrgang. Eine weitere Besonderheit, die den komplexen Stil erklärt, ist die geduldige Reifung der Weine auf der Flasche. Selbst der Rosé reift acht Monate in der Flasche, nachdem er bereits dieselbe Zeit im Stahltank verbrachte. Bozen selbst ist prädestiniert für den Weinbau. Bozen befindet sich rund 60 Kilometer südlich der italienisch-österreichischen Grenze. Das alpin geprägte Land und die Tallage spenden ein warmes aber geschütztes Klima mit warmen Sonnenstunden tagsüber. Der Nusserhof liegt direkt neben dem Eisack-Fluss. Die Reben stehen auf Schwemmlandböden und sind dank alter Rebbestände von bis zu 80 Jahren tiefwurzelnd. Dies ist authentischer und herkunftsbezogener Wein in Reinform. Der Nusserhof ist ein persönlicher Favorit von Antonio Galloni, der sich über den Nusserhof wie folgt äußert: Nusserhof remains one of the stars not just of Alto Adige, but of Italy.
Ich bewundere Gloria Mayr wirklich sehr, denn die bedachte junge Frau hat mit jeder Menge Ungewissheit zu kämpfen. Seit Jahrzehnten breitet sich die Stadt Bozen unaufhörlich aus und kommt sowohl den Weinbergen als auch dem Wohnhaus der Familie immer näher. Glorias Opa Josef Mayr Nusser wurde von der Gemeinde Bozen posthum heiliggesprochen, denn er wagte im Zweiten Weltkrieg den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Deshalb traut sich die Gemeinde Bozen bis heute vermutlich nicht an das Gelände und Josefs Geburtshaus heran. Aber niemand weiß, wie lange das noch so bleiben wird. Lohnt es noch, ins Elternhaus zu investieren, oder fällt dieses womöglich bald der weiteren Stadtentwicklung zum Opfer?!? Heute, wo selbst in Südtirol Religion einen immer geringer werdenden Einfluss zu haben scheint, könnte stattdessen die kleine grüne Oase mit den Weinbergen inmitten der Stadt in Zukunft ein Argument für Umweltschutz und Klima sein. Das macht Gloria Hoffnung! 2023 gab es ganz wenig Vernatsch, denn ein Großteil der Trauben fiel der Kirschessigfliege zum Opfer. Die gibt es hier in Südtirol seit 2011, aber zum Glück geht sie »nur« auf die Vernatsch los, die wegen ihrer dünnen Traubenschale für die Fliegen leicht zugänglich sind. Seither muss bei der Lese viel aussortiert werden und das Weingut hat zwischen 20 und 50 Prozent Ernteausfall. Kaolin (Tonerde, die in der Toskana gegen Sonnenbrand hilft) scheint laut Gloria vielleicht eine Lösung zu sein. Die Kirschessigfliege sucht sich Trauben nämlich nach Farbe aus und Kaolin macht sie weiß. Die ersten Versuche 2024 waren wirklich positiv, denn die Trauben waren viel gesünder. Kaolin ist ein natürlicher Schutz, ganz ohne Chemie. Der Jahrgang 2024 war in Südtirol so herausfordernd wie zuletzt 1965! Bereits im April allein hat es so viel geregnet wie sonst in einem ganzen Jahr! Im Juli und August sorgten heiße Temperaturen bis 40 °C für eine recht zügig eintretende Reife. Aufgrund des angekündigten Regens las Gloria mit ihrem Team eine Woche früher als ursprünglich geplant, besonders dem Vernatsch hätte sie eigentlich gerne noch eine extra Woche am Rebstock gegönnt. Am 23. September, 2 Stunden nachdem Gloria mit der Lese fertig war, regnete es sechs Wochen lang durchgängig bis in den November! Die Trauben des Nusserhof konnten durch den glücklich gewählten Lesezeitpunkte gesund und ohne Fäule eingebracht werden. Gloria ist mehr als froh und zufrieden mit dem Jahrgang – absurderweise waren die Trauben sogar so schön wie lange nicht mehr.
