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Im Portrait

Chartreuse

Einst vor fast 300 Jahren als medizinisches Elixier kreiert, hat sich Chartreuse zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Bar gemausert. Die Mönche des Klosters Grande Chartreuse, eingebettet in die eindrucksvolle Berglandschaft nördlich von Grenoble, bewahren seit Jahrhunderten das geheime Rezept und die Tradition der Herstellung dieses außergewöhnlichen Likörs.

Ursprünglich von einem Alchimisten des Mittelalters entwickelt, gelangte das Rezept über den Herzog von Estrées als Manuskript zu den Karthäusern. Aufgrund der extrem aufwändigen Umsetzung des Rezeptes arbeiteten die Mönche rund 150 Jahre daran, bis Bruder Jérôme Maubec es 1764 erstmals als »Pflanzenelixier der Grande Chartreuse« finalisierte. Während der Cholera-Krise von 1832 wurde es weitläufig als Medizin eingesetzt und erlangte schnell Popularität.

Chartreuse Weingut in den Bergen

Der Mythos Chartreuse lebt! Die Essenz der Liköre wird bis heute von den Mönchen im Kloster der Großen Kartause produziert. Nur zwei aktive Brüder kennen das Rezept, das angeblich seit 1737 unverändert als »Élixir Végétal de la Grande Chartreuse« hergestellt wird. Nur zwei Destillateure stellt das Kloster zur Arbeit am Chartreuse-Likör neben ihrem Mönchsleben frei – den Meister und seinen Nachfolger. Nur diese beiden kennen den gesamten Prozess von Anfang bis Ende. Ihnen arbeitet der »Kräutermeister« zu, der sich um die Beschaffung und den »Blend« des Trockenmaterials kümmert und anschließend in die Destille überbringt. Von da an übernehmen die zwei Destillateure den Job – und zwar völlig alleine. Tatsächlich sind bis heute nur drei Mönche direkt an der Produktion von Chartreuse beteiligt. Mehr möchte das Kloster nicht dafür einsetzen, auch, weil es gewissermaßen eine Abkehr vom ursprünglichen Mönchsleben bedeutet. Die Karthäuser sind ein strenger Orden, der strikten Regeln folgt, die nur wenig Kontakt zur Außenwelt zulassen. Die Mönche leben zum Studieren und Beten. Allerdings betätigen sie sich auch seit jeher an wirtschaftlichen Tätigkeiten, um die 22 weltweiten Karthäuser-Klöster finanzieren und erhalten zu können. Die Mönche sind tief in der Region verwurzelt. Anfangs lebten sie von der Holzwirtschaft, dann kam irgendwann die Likör-Produktion hinzu, die bis auf eine kurze Zwischenphase mit Umzug nach Tarragona in Spanien aufgrund der Säkularisierung Frankreichs durch Napoleon, ausschließlich am Hauptsitz nördlich von Grenoble stattfindet. Viele der anderen Karthäuser weltweit wissen wahrscheinlich gar nicht, um die Produktion dieses Likörs, da sie so abgeschieden leben.

Weinkeller und Weinfaesser Chartreuse

Drei Mönche allerdings halten die Tradition bis heute aufrecht. Das Elixier besteht aus rund 130 geheimen Zutaten, darunter unzählige Kräuter, Gewürze und Baumrinden, die in unterschiedlichen Verfahren mazeriert und destilliert werden. Dafür werden viele Tonnen trockenes, vegetatives Material gebraucht. Schließlich sind alle Zutaten natürlichen Ursprungs. In der kloster-eigenen Destillerie Aiguenoire in Entre-Deux-Guiers (Isère) wird das »Elixier des langen Lebens«, wie es ursprünglich genannt wurde, noch heute unverändert exklusiv in 10cl kleine Flaschen abgefüllt. Es bildet die Basis für die bekannten Liköre Chartreuse Verte und Jaune.

Eine Charge Chartreuse umfasst in der Regel rund 50.000 Liter. Aus diesem Grund ist das auch das Fassungsvolumen der größten Fässer im Keller der Destille. Nach rund zwei Jahren Ausbau in den größten Fässern wird in zwei halb so große abgestochen und nach nochmal ein bis zwei Jahren erneut in vier halb so große. Anschließend werden rund 95 Prozent des Chartreuse abgefüllt. Rund 1,2 Millionen Liter p.a., das ist das maximale Produktionsvolumen für die ganze Welt. Die allerbesten 5 Prozent der Fässer verbleiben noch weitere Jahre zur Reifung im Keller, aus ihnen werden dann später die Spezial-Cuvées wie 9eme Centenaire, der gelbe MOF oder der grüne 1605 – je nachdem welche Basis sie haben.

Erst in den 1950er Jahren ist die Marke »Chartreuse« wie man sie heute kennt, entstanden. Der Beginn der Erfolgsgeschichte wird neu geschrieben und Chartreuse ist heute so begehrt wie selten zuvor.