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Im Portrait

Weingut Eymann

Eyman Weingut

Rainer Eymann war 1984 einer der ersten Winzer Deutschlands, die ihre Weinberge konsequent ökologisch bewirtschafteten – zu einer Zeit, in der die meisten lieber nach der Flasche Glyphosat griffen als zur Begrünungsmischung. Damals war das keine Marketingentscheidung, sondern eine Frage des Gewissens. Heute wirkt es fast wie eine Vorwegnahme all dessen, was in der Weinwelt als Zukunft gilt.

Sohn Vincent führt den Betrieb heute mit klarem Fokus weiter – biodynamisch, handwerklich, mit feinem Gespür für Herkunft. Seit 2006 ist das Weingut Demeter-zertifiziert. Aber wichtiger als das Zertifikat ist, was dahinter steht: ein tägliches Arbeiten mit, nicht gegen die Natur. Alles beginnt im Boden – und genau dort liegt auch die Kraft der Weine.

Eymann Weingut

Zwischen Kalk, Lehm und Sandstein – Pfälzer Vielfalt auf engem Raum

Die rund 18 Hektar Weinberge verteilen sich auf den Heimatort Gönnheim, sowie die umliegenden Gemeinden Wachenheim und Bad Dürkheim. Drei Ortschaften, drei Mikroklimata, drei ganz unterschiedliche Gesteinsformationen. Die Lagen rund um Gönnheim – Sonnenberg und Mandelgarten – sind tiefgründig, schwer, mit kalkhaltigem Lehm und Löss, der das Wasser auch in trockenen Jahren hält. Es sind kraftvolle, aber nicht plumpe Böden. Perfekt für Spätburgunder, die nicht laut sein wollen. Die Reben stehen hier eng, bis zu 9.000 Stöcke pro Hektar – das sorgt für kleine, konzentrierte Beeren, niedrige Erträge, viel Struktur und Klarheit im Wein. Man schmeckt förmlich die Helligkeit dieser Burgundertypen, die Frische, den kalkigen Grip – als hätte jemand Côte de Nuits durch einen Pfälzer Filter geschoben.

This unbelievable German pinot noir has enormous concentration, dangerous energy and superfine tannins that give it terrific focus and drive. Mind-blowing vitality in the enormously long and intensely minerally finish.

Weiter oben, Richtung Haardtrand, wo sich die Landschaft lichtet, die Luft trockener wird, verändert sich auch das Terroir. In Wachenheim und Dürkheim – Lagen wie Schlossberg oder Fuchsmantel – dominiert der Buntsandstein. Locker, bröselig, mit exzellenter Drainage. Die Nächte sind hier kühler, die Reife verläuft langsamer, fokussierter. Das ideale Terrain für Riesling: straff, salzig, nie laut, mit kräuterwürziger Kühle. Kein Tropenkitsch, sondern reine Präzision und Zug. Besonders sind die alten Riesling-Parzellen, teils sogar noch wurzelecht, jahrzehntealt. Das ist quasi gelebtes Kulturgut, mehr Denkmalpflege als Agrarbetrieb. Aus rein wirtschaftlicher Sicht nicht besonders lohnend, denn die Erträge sind gering, die Beeren klein – das Aromengerüst dafür oft fast ätherisch. Es ist, als hätten diese bis zu über 90 Jahre alten Rebstöcke gelernt, wie man spricht, ohne zu brüllen. Und genau das macht die Weine so eigenständig: Sie brauchen kein Tuning, kein Make-up. Sie erzählen still, aber deutlich. Terroir-Riesling in Reinform.

Pure, crisp and bone dry on the palate yet with a fine reduction and a vinous, remarkably intense texture, this is a sustainable sparkling wine with elegance, complexity and length. Impressive.

Arbeit im Weinberg Eymann

Reduktion aufs Wesentliche

Im Keller arbeitet Vincent Eymann mit größtmöglicher Zurückhaltung. Handlese, selektive Ernte, spontane Vergärung – fassweise, getrennt nach Parzellen. Die Weine bleiben lange auf der Hefe, ohne Schönung, ohne unnötige Eingriffe. Der Schwefeleinsatz ist minimal und gezielt. Das Holz traditionell und zurückhaltend: Pfälzer Stückfässer, gebrauchte Barriques, je nach Wein auch Edelstahl. Der Ausbau bei Eymann folgt niemals dem Stil, sondern der Herkunft. Was dabei herauskommt, sind Weine, die sich nicht in den Vordergrund drängen. Sie leuchten, statt zu funkeln. Sie sind präzise, mineralisch, tief. Die Rieslinge vibrieren vor Energie, mit kühler Frische, salziger Mineralität und einer kräuterigen Aromatik, die eher an Kamille und Minze erinnert als an exotische Früchte. Die Spätburgunder zeigen klare rote Beeren, feine Würze, straffe Tanninstruktur – ohne dicke Holzwucht, dafür mit kalkiger Finesse. Auch die Schaumweine sind eigenständig: traditionell versektet, mit viel Geduld auf der Hefe, feiner Perlage, schlank und ziseliert. Sie profitieren vom gesunden, biodynamisch erzeugten Lesegut – und vom Vertrauen in den Prozess.

Toreye – Geschichte in Flaschenform

Die Linie – mittelhochdeutsch »zur Aue« – greift auf die lange Familiengeschichte zurück: Der gleichnamige, bereits 1350 erwähnte Lehnshof markiert einen historischen Ankerpunkt der Eymann-Linie. Alte Reben, mikroskopisch kleine Erträge, lange Hefelager, Ausbau im traditionellen Holz – alles hier ist handverlesen, wortwörtlich. Diese Weine brauchen Luft, brauchen Zeit – aber sie danken es mit Tiefe, Textur, Lagerfähigkeit. Nichts für den schnellen Schluck, sondern für den Zweiten.

Unser Ziel ist es, die Geschichte unserer Frucht - gezeichnet von Standort, Klima und Jahrgang - möglichst unverfälscht in unseren Weinen abzubilden.

Weinkeller Eymann

Nachhaltigkeit & Biodiversität als Qualitätsfaktor

Wer einmal durch die Weinberge der Familie geht, merkt schnell, dass hier viel mehr wächst als nur Reben. Blühstreifen, artenreiche Begrünung, Nistkästen, Insektenvielfalt – was aussieht wie ein Naturgarten, ist Teil eines bewusst gepflegten Ökosystems. Gesunde Böden, lebendige Vielfalt – das alles dient nicht der Zierde, sondern der Qualität. Weniger Stress für die Rebe bedeutet stabilere Reife, weniger Pflanzenschutz, mehr Ausdruck. Humusaufbau, Kompostwirtschaft, organische Düngung – das alles ist hier nicht Beiwerk, sondern Grundlage. Eymann steht für einen klaren, puristischen Stil. Für Weine, die nicht laut sein müssen, um Eindruck zu hinterlassen. Für eine Philosophie, die den Weinberg sprechen lässt – nicht die Technik. Wer biodynamischen Weinbau nicht als Show, sondern als stillen Weg versteht, wird hier fündig. Es ist keine Pose, kein Konzept – es ist einfach nur sehr guter Wein, mit Haltung und Herkunft. Und genau deshalb so überzeugend und großartig.