Ich bewundere Gloria Mayr wirklich sehr, denn die bedachte junge Frau hat mit jeder Menge Ungewissheit zu kämpfen. Seit Jahrzehnten breitet sich die Stadt Bozen unaufhörlich aus und kommt sowohl den Weinbergen als auch dem Wohnhaus der Familie immer näher. Glorias Opa Josef Mayr Nusser wurde von der Gemeinde Bozen posthum heiliggesprochen, denn er wagte im Zweiten Weltkrieg den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Deshalb traut sich die Gemeinde Bozen bis heute vermutlich nicht an das Gelände und Josefs Geburtshaus heran. Aber niemand weiß, wie lange das noch so bleiben wird. Lohnt es noch, ins Elternhaus zu investieren, oder fällt dieses womöglich bald der weiteren Stadtentwicklung zum Opfer?!? Heute, wo selbst in Südtirol Religion einen immer geringer werdenden Einfluss zu haben scheint, könnte stattdessen die kleine grüne Oase mit den Weinbergen inmitten der Stadt in Zukunft ein Argument für Umweltschutz und Klima sein. Das macht Gloria Hoffnung! 2023 gab es ganz wenig Vernatsch, denn ein Großteil der Trauben fiel der Kirschessigfliege zum Opfer. Die gibt es hier in Südtirol seit 2011, aber zum Glück geht sie »nur« auf die Vernatsch los, die wegen ihrer dünnen Traubenschale für die Fliegen leicht zugänglich sind. Seither muss bei der Lese viel aussortiert werden und das Weingut hat zwischen 20 und 50 Prozent Ernteausfall. Kaolin (Tonerde, die in der Toskana gegen Sonnenbrand hilft) scheint laut Gloria vielleicht eine Lösung zu sein. Die Kirschessigfliege sucht sich Trauben nämlich nach Farbe aus und Kaolin macht sie weiß. Die ersten Versuche 2024 waren wirklich positiv, denn die Trauben waren viel gesünder. Kaolin ist ein natürlicher Schutz, ganz ohne Chemie. Der Jahrgang 2024 war in Südtirol so herausfordernd wie zuletzt 1965! Bereits im April allein hat es so viel geregnet wie sonst in einem ganzen Jahr! Im Juli und August sorgten heiße Temperaturen bis 40 °C für eine recht zügig eintretende Reife. Aufgrund des angekündigten Regens las Gloria mit ihrem Team eine Woche früher als ursprünglich geplant, besonders dem Vernatsch hätte sie eigentlich gerne noch eine extra Woche am Rebstock gegönnt. Am 23. September, 2 Stunden nachdem Gloria mit der Lese fertig war, regnete es sechs Wochen lang durchgängig bis in den November! Die Trauben des Nusserhof konnten durch den glücklich gewählten Lesezeitpunkte gesund und ohne Fäule eingebracht werden. Gloria ist mehr als froh und zufrieden mit dem Jahrgang – absurderweise waren die Trauben sogar so schön wie lange nicht mehr.
Bei Heinrich Mayr vom Nusserhof vergeht die Zeit langsamer, der Besuch entschleunigt geradezu auf wundersame Art und Weise. Der bescheidene Mann spricht ruhig und bedächtig. Er war von jeher ein Visionär, angefangen bei seiner tiefen Überzeugung, biologisch zu arbeiten, zu einer Zeit, als das von den Nachbarn sicher eher als verrückt abgestempelt wurde, bis hin zur Rettung der autochthonen Rebsorte Blatterle, die nur unregelmäßige Erträge liefert. Wenn alles passt, so wie im Jahrgang 2021, bringt sie erstaunliche Weine von enormer Spannung und Komplexität ins Glas. Inzwischen übernimmt Tochter Gloria, nach der auch der Topwein des Weinguts – und wahrscheinlich beste Lagrein Südtirols! – benannt ist, mehr und mehr Aufgaben des Mini-Betriebs, vom Keller bis zum Vertrieb.


