Côte de Nuits – eigentlich bräuchte dieses Stück Land keine Einleitung, denn seine Weine sind zurecht weltberühmt: Die besten Pinot Noirs der Welt und ein klein wenig genialer Chardonnay.
An den Weinen der Côte de Nuits kommen Weinliebhaber rund um den Globus nicht vorbei. Die berühmte Côte de Nuits, die nach ihrem größten Ort Nuit-St-Georges benannt ist, stellt den nördlichen Teil der größeren Côte d’Or dar und zieht sich fast 20 Kilometer lang von Dijon nach Beaune durch das malerische Burgund. Die rund 2750 Hektar Rebfläche der Region befinden sich zwischen 250 und 360 Metern über dem Meeresspiegel und die besten Ihrer Lagen, Crus genannt, befinden sich an Südost-exponierten Hängen. Dies verleiht den Trauben eine optimale Mischung aus Reife durch Sonne und Säure durch kühleres Mikroklima. Die Jahresproduktion der Côte de Nuits schwankt jährlich um etwa 100 000 Hektoliter, erreicht aber manchmal auch nur weniger als die Hälfte, denn Frost und Krankheitsdruck sind ein steter Begleiter des sensiblen Pinot Noirs in dieser klimatischen Grenzregion. Der absolute König der Côte de Nuits ist natürlich der Pinot Noir, der knapp 90% der Gesamtrebfläche bedeckt. Von den restlichen 10 Prozent fallen 9 Prozent auf Chardonnay ab und knapp 1 Prozent auf Aligoté und Gamay.
»Man kann definitiv sagen, dass in der Côte de Nuits die absolute Weltspitze an Pinot Noir produziert wird.«
In der Côte de Nuits befinden sich 16 Dörfer, die in 8 Village Appellationen eingeteilt sind. Nicht alle der 16 Dörfer haben ihre eigene Village-Appellation, da einige auch einfach nur unter Côte-de-Nuits-Villages gelabelt werden. Die Namen dieser besonderen Dörfer sind für Wein-Aficionados gleichbedeutend mit den größten Weinen der Welt: Vosne-Romanée, Gevrey-Chambertin, Nuits-Saint-Georges, Vougeot, Morey-Saint-Denis, Chambolle-Musigny, Marsannay und Fixin. Auch wenn bereits die Village-Weine dieser Dörfer die Speerspitze des Pinots darstellen, was wäre das Burgund ohne seine legendären Crus? Insgesamt befinden sich an der Côtes über 130 Premier Cru und 24 Grand Cru Lagen, jede einzelne davon ist besonders, einige sind Weltklasse.
Sie alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, aber herauszuheben sind unter anderem »Romanée-Conti« in Vosne-Romanee, eine Monopol-Lage der Domaine de la Romanée-Conti, für viele der Inbegriff von Vollkommenheit, oder »Chambertin« in Gevrey-Chambertin die so einzigartig kräftige und strukturierte Pinots hervorbringt. Nicht zu vergessen auch »Clos de Vougeot«, der mit rund 50 Hektar in Vougeot die größte Grand Cru Lage der Côte de Nuits abbildet oder »Les Musigny« in Chambolle-Musigny den man durch seine fast schon unerhörte Zartheit und Duftigkeit fast als die Antithese zum »Clos de Vougeot« sehen kann.
Auch auf die Premier Crus kann man sich verlassen: Les Saint-Georges, Aux Boudots, Cazetièrs, Clos St-Jacques, Les Amoureuses oder Aux Brûlées sind Namen auf die man sich dermaßen verlassen kann, wenn es um ganz große Weine geht. Für einige sind diese Premier Crus sogar fast die bessere Wahl, da Ihre Preise zwar hoch, aber noch nicht in stratosphärische Höhen, wie die der Grand Crus gewandert sind.
Was macht denn nun aber die Côte de Nuits so besonders, dass in ihr solche großartigen Weine heranwachsen? Wie so oft liegt die Antwort auf diese Frage im Terroir der Region. Denn sowohl hier in der Côte de Nuits als auch in ihrem südlichen Gegenstück, der Côte de Beaune, liegen die besten Weinberge entlang eines schmalen, nach Südosten ausgerichteten Bandes aus unterschiedlichen Anteilen von Kalkstein, Ton und Mergel. Perfektes Terroir für großartigen Stoff.
Klimatisch gesehen ist das Burgund und vor allem die Côte de Nuits extrem spannend. Durch die Hanglagen kriegen die Reben in der Wachstumsperiode zwischen April und September ungefähr 1300 Sonnenstunden ab. Das ist trotz der nördlichen Lage relativ viel und bietet damit optimale Konditionen für die Reife der Trauben. Die knapp 700 mm Niederschlag pro Jahr und die verschiedenen Expositionen und Höhenlagen helfen allerdings dabei, die Trauben nicht überreif werden zu lassen und Frische und Säure zu bewahren. Jedoch ist nicht alles an der Côte de Nuits perfekt, denn die Region kämpft nicht selten mit Spätfrösten, Mehltau und Hagel, was die Ernte regelmäßig stark limitiert.
Lagen und Terroir machen alleine jedoch noch keinen Wein. Ohne die herausragenden Winzerfamilien, von denen es an der Côte de Nuits mehr als irgendwo sonst gibt, und deren Leidenschaft für Pinot Noir wären die Ortschaften und Crus kaum so berühmt geworden. Dazu zählen beispielsweise Trapet und Thierry Mortet mit ihren unfassbar eleganten Pinots aus dem Norden, aber auch die genialen »Naturweine« von Sylvain Pataille. Ebenso wie die großen Dynastien wie Faiveley, Jadot und Bouchard Père & Fils.
Zu den Best-Buys zählen unter anderem die Vosne-Romanée von d’Eugenie oder Grivot oder Trapets Gevrey-Chambertin Ostrea. Auf Premier Cru-Niveau gibt es ebenfalls viel zu entdecken, gerade auch weil die Grands Crus so verschwindend rar und oft enorm teuer sind. Highlights sind etwa der 1er Cru Lavaut-St-Jacques von Faiveley, der Chambolle 1er Cru Baudes von Jadot oder auch der Beaune Grèves von Tollot-Beaut, sehr pur, terroir-expressiv und rassig.
Hautes-Côte-de-Nuits
Die Hautes Côte de Nuits ist eine extra Appellation der Côte de Nuits, die höher gelegen ist und quasi westlich oberhalb der Hänge der Côte d’Or situiert ist. Hier liegen die Rebanlagen auf einem Hochplateau zwischen 275 und 480 Metern über dem Meeresspiegel, was zu einem allgemein kühleren Klima und frischeren, schlanken Weinen führt. Mittlerweile sind die höher gelegenen Lagen für viele Winzer ein spannendes Terroir geworden, um andere Stile zu produzieren und eine weitere Nuance in ihr Portfolio einzubauen. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel haben die Hautes-Côtes in den letzten Jahren mit am meisten gewonnen im Burgund. Besonders spannende Produzenten sind unter anderem Aurélien Verdet mit seinen sanften, feinen Pinots, Anne Gros mit großen Chardonnays aber auch Georges Noellat, Millot und Jean Tardy. Allesamt eine absolute Preis-Genuss Empfehlung, für diejenigen, die das Burgund auch mit schmaleren Geldbeutel kennenlernen wollen.




