Da es im Gegensatz zu den Conternos oder Mascarellos – bei denen immer auch die Vornamen genannt werden – das mit Abstand berühmteste Weingut mit dem Namen Burlotto ist, wird es auch oft schlicht Burlotto genannt. Das geschichtsträchtige Weingut gab es als damals typischen landwirtschaftlichen Mischbetrieb bereits seit Generationen, bevor sich 1850 voll auf den Weinbau fokussiert wurde. Nicht nur das war für die damalige Zeit ungewöhnlich, denn eigentlich wurden Weine zu dieser Zeit als Fassware an große Kooperativen verkauft und auch nicht selbst abgefüllt. Der Pioniergeist zahlte sich schnell aus, so wurde Preis um Preis gewonnen und sogar das Königshaus Savoyen ließ sich mit den Weinen von G.B. Burlotto beliefern.
Über die Jahre steigerte sich die Qualität der Weine und Burlotto hat sich auch in schwierigen Zeiten darauf verstanden, große Weine zu produzieren.
Die knapp 16 Hektar Weinberge verteilen sich auf die vier Gemeinden Verduno, Barolo, Monforte d’Alba und Roddi. Die Top Crus sind oft mit hohem Anteil an Kalkstein im Boden gesegnet, der den Weinen eine Mineralität und Eleganz gibt, die konträr zu den weiter östlich liegenden, meist etwas strukturierteren Barolo sind.
Mittlerweile wird das Zepter von der vierten an die fünfte Generation abgegeben und mit Fabio Alessandria und seiner Schwester Cristina steht überaus kompetenter Nachwuchs an der Spitze des Familienweinguts. Traditionen und die Verantwortungen eines so alten und ehrwürdigen Erbes bedeuten der Familie besonders viel. Aber die Familie hat sich gleichzeitig nie vor Innovationen versteckt und so sagen sie:
“Wir produzieren auch heute noch die klassischen Weine der Alta Langa im Sinne einer Tradition, die für uns nicht die unkritische Übernahme einer archaischen Arbeitsweise ist, so gültig diese auch sein mag, sondern vielmehr die Übernahme eines Erbes, das aus mutigen und inspirierten Entscheidungen besteht, aus denen sich eine Verantwortung ergibt, die wir freiwillig übernehmen, so wie es alle Protagonisten der bisher erzählten Geschichte getan haben.”
In diese Philosophie reiht sich auch die Arbeit im Weinberg ein. Hier wird nicht dogmatisch Jahr für Jahr das gleiche abgespielt, sondern Burlotto lässt sich auf einen Tanz mit Jahreszeiten und spezifischen Charakteristika der jeweiligen Jahre ein. Dazu zählt auch die Handarbeit im Weinberg, die großgeschrieben wird. Handwerkskunst und Anpassungsfähigkeit gehen Hand in Hand mit Erfahrung und bringen Jahr für Jahr große Weine hervor. Geerntet wird per Hand, die lange Maischegärzeit für die Barolo findet in großen Holzbottichen statt, anschließend wird im Keller wird minimalinvasiv gearbeitet und ausgebaut für lange Zeit in den traditionellen großen Holzfässern aus slawonischer Eiche. Das Ergebnis ist eine Offenbarung an Balance, Finesse und schierer Größe. Groß nicht im Sinne von laut oder aufdringlich, sondern groß im Sinne von, viel besser geht es nicht. Die Weine probieren nicht, über ihr Potential hinauszuschießen, sondern holen aus ihren Möglichkeiten das Beste raus. Das führt sich über den für das Barolo klassischen Jahrgangsblend aus verschiedenen Lagen fort, der einen top Einstieg in die Champions League des Hauses liefert, mit Tiefe und Komplexität, bis hin zu dem legendären Movigliero, der ein schierer Riese ist. Er manifestiert den Stil des Hauses zu einem Monument, so ist er kräftig, wie es sich für einen Nebbiolo gehört, mit einer tiefgreifenden Frucht, die nie kitschig oder aufgesetzt wirkt und einer Eleganz, Länge und Intensität, die den Atem raubt. Dazu ein enormes Lagerpotential, welches verbunden mit dem nicht abnehmenden Hype auch Spaß für die kommenden Jahrzehnte garantiert.

